US-Teleshoppingkanal "Gun TV"

Der Sender für Knarren

Ein Sportschütze mit einem Maschinengewehr auf dem Gelände eines Schießstandes in  Arizona, USA.
Ballern mit schwerem Geschütz: Training an einem Schießstand in Arizona, USA. © picture-alliance / dpa / Jim Lo Scalzo
Von Kerstin Zilm |
In den USA ist es jetzt noch bequemer geworden, sich Gewehre, Revolver und Pistolen zu beschaffen. Denn seit dem ersten April gibt es "Gun TV", den ersten Teleshoppingkanal für Waffen.
Auf "Gun TV" wird geschossen, vom Schießen geschwärmt, für das Schießen geworben und - ach ja - auch von Sicherheit gesprochen: "Finger weg vom Abzug bevor du wirklich schießt!"
Seit erstem April läuft "Gun TV" im US-Fernsehen, von ein Uhr nachts bis morgens um sieben und rund um die Uhr online. Die Macher des Kanals nennen ihre Firma "Social Responsibility Network", werben mit Pionierarbeit im Waffengeschäft und geben keine Kommentare zum Neustart ab. "Gun TV"-Moderatoren sind Wettkampf-Schützen, eine Rodeoreiterin, ein Cowboy, eine bloggende Polizistin und Ex-Militärs.

Ballern in der Westernkulisse

Im Studio-Mix aus Wohnzimmer- und Blockhüttenatmosphäre mit Schilf-Dekor und Sonnenuntergang-Wandtapete präsentieren die Moderatoren Gewehre, Pistolen und Munition als wären es Teflon-Pfannen, Topf-Pflanzen oder Tablet-Computer. Sie diskutieren, welches Gewehr für die Jagd von Waschbären geeignet ist und welches für das Erschießen von Wildschweinen und Bären. Sie demonstrieren, wie man sechs Pistolen unter dem Hemd versteckt und einen zwei Kilo schweren Revolver hält. Aktivisten für mehr Waffenkontrollen warnen, dass der Kanal zu noch mehr Massenschießereien und Unfällen mit Waffen führen wird. Weder Medien noch Politiker steigen auf das Thema ein.

"Jagen als Lebensart"

Waffenliebhaber kommentieren die ersten Sendungen enthusiastisch im Netz. Besonders beliebt sind Videos vom Schießstand in der Wüste: In einer Western-Kulisse, die aussieht, als würden sich dort jeden Moment Clint Eastwood und John Wayne zum letzten Duell treffen, testet das Team die Produkte an Wassermelonen, Cola-Dosen und Avocados. Zwischendurch gibts Lagerfeuer-Geschichten:
"Die ganze Familie saß zusammen und hat den Hirsch ausgenommen. Mein Vater fing an zu weinen. Für uns ist Jagen eine Lebensart. So haben wir Essen auf den Tisch gebracht. Darum geht es."
Wer Teil haben will an dieser Lebensart oder schlicht Freude am Ballern hat - ein Anruf bei Gun-TV und die Ware wird bereitgestellt. Aber anders als bei Kochtöpfen oder Bügeleisen geht die Buchung zuerst an einen Waffen-Großhändler. Der prüft in einer Bundesdatenbank die Vergangenheit der Kunden auf Straftaten, Drogenmissbrauch und psychische Krankheiten. Gibt es keinen Hinweis auf Probleme, kann die Waffe beim lokalen Händler abgeholt werden.
Ach ja - natürlich immer dran denken: Vor dem Schießen Hände weg vom Abzug. Safety first!
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