Vermehrung einer Sammlung
Die Kunstsammlungen Chemnitz haben sich dem Werk des 2004 verstorbenen Malers Wolfgang Mattheuers verschrieben, der die "Leipziger Schule" mitbegründete. Seine Witwe und ein Sammler gaben mit ihren Schenkungen Anlass für eine neue Ausstellung.
Auf dem Ölbild flattern zwei von der Sonne beschienene Hemden im Wind, fast meint man den Sommer mit allen Sinnen spüren zu können, ... das Laub des Baumes ist leuchtend grün, bunte Blumen sind zu sehen. Das ist die neueste Schenkung an die Chemnitzer Kunstsammlungen. Ursula Mattheuer-Neustädt, die Witwe von Wolfgang Mattheuer hat dieses Bild jüngst großzügig nach Chemnitz gestiftet. Nun hängt es in der neuen Ausstellung.
Dahin zieht es auch Hartmut Koch, Jahrgang 1931. Vor knapp 40 Jahren hat der Biologe und gelernte Chemiefacharbeiter angefangen, Werke des Leipziger Künstlers zu sammeln:
"Ich bin dem Namen Wolfgang Mattheuer das erste Mal begegnet 1966. Da war ich in Halle, und dort fiel mir ein Bild auf, das sich von den anderen Bildern schon von der Tür her gesehen sehr unterschied."
Koch ist fasziniert von dem Bild mit dem Titel "Kain und Abel". Der Brudermord in der Interpretation des Leipziger Künstlers Mattheuer wird für den jungen Chemnitzer Chemiefacharbeiter zur Initialzündung, er sucht weiter nach Bildern von Mattheuer. Doch es sollte Jahre dauern, bis Hartmut Koch zum ersten Mal auf den Künstler persönlich traf. 1978 kommt es zu einer ersten Begegnung des Sammlers mit dem Vogtländer. Zu diesem Zeitpunkt besitzt Koch bereits rund 60 Arbeiten von Mattheuer. Koch im Rückblick:
"Also er war ein sehr kritisch eingestellter Mensch. Man kann also auch sagen, (lacht) er ist eben auch ein typischer Vogtländer, streitbar, ... streitbar!"
Koch sammelt weiter mit einer Leidenschaft, die auch den Künstler begeistert. 2002 schenkt Koch seine Sammlung an die Kunstsammlungen Chemnitz, die nunmehr im Besitz des vollständigen druckgrafischen Oeuvres von Wolfgang Mattheuer sind. Die Kuratorin, Kerstin Drechsel:
"Es sind 411 Motive und über 850 Einzelblätter und darunter auch sehr viele Zustandsdrucke, sehr viele Arbeiten auf Papier, wo wir wissen, wo wir erkennen, wie arbeitet ein Künstler, wie entwickelt sich das. Jetzt haben wir durch die Schenkung von Ursula Mattheuer-Neustädt noch drei Zeichnungen hinzugewonnen, und das ergänzt auch dieses Bild sehr stark. Durch dieses Zusammenspiel von Zeichnung, Druckgrafik und Gemälden kann man so ein Gesamtoeuvre sehr gut erkennen."
Die Kunstsammlungen Chemnitz haben somit ein neues Alleinstellungsmerkmal, was die Direktorin Ingrid Mössinger besonders freut:
"Also das ist ein ganz wichtiger Stellenwert für unser Haus, weil es uns in die Lage versetzt, einer der wichtigsten Plätze weltweit zu sein mit dem Ouevre von W. Mattheuer. Wir sind ja der einzige Platz weltweit, der das komplette grafische Oeuvre von Mattheuer besitzt, das passt auch ganz gut in die Tradition des Hauses. Wir bekommen immer wieder große Blöcke an Schenkungen, was ein wirkliches Glück ist."
Das meint auch Kuratorin Kerstin Drechsel, die auf die besondere Bedeutung Mattheuers für die moderne Kunst in Deutschland hinweist. Sie schätzt vor allem seinen ironischen Blick auch die Dinge des Lebens:
"Es ist eine realistische Kunst, immer mit einem ganz starken Bezug zur Welt und das passt, finde ich, auch zu Wolfgang Mattheuer, dass er soviel darüber geschrieben hat."
Dank der generösen Schenkungen von Mattheuers Witwe und des Sammlers Koch beherbergen sie nun den Bestand der gesamten Druckgrafik, 15 Zeichnungen, zwei Gemälde und weitere Arbeiten des streitbaren Künstlers, der es zu DDR-Zeiten weitgehend ablehnte, Auftragsarbeiten anzunehmen. Auch an diese Haltung seines Freundes erinnert sich der Sammler Hartmut Koch genau:
"Er war ein strikter Gegner von der Übernahme von Aufträgen. Er sagte, wenn ich einen Auftrag übernehme, dann bin ich auch dem Auftraggeber verpflichtet. Ich kann es nicht so machen, dass ich einen Auftrag übernehme und dann irgendwie anders male und sage, Hauptsache das Geld stimmt am Ende."
Und so blieb es bei einem Auftragswerk, das Wolfgang Mattheuer malte, für den Palast der Republik. Ansonsten blieb der Künstler des Modernen Realismus seiner Linie treu, eine innere Überzeugung, die auch dazu führte, dass er seine Lehrtätigkeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Kunst 1974 beendete. Mattheuer, der neben Bernhard Heisig und Werner Tübke als Hauptvertreter der zwischenzeitlich sehr erfolgreichen Leipziger Schule galt und gilt, wurde in der DDR mehrfach ausgezeichnet, obwohl er auf seine Unabhängigkeit bedacht war.
