Verhängnisvoller Hang zu Exzessen

Er ist einer der Superstars der Rock-Szene: Ron Wood, Gitarrist der legendären Rolling Stones. In einfachen Worten hat er nun seine Lebensbeichte in einer Autobiografie abgelegt. Es ist Blick in die Welt hinter die Kulissen der Stones, ein unterhaltsames und gleichzeitig auch entlarvendes Buch.
Wenn aus dem illustren Kreis der Rock-Aristokratie wieder einmal ein Buch angekündigt wird, erwartet die Fan-Gemeinde, zumindest einen kleinen Einblick in die skandalumwitterte Welt ihrer Idole zu erhaschen.

Dass Ron Wood, Gitarrist der legendären Rolling Stones, gegenwärtig durch Alkohlabsturz und Liebesabenteuer mit einer 20-Jährigen für eine ganze Menge Wirbel sorgt, kann derzeit sowohl in jedem Boulevard-Blättchen als auch in seiner gerade erschienenen Autobiografie nachgelesen werden. Das Buch erscheint, wie von cleveren Werbestrategen geplant, gerade rechtzeitig - denn was erhöht die Aufmerksamkeit mehr, als ein richtiger Skandal?!

Am 1. Juni 1947 in eine Roma-Familie am Stadtrand von London in ärmlichen Verhältnisse geboren, erhofft sich der künstlerisch talentierte Ronnie Wood schon als Kind eine große Karriere als Maler und Musiker. Als der 12-Jährige dann von seinen älteren Brüdern, die beide als Amateurmusiker auftreten, eine Gitarre geschenkt bekommt, scheint diesem Traum nichts mehr im Weg zu stehen.

Tatsächlich bekommt er schon sehr früh die Chance, sich in der aufstrebenden englischen Musikszene der frühen Sechzigerjahre zu beweisen. Im Umfeld großer Bands wie The Who, Alexis Korner‘s Incorporated, Small Faces und Rolling Stones steigt Ron Wood bereits im Alter von 16 Jahren neben seinem Job als Werbegrafiker bei den Birds ein und nimmt mit der hoffnungsvollen Beat-Band eine erste Single auf.

Nach einem kurzen Intermezzo bei Creation lernt Wood den Sänger Rod Stewart kennen und findet sich neben ihm alsbald bei der Jeff Beck Group wieder, die 1969 als eine der besten Bands des Landes gehandelt wird. Nach deren Auflösung steigt er mit Stewart bei den auseinanderbrechenden Small Faces ein und macht die Faces zu einem der wichtigsten Live-Acts der frühen Siebzigerjahre.

Hatte der Einstieg bei der Jeff Beck Group und den Faces ihn schon zu einem Top-Star gemacht, so katapultiert ihn der Einstieg bei den Stones mit allen Vor-, aber auch Nachteilen in die Welt der absoluten Superstars. Zuerst wird er nur vorübergehend als Ersatz für den Gitarristen Mick Taylor für eine Tour engagiert, doch schon Ende des Jahres 1975 wird er festes Mitglied der Band. Finanziell ist er nur Angestellter mit monatlichem Gehalt - vollwertiges Mitglied mit entsprechender Gewinnbeteiligung am Unternehmen wird er erst 1993.

Doch das lustvolle Rock‘n Roll-Leben fordert, wie bereits bei vielen anderen großen Stars, auch bei Ron Wood seinen Tribut. Sein Hang zu Exzessen führt zu einem immer ausschweifenderen Lebensstil mit finanziellen Abstürzen, Abhängigkeiten von Alkohol und Drogen, was trotz etlicher Entzugsversuche bis heute sein großes Problem ist.

Ron Wood, der parallel zu seinen musikalischen Erfolgen auch als talentierter Zeichner und Maler durch weltweite Ausstellungen bekannt ist, liefert mit seiner Autobiografie in einfachen Worten eine schonungslose und dadurch eindrucksvolle Lebensbeichte ab.

Er erzählt darin unter anderem Anekdoten über Persönlichkeiten wie Muhammed Ali, John Belushi, Bill Clinton und natürlich Stars wie Eric Clapton, Rod Stewart und die Rolling Stones. Wood zeichnet damit nicht nur seinen eigenen Weg vom turbulenten Elternhaus zum Star der Musikszene nach, sondern erlaubt dem Leser ganz nebenbei auch einen Blick in die Welt hinter die Kulissen der legendären Rolling Stones. Ein unterhaltsames, aber gleichzeitig auch entlarvendes Buch.

Rezensiert von Uwe Wohlmacher

Ron Wood: Ronnie - Die Autobiografie
Aus dem Englischen von Stefan Rohmig
Heyne
416 Seiten, 19,95 Euro