Vergessen und Wiederentdecken

Moderation: Katja Bigalke |
Wie schnell die Menschen etwas vergessen und wie hartnäckig andere für die Wiederbelebung von Vergessenem kämpfen, beschäftigt uns in dieser Woche im Großstadtmagazin. In Bukarest pflegt eine Künstlerin die Wunden einer ausrangierten Lenin-Statue, in London verschwinden Taxi-Klassiker und in Istanbul versucht man sich in der Neuerfindung des Dolmus-Prinzips.
Stadteroberung im Sammeltaxi
Von Luise Sammann
Istanbul versinkt im Verkehrschaos. Das Gegenrezept der Stadt heißt bislang: Noch mehr Straßen. Obwohl längst klar ist, dass immer mehr Straßen auch für immer mehr Autos sorgen. Interessant klingt da die Idee des Architektur- und Designbüros Superpool. Die Raumaktivksten proklamieren die Wiederentdeckung des Dolmus-Prinzips. Und damit nicht genug. Wer kollektiv im Sammeltaxi unterwegs ist, soll auch Ansprüche auf öffentlichen Raum der Großstadt erwerben.

Black Cabs - Ein Nachruf
Von Erik Albrecht
Es ist schwarz, sein Design stammt aus den 1950er Jahren und es ist überraschender Weise unglaublich wendig: das London Cab, dieses altmodische, kugelige Taxi, das so typisch für Londons Stadtbild ist. Doch die Zukunft des archaischen Taxi-Klassikers mit laut nagelndem Dieselmotor ist ungewiss. Der finanziell geschwächte Hersteller ist pleite. Nach und nach verschwinden die 'Black Cabs' bereits von den Straßen und die Fahrer der Retro-Gefährte sind gar nicht traurig.

Arbeitskleidung Dirndl
Von Klaus Bardenhagen
Made in Germany steht in Taiwan generell für Qualität. Und in den Großstädten, wie im Ballungsraum Taipeh mit seinen sieben Millionen Einwohnern, gibt es viele zahlungskräftige Kunden. Viele von ihnen zieht es regelmäßig in die Reformhäuser der Stadt, in der taiwanesische Damen im Dirndl Bio-Honig aus Niedersachsen und Flaschen mit Doppel-Herz Trunk hochpreisig verkaufen.

Lenins Krankenschwester
Von Annett Müller
Ein Lenin-Besuch in Bukarest ist alles andere als einfach: Seine Statue ist an den Stadtrand der Millionen-Metropole verbannt. Auf einen Lagerplatz, gesichert von mürrischen Wachmännern. An den geheim gehaltenen Ort darf nur, wer eine Erlaubnis von der Stadtverwaltung hat - wie die Künstlerin Ioana Ciocan. Sie sorgt sich um Lenins Verfassung und träumt derweil von einem Museum für totalitäre Kunst in der rumänischen Hauptstadt.