Hartmut Koch: "Viele Künstler haben das nicht gerne gehört, also denn die waren ja darauf angewiesen, währenddessen Mattheuer von seinen Bildern leben konnte, die sind eben dann verkauft worden, die konnte er verkaufen."
"Wolfgang Mattheuer. Zeichnungen, Gemälde, Grafik"
Kunstsammlungen Chemnitz
vom 27.06. - 26.09.2010
Dahin zieht es auch Hartmut Koch, Jahrgang 1931. Vor knapp 40 Jahren hat der Biologe und gelernte Chemiefacharbeiter angefangen, Werke des Leipziger Künstlers zu sammeln:
"Ich bin dem Namen Wolfgang Mattheuer das erste Mal begegnet 1966. Da war ich in Halle, und dort fiel mir ein Bild auf, das sich von den anderen Bildern schon von der Tür her gesehen sehr unterschied."
Koch ist fasziniert von dem Bild mit dem Titel "Kain und Abel". Der Brudermord in der Interpretation des Leipziger Künstlers Mattheuer wird für den jungen Chemnitzer Chemiefacharbeiter zur Initialzündung, er sucht weiter nach Bildern von Mattheuer. Doch es sollte Jahre dauern, bis Hartmut Koch zum ersten Mal auf den Künstler persönlich traf. 1978 kommt es zu einer ersten Begegnung des Sammlers mit dem Vogtländer. Zu diesem Zeitpunkt besitzt Koch bereits rund 60 Arbeiten von Mattheuer. Koch im Rückblick:
"Also er war ein sehr kritisch eingestellter Mensch. Man kann also auch sagen, (lacht) er ist eben auch ein typischer Vogtländer, streitbar, ... streitbar!"
Koch sammelt weiter mit einer Leidenschaft, die auch den Künstler begeistert. 2002 schenkt Koch seine Sammlung an die Kunstsammlungen Chemnitz, die nunmehr im Besitz des vollständigen druckgrafischen Oeuvres von Wolfgang Mattheuer sind. Die Kuratorin, Kerstin Drechsel:
"Es sind 411 Motive und über 850 Einzelblätter und darunter auch sehr viele Zustandsdrucke, sehr viele Arbeiten auf Papier, wo wir wissen, wo wir erkennen, wie arbeitet ein Künstler, wie entwickelt sich das. Jetzt haben wir durch die Schenkung von Ursula Mattheuer-Neustädt noch drei Zeichnungen hinzugewonnen, und das ergänzt auch dieses Bild sehr stark. Durch dieses Zusammenspiel von Zeichnung, Druckgrafik und Gemälden kann man so ein Gesamtoeuvre sehr gut erkennen."
Die Kunstsammlungen Chemnitz haben somit ein neues Alleinstellungsmerkmal, was die Direktorin Ingrid Mössinger besonders freut:
"Also das ist ein ganz wichtiger Stellenwert für unser Haus, weil es uns in die Lage versetzt, einer der wichtigsten Plätze weltweit zu sein mit dem Ouevre von W. Mattheuer. Wir sind ja der einzige Platz weltweit, der das komplette grafische Oeuvre von Mattheuer besitzt, das passt auch ganz gut in die Tradition des Hauses. Wir bekommen immer wieder große Blöcke an Schenkungen, was ein wirkliches Glück ist."
Das meint auch Kuratorin Kerstin Drechsel, die auf die besondere Bedeutung Mattheuers für die moderne Kunst in Deutschland hinweist. Sie schätzt vor allem seinen ironischen Blick auch die Dinge des Lebens:
"Es ist eine realistische Kunst, immer mit einem ganz starken Bezug zur Welt und das passt, finde ich, auch zu Wolfgang Mattheuer, dass er soviel darüber geschrieben hat."
Dank der generösen Schenkungen von Mattheuers Witwe und des Sammlers Koch beherbergen sie nun den Bestand der gesamten Druckgrafik, 15 Zeichnungen, zwei Gemälde und weitere Arbeiten des streitbaren Künstlers, der es zu DDR-Zeiten weitgehend ablehnte, Auftragsarbeiten anzunehmen. Auch an diese Haltung seines Freundes erinnert sich der Sammler Hartmut Koch genau:
"Er war ein strikter Gegner von der Übernahme von Aufträgen. Er sagte, wenn ich einen Auftrag übernehme, dann bin ich auch dem Auftraggeber verpflichtet. Ich kann es nicht so machen, dass ich einen Auftrag übernehme und dann irgendwie anders male und sage, Hauptsache das Geld stimmt am Ende."
Und so blieb es bei einem Auftragswerk, das Wolfgang Mattheuer malte, für den Palast der Republik. Ansonsten blieb der Künstler des Modernen Realismus seiner Linie treu, eine innere Überzeugung, die auch dazu führte, dass er seine Lehrtätigkeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Kunst 1974 beendete. Mattheuer, der neben Bernhard Heisig und Werner Tübke als Hauptvertreter der zwischenzeitlich sehr erfolgreichen Leipziger Schule galt und gilt, wurde in der DDR mehrfach ausgezeichnet, obwohl er auf seine Unabhängigkeit bedacht war.
Hartmut Koch: "Viele Künstler haben das nicht gerne gehört, also denn die waren ja darauf angewiesen, währenddessen Mattheuer von seinen Bildern leben konnte, die sind eben dann verkauft worden, die konnte er verkaufen."
"Wolfgang Mattheuer. Zeichnungen, Gemälde, Grafik"
Kunstsammlungen Chemnitz
vom 27.06. - 26.09.2010