Vergabe der Pulitzer-Preise

Die freie Presse lebt

04:59 Minuten
©Kyodo/MAXPPP - 09/07/2018 ; Reuters journalist Wa Lone (C) leaves a district court in Yangon on July 9, 2018 after being charged with another journalist Kyaw Soe Oo under the Official Secrets Act for illegally obtaining classified military documents that exposed extrajudicial killings of Rohingya Muslims by the military in Rakhine State. (Kyodo) ==Kyodo Foto: MAXPPP |
Der jetzt ausgezeichnete Journalist Wa Lone vor Gericht in Myanmar © MAXPPP
Von Georg Schwarte · 15.04.2019
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Reporter, die ein Massaker in Myanmar aufdecken. Eine Lokalzeitung, die das Versagen nach einer Schulschießerei beschreibt. Das sind zwei der Gewinner bei den Pulitzer-Preisen. Auch die anderen ausgezeichneten Journalisten machen klar: Die Presse lebt.
Dana Kennedy, die Vorsitzende des Pulitzer-Komitees, hat keinen Zweifel. Die freie Presse, sie lebe! Es gebe Hoffnung, sagt sie, auch wenn einige die Presse als "Feinde des Volkes" bezeichneten.
Eine Breitseite gegen den amtierenden US-Präsidenten. Und gleich zwei Pulitzerpreisträger, die sich mit diesem Präsidenten beschäftigten. In der Kategorie der Hintergrund-Recherche ein Pulitzerpreis an ein Autorenteam der "New York Times", die in 18 Monaten Recherche mit einem Mythos aufräumten: Trumps Reichtum, den er selbst erarbeitet haben will.
Ja, dieser Präsident kokettiert mit seinem Reichtum, die Autoren aber legten offen, mit welchen Steuertricks Vater und Sohn Trump ihren Reichtum begründeten. In der Kategorie der nationalen Berichterstattung schließlich, ein Pulitzer an das Wall Street Journal. Thema hier wieder der US-Präsident, dieses Mal seine mutmaßlichen Affären mit zwei Frauen, denen Schweigegeld gezahlt worden war.
14 journalistische Kategorien gibt es, die "New York Times" erhielt zwei Pulitzer, einen zweiten für einen ihren Kommentatoren, Brent Staples, der in schonungsloser Klarheit über den Rassismus in den USA schrieb. In der Sparte der internationalen Berichterstattung verbeugte sich das Pulitzerkomitee vor zwei Reuters-Journalisten, die derzeit in Myanmar in Haft sitzen.
Bis zum heutigen Tag übrigens sitzen sie dort im Gefängnis, weil sie über ethnische Säuberungen geschrieben hatten. Gleich drei Pulitzer für die "Washington Post", einer davon für eine Fotoserie über die brutalen Folgen des Jemen-Krieges. Und dann ist da neben 14 journalistischen Kategorien eben auch der Pulitzer für nichtjournalistische Formen.

Eine Oper über sexuellen Missbrauch

Was irritierend klingt, ist am Ende eine herzergreifend moderne Oper, "Prism" von Ellen Reid. Die erstmals in der Operngeschichte, wie sie sagt, das Thema sexueller Missbrauch aufarbeitet. Und die Geschichte eines jungen, missbrauchten, am Ende aber unglaublich starken Mädchens erzählt. Die Musik modern und elegant verwoben mit klassischen Opernelementen. Ein Gegensatz zum vorigen Jahr, als erstmals ein Rapper, Kendrik Lamar, zum Erstaunen und Befremden mancher einen Pulitzerpreis erhielt.
In der Sparte Drama das Thema Rassismus und Vorurteile, aufgearbeitet in dem Stück "Fairview" von Jackie Sibblies Drury. Das Publikum erlebt vordergründig die Vorbereitungen einer schwarzen Großfamilie für ein wichtiges Abendessen, am Ende ist das Publikum selbst Teil des Stückes, gefangen in den eigenen Vorurteilen.
In der Kategorie Fiktion gewann der Autor Richard Powers mit dem Buch "Overstory".
Und auch das gibt es: eine lobende Erwähnung des Pulitzer-Komitees, posthum für eine der ganz großen Stimmen der USA. Aretha Franklin für ihren ewig währenden Beitrag zur amerikanischen Kultur über insgesamt fünf Jahrzehnte
21 Pulitzerpreise, Jubel in den Redaktionen und das in Zeiten von angeblichen Fake News. Dana Kennedy vom Preiskomitee jedenfalls ist sich sicher: Die Presse wird es weiter geben. Denn, sagt sie, schon die Gründerväter der USA wussten: Ohne freie Presse gebe es keine Demokratie.
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