Verhängnisvolle Affäre vor der Zirkuskulisse

Von Christian Berndt |
Er war schon an einem Punkt seiner Karriere angelangt, an dem er darüber nachdachte, ob er seinen Job so noch weitermachen könnte: Christoph Waltz. Nun spielt er in dem Film "Wasser für die Elefanten", der jetzt in den deutschen Kinos startet.
Filmausschnitt: "Dieser Zirkus, mein Zirkus, ist ein souveräner Start. Du brichst mein Gesetz, also musst Du bestraft werden. Die Strafe ist sofortiges Aussteigen, Du verlässt auf der Stelle den Zug. Mr. Rosenblut, lassen Sie mich das bitte erklären. Nein, nein, Gesetz ist Gesetz. Also Hopp! Warten Sie, nein!"

Mit gnadenloser Brutalität scheint Zirkusdirektor Rosenbluth den jungen Mitarbeiter Jacob für sein Fehlverhalten bestrafen zu wollen: Rauswurf aus dem Zug, was den sicheren Tod bedeutet. Christoph Waltz spielt - wie schon als SS-Offizier Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" - wieder einen zwiespältigen Charakter: Ausgestattet mit liebenswürdigem Charme, der in der nächsten Sekunde in furchtbare Brutalität umschlagen kann. Waltz sieht in der Rolle des Zirkusdirektors, der rücksichtslos seine Regeln durchsetzt, aber keine eindeutig böse Figur:

"Stellen Sie sich mal vor. Ein Zirkusdirektor hat 300 Angestellte, die - wenn sie nicht arbeiten, also bei ihm - nix zu fressen haben. Denn man darf nicht vergessen, dass dieser spezielle Zirkus in einer Zeit ums Überleben kämpft, in der die meisten an diesem Kampf schon gescheitert waren."

Es sind in der Tat harte Zeiten, von denen "Wasser für die Elefanten" erzählt - Amerika in der Depression der Dreißigerjahre. Der Film zeichnet die traurige Armut in braun getönten Bildern von epischer Breite nach – das ist schön anzuschauen, aber was Handlung und Drehbuch betrifft, kann der Film mit seiner seichten Dramaturgie dabei nicht mithalten. Regisseur Francis Lawrence war jedenfalls daran gelegen, die Atmosphäre jener Zeit einzufangen:

"Ich war immer fasziniert vom Zirkus der Zwanziger-, Dreißigerjahre. Damals gab es noch keine 500 Fernsehkanäle, kein Internet, nur wenige Leute sahen Filme, kaum jemand konnte reisen. Der Wanderzirkus brachte Magie in die kleinen Städte. Und die Zirkusleute führten ein interessantes Nomadenleben. Das hat mich immer fasziniert."

Faszinieren von dieser Welt lässt sich auch ein mittelloser junger Mann: Jacob musste das Studium abbrechen, jetzt zieht er zerlumpt auf der Suche nach Arbeit umher, bis er sich schließlich als Hilfsarbeiter einem Wanderzirkus anschließt. Den verarmten Studenten spielt der 24-jährige britische Schauspieler Robert Pattinson - seit der "Twilight"-Trilogie weltberühmt. Seitdem muss er sich aber auch immer wieder die Frage anhören, ob er auch etwas anderes kann.

Robert Pattinson: "”Es hieß, mit diesem Film könnte ich von ‚Twilight’ loskommen. Dabei habe ich mich nie ausschließlich mit der Rolle identifiziert und sie immer als unabhängig von meinen anderen Filmen gesehen. Aber es war nach der ‚Twilight’-Reihe schon gut, mal richtig verschwitzt zu spielen, ohne tonnenweise Make-up im Gesicht, so richtig schmutzig.""

Aber auch verschwitzt sieht Pattinson sexy aus, so wie das seine Teenager-Fans erwarten. Er spielt Jacob als gutmütigen Idealisten, der den Zirkuselefanten Rosie so liebevoll pflegt, dass Artistin Marlena ganz angerührt ist. Jacob ist bereits unsterblich verliebt in den hübschen Zirkusstar - gespielt von Reese Witherspoon. Marlena erwidert zwar seine Gefühle, ist aber mit dem Zirkusdirektor verheiratet. Jacob will mit ihr fliehen.

Filmausschnitt:
"Für Dich ist ein schöneres Leben bestimmt. Ob das ein Leben mit mir ist oder nicht. Oder ob Du mich liebst oder nicht, das spielt keine Rolle. Aber Du musst Dich jetzt entscheiden."

Natürlich entscheidet sich Marlena für Jacob. In der Realität ist Hollywood-Star Witherspoon allerdings weniger angetan von ihrem Filmpartner - die Sexszenen mit Pattinson seien kein sehr angenehmes Erlebnis gewesen, hat sie in einem Interview erklärt. Pattinson nimmt es gelassen:

"Ich habe nicht gemerkt, dass es so schlecht war. Ich denke, es liegt daran, dass Reese gerade geheiratet hat, sie wollte wohl keinen Ärger mit ihrem Ehemann. Nein, Ich denke, sie war davor einfach ein bisschen zu aufgeregt."

Im Film jedenfalls sind beide füreinander bestimmt - das provoziert die brutale Rache des diabolischen Zirkusdirektors. Christoph Waltz spielt in dieser rührseligen Schmonzette die komplexeste Rolle. In Hollywood dürfte er mit "Wasser für die Elefanten" wohl endgültig fest etabliert sein. Auf die Frage, ob er dort nun auf die Figur des Bösewichts festgelegt ist, gibt Waltz eine entspannte Antwort:

"Es gibt keine Bösewichte. Natürlich gibt es Protagonisten und Antagonisten. Und die Protagonisten sind meistens sehr attraktive, gutaussehende, talentierte junge Männer, die eine glorreiche Zukunft vor sich haben. Jetzt gebe ich Ihnen die Wahl zwischen uns beiden. Wen würden Sie da nehmen? Also, was bleibt dann für mich übrig?"