US-Präsidentschaftswahl

Warum Joe Biden der ideale demokratische Kandidat ist

02:54 Minuten
Ein älterer Herr mit zurückgekämmten silbrig-grauem Haar, der in die Kamera schaut. Er trägt eine dunkle Anzugjacke, weißes Hemd und eine blaue Krawatte. Rechts und links von ihm ist die US-amerikanische Flagge zu sehen.
Unterschiedliche Meinungen findet er selbstverständlich: Joe Biden nach der Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten. © picture alliance/newscom
Von Doris Simon · 22.08.2020
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Wer den US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden für mittelmäßig oder vertrottelt halte, der liege falsch, meint unsere zukünftige US-Korrespondentin Doris Simon. Der Mann habe seine Ziele immer beharrlich verfolgt - und halte sogar starke Frauen aus.
Erstens: Mitgefühl zu haben und emphatische Politik zu machen, ist kein Ausschlusskriterium für einen guten Kandidaten. Im Gegenteil, es ist eine Grundvoraussetzung – ganz besonders in einem verängstigten und tief gespaltenen Land, mitten in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den 30er-Jahren und der Corona-Pandemie mit bald 200.000 Toten in den USA – und mit keinem Ende in Sicht.
Zweitens: 77 Jahre alt, seit 47 Jahren etablierter Politiker. Mann. Weiß. Gaaaanz schlimm. 47 Jahre Einsatz für Bildung, für Bürgerrechte, für Arbeiter, für die Mittelschicht und die Benachteiligten der amerikanischen Gesellschaft. 47 Jahre Suche nach Lösungen, nach Kompromissen über Parteigrenzen hinweg, 47 Jahre zuhören und etwas daraus machen. Und ein Leben lang eine Vorliebe für starke Frauen. Nur so ein Mann sucht sich eine so starke VeePee aus wie Kamala Harris.
Drittens: Wer Joe für slow hält und auch sonst für ein bisschen vertrottelt, der vertut sich. Der Mann hat seine Ziele immer beharrlich verfolgt. Jetzt erst recht: Er will die Vereinigten Staaten aus seiner größten Krise führen. Bidens Parteitagsrede zeigte einen Kandidaten, der strukturiert ist und weiß, wovon er redet. Er hat einen klaren Plan und strahlt trotz privater Schläge Versöhnlichkeit, Hoffnung und Zuversicht aus. Ein Angebot über Parteigrenzen hinweg, das viele Amerikaner gern annehmen werden.
Viertens: Joe Biden hat Erfahrung, ist aber auch entspannt genug, um andere machen zu lassen. Unterschiedliche Meinungen findet er selbstverständlich, und dass andere bessere Ideen haben können, auch. Das macht ihn auch für linke Demokraten und enttäuschte Republikaner wählbar.
Und fünftens: Wer Joe Bidens Wahlkampf aus dem Erdgeschoß seines Hauses in Wilmington verfolgt hat, mit blechernen Videos und Zoom-Bürgergesprächen, der kann eigentlich nur noch Biden wählen. Mehr Inhalt ohne Gedöns geht nicht.
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