Verbraucher

Wie man sich gegen hohe Gaspreise wehrt

Eine Ein-Euro-Münze steht zwischen den Flammen einer mit Gas betriebenen Kochfläche.
Kann man sich sparen: Die Gaspreise müssten fallen - eigentlich. © dpa / picture alliance / Holger Hollemann
Von Anke Petermann |
Die Rohstoffpreise sinken, doch die Gasabrechnungen vieler Verbraucher bleiben unverändert hoch. Grünen-Politikerin Bärbel Höhn rät den Verbrauchern, Druck zu machen - und den Anbieter zu wechseln.
Energieversorger-Hopping – nicht gerade ein Volkssport in Deutschland. Ein Mainzer Wochenmarkt-Besucher hält es so.
"Ich beobachte den Markt und versuche, möglichst günstige Tarife einzukaufen, aber dass ich jetzt den Tarifänderungen nachhechle und permanent den Markt beobachte, das tue ich nicht. Dafür ist mir der Aufwand zu groß."
An Gas müssten Verbraucher derzeit eigentlich günstiger kommen, denn die Rohstoffpreise fallen. Um durchschnittlich acht Prozent seien die Einkaufspreise für die Branche 2014 gesunken, hat eine Studie im Auftrag der Grünen ermittelt. Doch weil die meisten Gasanbieter die niedrigeren Kosten nicht weitergeben, hätten Haushalte und Gewerbe anderthalb Milliarden Euro zu viel gezahlt, so errechnet die Studie.
Gasanbieter geben sinkende Kosten nicht weiter
Der Branchenverband hält dagegen und verweist auf langfristige Vertragsbindungen beim Einkauf. Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn glaubt aber, dass Verbraucherdruck Bewegung ins Preisgefüge bringt. Im WDR erläutert die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag:
"Ein Grund für diese Studie war aus unserer Sicht eben auch, dass wir einfach eine öffentliche Debatte wollen, und dass führt auch schon häufig dazu, dass die Gasversorger dann doch eher noch die Preise senken ..."
... was laut Studie bislang nur elf Prozent der Versorger getan haben, unzureichend nach Meinung der Grünen. Mainzer Wochenmarktbesuchern gibt das zu denken.
"Das hat mir heut morgen gerade als ich’s in der Zeitung gelesen habe, den Anstoß gegeben, mir meinen Tarif noch mal anzuschauen vor Jahresende. Es ist dann zwar allerhöchste Eisenbahn, aber ich werde dann zumindest mal bei meinem Versorger nachfragen – ich hab da einen relativ günstigen Vertrag. Ob da noch was drin ist?"
"Den Gasversorger habe ich vor drei Jahren gewechselt, müsste ich eigentlich mal wieder machen, weil man da ja immer ganz gute Prämien bekommt. Ja gut, ich meine, das ist ja zum ersten Mal, dass die Preise nach unten gehen, das ist ja jetzt ein ganz neues Phänomen, mit dem ich mich jetzt hier auseinanderzusetzen hab. Aber ja – es stimmt schon: Es ist der zweite wichtige Grund, weshalb ich jetzt wechseln sollte."
Grünen-Politikerin empfiehlt den Wechsel
Genau das empfiehlt die grüne Verbraucherpolitikerin Höhn für den Fall, dass der Anbieter in den nächsten Monaten keine Preissenkung ankündigt. David Becker, der junge Mann, der dem Hopping zwischen Energieversorgern durchaus aufgeschlossen gegenübersteht, hält es mit der Krankenversicherung anders. Da hat er einmal gewechselt, weil er unzufrieden mit dem Kundenservice war. Jetzt fühlt er sich gut betreut und will deshalb nicht von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Zumal seine Kasse eine ist, die mit einem Zusatzbeitrag von 0,8 leicht unterm Schnitt liegt.
"Bei Gas und Strom, da merke ich so direkt den Unterschied im Preis, beim Gesundheitssystem durch die Krankenkasse habe ich nicht so den direkten Gegenwert auf dem Konto – da ist es mir irgendwie nicht so wichtig. Die Beitragsunterschiede sind da ja nicht so groß, da geht es ja mehr um die Zusatzleistungen."
Und genau da raten Experten Versicherten zu prüfen, auf welche Zusatzbehandlungen, Medikamente oder Chroniker-Programme sie angewiesen sind und welcher Service gewünscht wird. Einfacher fällt die Botschaft von Verbraucherzentralen mit Blick auf Gas- und Stromanbieter aus: Wer niedrigere Kosten nicht weitergibt, sollte die rote Karte bekommen.
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