USA und Israel verlassen Unesco

Ruf nach Reformen

Eine Frau mit Tschador steht am Aufgang zur Ibrahimi-Moschee in Hebron
Aufgang zur Ibrahimi-Moschee in Hebron © Deutschlandradio / Sebastian Engelbrecht
Maria Böhmer im Gespräch mit Ute Welty  · 19.12.2018
Die USA und Israel verlassen zum Jahresende die Unesco. Die Vertreterin in Deutschland, Maria Böhmer, setzt auf grundlegende Reformen und eine stärkere Konzentration auf die eigenen Themen und Programme, um der politischen Zuspitzung zu entgehen.
Hebron und seine heiligen Stätten wurden zum Auslöser für die Zuspitzung des andauernden Konflikts zwischen der Organisation Unesco mit den USA und Israel. Die Altstadt von Hebron war 2017 auf palästinensischen Antrag zum Weltkulturerbe erklärt worden – gegen den Willen von Israel und den USA, die daraufhin ihren Austritt ankündigten. Zum Jahresende werden sie die Unesco verlassen, der Wegfall ihrer finanziellen Beiträge trifft die internationale Organisation. Die USA hatten ihre Beiträge 2011 bereits ausgesetzt, nachdem Palästina in die Unesco aufgenommen worden war.

Strategische Weiterentwicklung

Die US-Forderung nach grundlegenden Reformen in der Unesco teile sie, sagte die Vertreterin der Organisation in Deutschland, Maria Böhmer im Deutschlandfunk Kultur. Die neue Generaldirektorin Audrey Azoulay, die im November 2017 das Amt übernahm, habe Recht, dass es nicht bei einzelnen Reformschritten bleiben solle. Die Unesco brauche stattdessen eine strategische Weiterentwicklung. "Wir müssen daran denken, dass die Unesco ein Ort der Vermittlung sein soll, ein Ort des Austauschs ", sagte Böhmer. Zur Gründung der Organisation habe einst im Jahr 1945 der Friedensgedanke geführt.

Rückkehr der USA möglich

Angesichts der zunehmenden politischen Zuspitzungen, vor allem im Nahen Osten, sollte sich die Unesco stärker auf ihre eigenen Themen und Programme konzentrieren, so die deutsche Vertreterin. "Das bedeutet, dass sie im Bereich der Bildung, im Bereich der Kultur, im Bereich der Kommunikation und im Bereich der Wissenschaft ihre Schwerpunkte hat." Der Französin Azoulay sei es bereits gelungen, die politische Zuspitzung zu mildern und Resolutionen zu Israel seien bereits stark entschärft worden. Sie seien deshalb im Konsens angenommen worden. Böhmer zeigte sich optimistisch, dass die USA auch wieder beitreten könnten, wie sie es 2003 schon einmal nach 19 Jahren Nichtmitgliedschaft getan hätten.
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