Vergessenes Architekten-Genie
1929 dreht Man Ray den futuristischen Streifen "Les mystères du château du Dé". Als Filmkulisse dient ihm dabei ein Werk von Robert Mallet-Stevens, die von ihm gebaute Villa Noailles. In den 20er Jahren wurde in Paris bereits eine ganze Straße nach ihm benannt. In Ihrem Lexikon werden sie ihn trotzdem vermutlich vergeblich suchen. Doch Robert Mallet-Stevens gehört genauso wie Le Corbusier zu den bedeutendsten Architekten Frankreichs oder sogar Europas im 20. Jahrhundert.
Lange Zeit war er in Vergessenheit geraten, Unter anderem, weil er keine symbolträchtigen öffentlichen Bauten konstruierte, sondern praktisch nur für Privatleute tätig war. Abgesehen von einer Feuerwehr-Kaserne in Paris und einem Auftrag in Istanbul war seine Architektur nicht für die Augen der breiten Öffentlichkeit bestimmt und wurde später oftmals verändert oder zerstört, noch bevor man in den 80er Jahren endlich daran dachte, sie unter Denkmalschutz zu stellen, so Kurator Olivier Cinqualbre:
" Der Grund dafür, dass er in Vergessenheit geraten ist, ist sicherlich sein früher Tod 1945, zu einem Zeitpunkt, als alle Länder mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen haben. Mallet-Stevens ist deshalb nicht wie andere moderne Architekten an diesem Wiederaufbau beteiligt. Außerdem wollte er, dass nach seinem Tod seine sämtlichen Archive zerstört werden. Das hat seine Wiederentdeckung nicht gerade erleichtert. Diese Arbeit über Mallet-Stevens erforderte deshalb eine große Untersuchung, eine historische Recherche, fast eine kriminologische Untersuchung, um Dokumente wieder zu finden. "
Mallet-Stevens war Zeitgenosse berühmter Architekten wie Le Corbusier, Charlotte Perriand oder Jean Prouvé, die alle der von ihm 1929 gegründeten Union des Artistes Modernes (UAM) angehörten. Anders als Le Corbusier machte Mallet-Stevens niemals durch streitbare Polemiken auf sich aufmerksam, zu Lebzeiten warf man ihm sein Dandy-Sein vor, qualifizierte seinen Architekturstil als zu dekorativ, zu plastisch und letztlich nicht zweckmäßig genug.
" Um den Stil von Mallet-Stevens zu definieren, muss man mehrere Punkte berücksichtigen: In architektonischer Hinsicht privilegierte er immer die Innenräume gegenüber der Außenfassade. Er legte keinen großen Wert auf eine künstlerisch gestaltete architektonische Außenfassade. Er sagte selbst: die Silhouetten meiner Bauten werden manche stören, aber mir sind die Innenräume wichtiger. Die Fassaden bestehen oft aus aufeinander gestapelten Würfeln, ein Spiel rechtwinkliger und vertikaler Linien. Diese Elemente unterstreichen die Stärken seiner architektonischen Komposition."
Am modernsten erscheint heute sein Ansatz, stets auf eine kreative, künstlerische Teamarbeit zu setzen: er integrierte in seinen Werken beispielsweise Skulpturen der Gebrüder Martel, Türen, Treppen und Säulen von Jean Prouvé, Beleuchtung von André Salomon, architektonische Lichtkreationen mit von Paul Barillet entworfenen Glasarbeiten und Schiebefenstern. Auch der Zweite Weltkrieg verhinderte seinen späteren Ruhm. Weil seine Frau Jüdin war, versteckte sich Mallet-Stevens mit ihr im Süden Frankreichs. Nun ist es höchste Zeit für diese späte Ehrung.
" Der Grund dafür, dass er in Vergessenheit geraten ist, ist sicherlich sein früher Tod 1945, zu einem Zeitpunkt, als alle Länder mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen haben. Mallet-Stevens ist deshalb nicht wie andere moderne Architekten an diesem Wiederaufbau beteiligt. Außerdem wollte er, dass nach seinem Tod seine sämtlichen Archive zerstört werden. Das hat seine Wiederentdeckung nicht gerade erleichtert. Diese Arbeit über Mallet-Stevens erforderte deshalb eine große Untersuchung, eine historische Recherche, fast eine kriminologische Untersuchung, um Dokumente wieder zu finden. "
Mallet-Stevens war Zeitgenosse berühmter Architekten wie Le Corbusier, Charlotte Perriand oder Jean Prouvé, die alle der von ihm 1929 gegründeten Union des Artistes Modernes (UAM) angehörten. Anders als Le Corbusier machte Mallet-Stevens niemals durch streitbare Polemiken auf sich aufmerksam, zu Lebzeiten warf man ihm sein Dandy-Sein vor, qualifizierte seinen Architekturstil als zu dekorativ, zu plastisch und letztlich nicht zweckmäßig genug.
" Um den Stil von Mallet-Stevens zu definieren, muss man mehrere Punkte berücksichtigen: In architektonischer Hinsicht privilegierte er immer die Innenräume gegenüber der Außenfassade. Er legte keinen großen Wert auf eine künstlerisch gestaltete architektonische Außenfassade. Er sagte selbst: die Silhouetten meiner Bauten werden manche stören, aber mir sind die Innenräume wichtiger. Die Fassaden bestehen oft aus aufeinander gestapelten Würfeln, ein Spiel rechtwinkliger und vertikaler Linien. Diese Elemente unterstreichen die Stärken seiner architektonischen Komposition."
Am modernsten erscheint heute sein Ansatz, stets auf eine kreative, künstlerische Teamarbeit zu setzen: er integrierte in seinen Werken beispielsweise Skulpturen der Gebrüder Martel, Türen, Treppen und Säulen von Jean Prouvé, Beleuchtung von André Salomon, architektonische Lichtkreationen mit von Paul Barillet entworfenen Glasarbeiten und Schiebefenstern. Auch der Zweite Weltkrieg verhinderte seinen späteren Ruhm. Weil seine Frau Jüdin war, versteckte sich Mallet-Stevens mit ihr im Süden Frankreichs. Nun ist es höchste Zeit für diese späte Ehrung.