US-Wahl 2024

Keine Songs für diesen Wahlkampf

Die irische Sängerin Sinead O'Conno während ihres Auftritts in der TV-Sendung "Ein Kessel Buntes" am 26. März 1992 in Chemnitz.
Donald Trump soll ihren Hit "Nothing Compares 2 U" nicht mehr im Wahlkampf spielen: Die verstorbene Sängerin Sinéad O’Connor wäre davon "angewidert, verletzt und beleidigt" gewesen, sagen ihre Angehörigen. © picture-alliance / dpa
11.03.2024
Sinéad O'Connor und The Smiths standen bei Trumps Wahlkampf auf der Playlist - und wehrten sich gegen die Nutzung ihrer Songs. Der Einfluss von Popstars auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA ist nicht zu unterschätzen.
Im US-Präsidentschaftswahlkampf setzen die Kandidatinnen und Kandidaten auf Kampagnensongs und laufen zu großen Hits auf die Bühne. Doch immer wieder nutzen Politiker Stücke, ohne um Erlaubnis zu fragen. Und Musikerinnen und Musiker sind oft nicht einverstanden, wenn ihre Songs politisch instrumentalisiert werden.

Welche Songs wurden in diesem US-Wahlkampf von Politikern bereits gegen den Willen der Musiker verwendet?

Donald Trump will bei den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024 erneut für die Republikaner ins Weiße Haus einziehen. Bei mehreren seiner Wahlkampfauftritte wurde „Nothing Compares 2 U“ von der irischen Sängerin Sinéad O'Connor gespielt.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Naheliegend wäre, dass Trump damit die Botschaft senden wollte, einzigartig zu sein. Der Nachlassverwalter und die ehemalige Plattenfirma der verstorbenen Künstlerin forderten ihn jedoch Anfang März 2024 auf, den Song nicht mehr zu verwenden. „Es ist keine Übertreibung, wenn wir sagen: Sinéad wäre angewidert, verletzt und beleidigt gewesen“, ließen ihre Angehörigen zum Einsatz ihrer Musik durch Trump verlauten.

Rockband The Smiths gegen Trump

Auch Johnny Marr, Mitgründer der britischen Rockband The Smiths, hat sich darüber geärgert, dass bei Trumps Wahlkampf der Smiths-Klassiker „Please Please Please Let Me Get What I Want“ lief. Was Trump haben will, soll er laut einem Statement von Marr auf der Plattform X aber nicht mit musikalischer Unterstützung der Smiths bekommen: Dort erklärte der Musiker im Januar 2024, gegen die Verwendung des Songs durch Trump vorgehen zu wollen.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Survivor-Gitarrist Sullivan beschwert sich bei Nikki Haley

Die Republikanerin Nikki Haley, die bis zum Super Tuesday mit Trump um die Kandidatur ihrer Partei konkurrierte, setzte auf den 80er-Hit „Eye of the Tiger“ der Rockband Survivor als Kampagnensong. Ein Lied, das für Kampfgeist und Entschlossenheit steht – und damit ein unmissverständliches Signal angesichts ihrer wenig aussichtsreichen Bewerbung. Ebenso unmissverständlich war die Reaktion des Survivor-Gitarristen Frankie Sullivan. „Stop using my f—ing song!“, beschwerte sich der Co-Autor des Songs beim Musikmagazin Billboard.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Eminem ließ Ramaswamy Verwendung seiner Musik untersagen

Der Biotech-Unternehmer und politische Quereinsteiger Vivek Ramaswamy, der ebenfalls für die Republikaner kandidieren wollte, hatte auf Eminems Hit „Lose Yourself“ aus dem Jahr 2002 gesetzt. Bei einem Auftritt im August 2023 rappte er sogar die Zeilen mit. Eminem ließ daraufhin Ramaswamy die Lizenz zur Verwendung seiner Musik entziehen.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Auch Ex-Präsident Obama hatte Probleme

Die Liste der Musiker, die gegen die Nutzung ihrer Songs durch einen Republikaner protestiert haben, ist lang. Insbesondere von Trump haben sich viele distanziert, etwa Rihanna, Adele, Neil Young, Bruce Springsteen und Phil Collins. Mit Ex-Präsident Barack Obama hat aber auch schon ein Demokrat die Erfahrung gemacht, dass ein Künstler seinen Wahlkampf nicht musikalisch untermalen wollte: Der Soulmusiker Sam Moore forderte Obama 2008 auf, den Song „Hold On, I’m Comin‘“ von Sam & Dave nicht mehr zu spielen.

