USA kippen Atomabkommen

"Iran setzt jetzt auf Europa"

Der iranische Präsident Hassan Ruhani
"Rohani hat tatsächlich alle seine Karten auf dieses Abkommen gesetzt", sagt Bahman Nirumand. © AFP / Iranian Presidency
Bahman Nirumand im Gespräch Anke Schaefer · 09.05.2018
Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen am Atomabkommen mit dem Iran festhalten. Allerdings könnten die Amerikaner enormen Druck ausüben, um die westlichen Partner von dieser Position abzubringen, glaubt der deutsch-iranische Schriftsteller Bahmann Nirumand.
Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA versetzt die internationale Diplomatie in einen Ausnahmezustand. "Was wäre wenn ...?", fragen sich nun viele, wenn nämlich der Iran wieder atomar aufrüstet. Neben neuen Kriegsszenarien im Nahen Osten, an denen dann auch Israel und die USA beteiligt sein könnten, sind noch weitreichendere Folgen denkbar.
Deutschland bleibt nach den Worten von Kanzlerin Merkel gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien dem Atomabkommen mit dem Iran verpflichtet. Und auch der Iran tendiere in diese Richtung, sagte der deutsch-iranische Schriftsteller Bahman Nirumand im Deutschlandfunk Kultur.

"Amerikaner werden enormen Druck ausüben"

"Ich denke, dass Iran jetzt sehr moderat reagiert hat und bereit ist, die diplomatischen Verhandlungen fortzusetzen. Iran setzt jetzt auf Europa", kommentierte er die Entwicklungen. Allerdings werde es für die Europäer sehr schwer werden, bei ihrer diplomatischen Haltung gegenüber dem Iran zu bleiben. Er glaube, dass die Amerikaner wirtschaftlich einen enormen Druck auf die Europäer ausüben könnten, um diese ins Boot zu holen, sagte Nirumand.
Der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, hatte bereits per Twitter von deutschen Unternehmen verlangt, ihre Geschäfte im Iran herunterzufahren. Doch gerade gemäßigtere Kräfte im Iran hatten genau auf diese wirtschaftliche Zusammenarbeit gesetzt.

"Aufschwung aufgrund Blockade ausgeblieben"

Präsident Rohani habe "alle seine Karten auf dieses Abkommen gesetzt" - in der Hoffnung, dass die Sanktionen aufgehoben werden würden und der Iran einen Aufschwung erlebe, sagte Nirumand. Diese Hoffnungen seien aber enttäuscht worden, Wenngleich die Öleinnahmen des Iran höher ausgefallen seien, hätten man die ausländischen Investitionen nicht steigern können. Der Aufschwung sei "aufgrund der Blockader der Amerikaner ausgeblieben".
Diese Enttäuschung über die ausgebliebene wirtschaftliche Zusammenarbeit spiele nun den Hardlinern im Iran in die Hände. "Die Radikalen, die Ultras, die Konservativen waren schon immer gegen dieses Abkommen, weil sie keine Vereinbarungen mit den USA – aus ihrer Sicht: mit dem Erzfeind – abschließen wollten", so Nirumand.
Für Präsident Rohani werde es schwer sich an der Macht zu halten. Viele Iraner fürchteten sogar, dass es zu einer Übernahme der Macht durch die Revolutionsgarden kommen könnte. Diese seien noch immer die "mächtigste Macht im Land" - eine "Staat im Staat", wie Nirumand sagte.
(huc)
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