Verleger Gerhard Steidl über Karl Lagerfeld

Der ewige Perfektionist

 Karl Lagerfeld 2014 auf einer Modeschau von Chanel.
Schludrigkeit sei ihm ein Graus gewesen, so Verleger Gerhard Steidl. © picture alliance/dpa/Foto: Dessons Eric/JDD/ABACA
Moderation: Vladimir Balzer · 19.02.2019
Perfektion als Maß aller Dinge – das galt für Karl Lagerfeld auch bei seinen Büchern, erinnert sich Verleger Gerhard Steidl. Bis zum Schluss habe er an den Details gefeilt. Wie auch bei seinem geplanten neuen Buch – eine Sammlung politischer Karikaturen.
LSD – dieses Kürzel steht nicht nur für eine Droge, sondern auch für "Lagerfeld Steidl Druckerei", also die Zusammenarbeit des Designers mit dem Steidl Verlag. Dutzende Bücher hat dieser in zwei unterschiedlichen Buchreihen für den Modedesigner verlegt – und die Zusammenarbeit hatte durchaus auch etwas von einem Rausch, erinnert sich Verleger Gerhard Steidl.

Drei Berufe in einer Person

"Er selbst hat immer von sich gesagt, ich habe drei Berufe – ich bin Modedesigner, Fotograf und Verleger", so Steidl im Deutschlandfunk Kultur über das Selbstverständnis Lagerfelds. In allen drei Bereichen sei er sehr anspruchsvoll gewesen.
"Wenn er zum Beispiel in der Mode Haute Couture geschneidert hat und die Modenschau hat die Perfektion gezeigt, die er in diese Kollektion gelegt hat, so ist das genauso bei der Fotografie und bei den Büchern. Es wurde bis unmittelbar vor dem Druck oder vor dem Binden noch am letzten Detail gefeilt."

40 bis 50 Blatt Papier für einen Entwurf

Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt habe, sei es auch durchgesetzt worden, beschreibt der Verleger das Temperament des Modeschöpfers. Auf der anderen Seite sei dies eine gute Schule gewesen. Oft würden die Dinge heutzutage nur hingeschludert und genügten nicht höchsten Qualitätsansprüchen.
"Das kam bei ihm nicht vor. Es wurde lange verbessert und nachgearbeitet und verworfen. Sein Papierkorb war eigentlich immer übervoll mit Zeichenpapier. Bevor eine Zeichnung richtig fertig war - egal ob, das jetzt für ein Kleid oder einen Buchumschlag war, sind bestimmt, 40 bis 50 Blatt Papier in den Müll gegangen - und diesen Anspruch hat er halt auch auf andere übertragen."

Philosophie und Karikaturen

Er habe sich bei Lagerfeld immer in der Rolle eine Studenten gefühlt, der beim Professor in der Meisterklasse sei, so Steidl weiter. So habe ihm Lagerfeld Spinoza und Nietzsche nahe gebracht. Ihr letztes gemeinsames Projekt sei auch ein Buch über Nietzsche, das nun postum erscheinen wird.
Der Verleger Gerhard Steidl
Der Verleger Gerhard Steidl © dpa / picture alliance / Peter Steffen
In der Woche vor Lagerfelds Tod haben die beiden noch die Premiere seines jüngsten Buches geplant, eine Sammlung politischer Karikaturen. "Das war ja sein ursprünglicher Berufswunsch: Er wollte Karikaturist werden", sagt Steidl. Das Buch soll "Karlikaturen" heißen und erscheint im Mai.

(chk/abu)
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