Können Musiker den Politikern verbieten, ihre Songs zu verwenden?

Es ist rechtlich kompliziert. Wenn es um das Abspielen von Musik bei Veranstaltungen geht, kommt es in den USA auf das Urheberrecht am musikalischen Werk an, das typischerweise beim Songwriter liegt: Eine Künstlerin, die einen bestimmten Song nur gecovert hat, hat dieses Urheberrecht also nicht.
Viele Musiker haben für ihre Urheberrechte Verträge mit sogenannten „Performance Rights Organisations“: Bei diesen Organisationen kann sich das Kampagnenteam eines Politikers die Erlaubnis zum Abspielen der Musik sichern. Auch die Veranstaltungsorte haben oft Pauschallizenzen bei den Organisationen erworben.

Lizenzen können verweigert oder auch entzogen werden

„Performance Rights Organisations“ bieten Musikerinnen und Musikern in jüngerer Zeit aber auch Opt-Out-Klauseln für die politische Nutzung ihrer Songs an: Wenn sie nicht möchten, dass zum Beispiel Donald Trump ihre Musik im Wahlkampf abspielt, können sie ihm die Lizenz verweigern oder auch wieder entziehen.
Unabhängig vom Einzelfall haben Künstler aber immer die Möglichkeit zum politischen Protest: Sie können die mit Hilfe ihres Songs generierte Aufmerksamkeit gegen den Politiker richten, der ihre Musik genutzt hat, und so ein Zeichen setzen.

Welchen Einfluss haben Musiker im US-Wahlkampf?

Ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen, da der Wahlkampf in den USA stärker auf Personen und Identitäten zugeschnitten ist. Popkultur kann daher eine wesentliche Rolle spielen. So wird zum Beispiel Bruce Springsteens Unterstützung in Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen als bedeutsam angesehen. Kanye West wiederum hat nicht-weiße Amerikaner davon überzeugt, für Donald Trump zu stimmen.
Eine weiße Frau in glitzerndem Bühnenkostüm schaut nach links und zeigt nach links: Es ist die Sängerin Taylor Swift bei einem Auftritt in Sydney im Februar 2024.
Wähl ihn! Sollte Taylor Swift eine Wahlempfehlung aussprechen, könnte das Abstimmungsverhalten der "Swifties" den Ausgang der Präsidentschaftswahl beeinflussen.© picture alliance / ZUMAPRESS.com / Danish Ravi

Taylor Swift als Hoffnung der Demokraten 

Momentan ist Superstar Taylor Swift vermutlich die größte Hoffnung der Demokraten und größte Angst der Republikaner: Die Sängerin hatte sich in der Vergangenheit für Joe Biden und die Demokraten ausgesprochen. Im aktuellen Wahlkampf hat sie sich noch nicht positioniert.
Mehr als die Hälfte der erwachsenen Amerikaner bezeichnen sich als Taylor-Swift-Fans. Auch in jenen US-Bundesstaaten, in denen traditionell die Republikaner stark sind, hat sie eine große Fanbase. Zuletzt richteten sich rechte Desinformationskampagnen und in den Umlauf gebrachte Verschwörungserzählungen nicht gegen Joe Biden, sondern gegen Taylor Swift.
Als Swift im September 2023 bei Instagram dazu aufrief, sich für die anstehende Wahl registrieren zu lassen, zählte die gemeinnützige Organisation Vote.org daraufhin 35.000 neue Wählerregistrierungen. Swifts Unterstützung zu gewinnen, könnte daher auch entscheidend sein, um Wählerinnen und Wähler zu motivieren, die sich von der Politik nicht mehr angesprochen fühlen.

jfr
Mehr zum US-Wahlkampf 2024