"Väter und Söhne" am Deutschen Theater Berlin

Der ewige Konflikt zwischen Jung und Alt

Vater und Sohn beim Drachensteigen
Vater und Sohn © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Von Irene Bazinger · 13.12.2015
Iwan Turgenjew spiegelte in seinem 1862 erschienen Roman "Väter und Söhne", wie gesellschaftliche Umbrüche in die Familie hineinwirken. Daniela Löffner macht daraus am Deutschen Theater eine kurzweilige Inszenierung um Sehnsüchte, Macht- und Ohnmachtsverhältnisse.
Die Konflikte zwischen Eltern und Kindern sind für die Beteiligten oft sehr belastend, für Außenstehende hingegen manchmal durchaus komisch. Das zeigt sich schon in Iwan Turgenjews Roman "Väter und Söhne", der 1862 erschien und in der Zeit entstand, als in Russland unter Zar Alexander II. die Leibeigenschaft aufgehoben wurde. Er spiegelt neben den sozialen Umbrüchen im großen Gefüge der Gesellschaft auch die Auswirkungen bis in die einzelnen Familien hinein.
Am Beispiel zweier Studenten, Arkadij und Bazarow, die nach längerer Zeit aus Petersburg wieder zu ihren Eltern hinaus aufs Land fahren, werden politische Diskurse zu energischen privaten Belangen. Die jungen Männer haben sich der neuen Strömung des Nihilismus verschrieben, stehen den traditionellen Werten sehr kritisch gegenüber und wollen alles abschaffen, was nach ihrer Meinung keinen Nutzen hat. Am Schluss ist einer von ihnen glücklich verheiratet, der andere – vielleicht nicht ungern – gestorben.
Berührende Figuren
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin bringt Daniela Löffner "Väter und Söhne" (Fassung: Brian Friel) auf die Bühne, um welche die Zuschauer auf eigens errichteten Tribünen an vier Seiten sitzen. Die Figuren werden in der vierstündigen Aufführung plastisch lebendig und die Auseinandersetzungen, Sehnsüchte, Macht- und Ohnmachtsverhältnisse haben ausreichend Zeit und Platz, sich nachvollziehbar und berührend zu entwickeln. Und wie die räumliche Situation Zuschauer und Akteure verbindet, tut es bald auch die inhaltliche Ebene, auf der man historische wie ganz und gar heutige Probleme erkennen kann.
Mit dem eindrucksvoll harmonierenden Ensemble um Alexander Khuon (Bazarow), Bernd Stempel (Wasilij, Bazarows Vater), Marcel Kohler (Arkadij) und Helmut Mooshammer (Nikolaj, Arkadijs Vater) gelingt Daniela Löffner eine sehr konzentrierte, erzählerisch ausgewogene und immer wieder höchst amüsante Inszenierung, die den langen Abend unangestrengt und spielerisch zu einem kurzweiligen Vergnügen macht.
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