US-Influencerinnen

Wie die Waffenlobby Pistolen an die Frau bringen will

02:31 Minuten
Eine junge Frau mit schwarzen Haaren hält ein Jagdgewehr in der Hand und zielt.
Zur Emanzipation gehört eine Waffe, diese Botschaft wird jungen Frauen in den USA von einigen Influencerinnen vermittelt. © imago / Westend61
Von Arthur Landwehr · 06.07.2019
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Jede vierte Frau in den USA besitzt eine Schusswaffe. Aus Sicht der Waffenhersteller heißt das: nur jede vierte Frau. Um das zu verändern, setzt man auf Influencerinnen in den sozialen Netzwerken wie Youtube oder Instagram.
Wer Pistolen und Gewehre in den USA verkaufen will, hat eine Problemgruppe: junge Frauen. Ein Viertel der Frauen besitzt eine Pistole oder ein Gewehr, bleibt ein Markt von 75 Prozent. Das Image von Waffen aber ist angekratzt, und die Mädchen kommen nicht auf Waffenmessen oder testosterongetränkte Schießstände. Das machen nur die Jungs. Werbung für Pistolen darf man nicht machen. Nun übernehmen Influencerinnen in den sozialen Medien diesen Job - ein Segen für die Hersteller.
Amy Robbins mit ihrer Internetshow "Not your average gun girl", "Nicht dein Durchschnitts- Pistolenmädchen" ist ein Beispiel. Sie hat ein eigenes Label für Sportmode – und die Models tragen schon mal eine Pistole im Leggins-Bund – so wie sie selbst auch.
Und so ist auch der Instagram Kanal gestaltet. Ihre Show sagt klar, was eine moderne Frau ist:
"Selbstbewusst, eigenständig, stylish, sie will inspirieren, schön sein und eine Waffe tragen dürfen. Sie verspricht: "von der verdeckten Waffe bis zu Deinem Lieblings Lippenstift – wir bieten alles".
Kirsten Joy Weiss. Eine viertel Million haben ihren Youtube-Kanal abonniert und sie zeigt, was sie kann. Hier hält sie eine Packung populärer Doppelkekse in die Luft und schießt aus 30 Metern den oberen Teil von der Füllung, "weil die doch jeder am liebsten mag".
Ihren Fans aber gibt auch sie sehr viel mehr mit: Frau sein heißt, über sich selbst zu bestimmen. "Mein Körper gehört mir", sagt sie, hat nicht nur etwas mit Sexualität oder dem Recht auf Abtreibung zu tun. Auch damit den eigenen Körper zu schützen.
"Da wollt ihr wieder Vorschriften machen, sagt sie. Karate und Judo sind ok. Aber keine Pistole. Nein, nein, nein!"

Frau mit Pistole - das soll selbstverständlich werden

Alles kann passieren, sagt Jacqueline Carrizosa auf ihrem Youtube-Kanal:
Was am besten gegen einen bösen Kerl mit einer Waffe hilft, ist ein gutes Mädchen mit einer Waffe.
In den sozialen Netzwerken finden sich etliche solcher Kanäle, vor allem auf Instagram. Das Muster ist immer ähnlich: Junge Frauen in ihrer Welt. Mode, Sport, Ernährung, Schönheit – und die Pistole ist selbstverständlicher Teil dieser Welt. Und darum geht es, diese Selbstverständlichkeit zu verankern. Und auch dafür einzustehen, selbst den Gedanken weiter zu tragen:
"Einfach jemanden zu sehen, der für das Recht auf Waffen einsteht, gibt jemand anderem Hoffnung", sagt etwa Kaitlin Bennett, die nach dem Examen mit einem Maschinengewehr auf dem Rücken durch die Uni lief und es damit in die lokalen Fernsehnachrichten schaffte. Knapp 90.000 folgen ihr auf Instagram.

Kleine, aber authentische Kanäle

So wie ihrer gehören viele dieser Kanäle Micro-Influencerinnen, sind also verhältnismäßig klein. Zum Teil unter 100.000 Abonnenten. Aber es scheint auf Authentizität anzukommen, Glaubwürdigkeit.
Halbnackte Frauen, die lasziv die Waffe halten, sind nicht gewollt. Es geht um eine feminine Welt, in der sich Frauen zu Hause fühlen.
Wie viel dafür bezahlt wird, ist nicht bekannt. Aber das Magazin Vox zitiert einen Marketingexperten so: "Influencerinnen sind die Gans, die goldene Eier legt" für die Waffenindustrie. Man wirbt offiziell nicht, aber eine Pistole zu haben wird schick, unterstreicht das Frau sein, ist Lebensstil. Und dazu mitten in der Zielgruppe.
Und dass damit die Zielgruppe erreicht wird, nutzen andere gleich mit. Vor Videos von Amy Robbins wird die Universität von Maryland um neue Studierende.
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