US-Folk-Duo Lily & Madeleine

Auf der Suche nach analoger Liebe

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Ausschnitt aus dem Cover des zweiten Albums "Fumes" von Lily & Madeleine: Auf dem neuen Album "Canterbury Girls" sind die Arrangements weniger spartanisch. © Asthmatic Kitty
Lily und Madeleine Jurkiewicz im Gespräch mit Oliver Schwesig · 06.05.2019
Betörender Folk-Gesang, spartanische Arrangements und Melodiefreude – das sind die Zutaten des beeindruckenden Folk von Lily und Madeleine Jurkiewicz aus Indianapolis. Auf ihrem neuen Album "Canterbury Girls" zeigen die Schwestern eine neue Seite.
Mit selbst aufgenommenen Videos machten sich Lily und Madeleine Jurkiewicz bereits als Teenager im Internet bekannt. Ein Produzent wurde auf den glasklaren Gesang der Folk-Sängerinnen aufmerksam. Und nun haben die beiden Schwestern im Alter von 21 und 23 Jahren bereits ihr viertes Album "Canterbury Girls" veröffentlicht. Darauf ist - mit Band und Keyboards - ein fetterer Sound zu hören.
Lily und Madeleine Jurkiewicz waren im Studio von Deutschlandfunk Kultur zu Gast. Das Interview geben wir hier wieder.

Oliver Schwesig: Im Pressetext steht, dass Sie auf diesem Album Weiblichkeit im 21. Jahrhundert behandeln. Können Sie das noch genauer erklären?
Lily Jurkiewicz: Na klar, "Canterbury Girls" handelt von verschiedenen feministischen Themen, auf die sich auch andere Menschen beziehen können. Es geht um die Verarbeitung der eigenen Vergangenheit, um Erlebnisse, die die eigene Zukunft beeinflusst haben, um die Rollen von Frauen in der Gesellschaft.

Tourleben zwingt zu Fernbeziehungen

Oliver Schwesig: Es gibt einen Song mit dem schönen Titel "Analog Love" - spielt das da mit rein in dieses Thema?
Madeleine Jurkiewicz: Da wir so viel auf Tour sind, führen wir eigentlich immer Fernbeziehungen. Es geht also einfach darum, wie sehr wir die Nähe genießen, wenn sie mal möglich ist, und dass wir uns wünschen, es wäre immer so.
Oliver Schwesig: Die Arrangements haben sich verändert im Vergleich zu Ihren früheren Alben. Nicht mehr so spartanisch folkig. Sie erforschen neue klangliche Gebiete: Mit kompletter Band und atmosphärischen Sounds, Synthesizer-Klängen, das Klavier steht mehr im Mittelpunkt. War es schwer, diesen Schritt heraus aus ihrer Komfortzone zu machen?
Madeleine Jurkiewicz: Ich glaube, das ist eine ganz natürliche Weiterentwicklung. Akustische Folksongs fallen uns so leicht, aber wir wollten eine Herausforderung. Wir haben ja schon auf dem letzten Album einen Schritt in die Richtung gemacht, und werden auch weiter mit größeren Sounds arbeiten.

Nur Frauen in der Begleitband

Oliver Schwesig: Nun sind Sie als Team ja sehr eingespielt. Wie schwer fällt es einem da mit anderen zusammenzuspielen – einer Band zum Beispiel?
Lily Jurkiewicz: Das fällt uns nicht schwer, und es macht doch Spaß. Wir haben auf diesem Album mit einem neuen Produzenten gearbeitet, und auf Tour sind wir ja auch mit einer Band – übrigens sind das alles Frauen – und durch die Band werden natürlich auch unsere Auftritte viel lebhafter und machen mehr Spaß.
Oliver Schwesig: Nun sind die Songs sehr gut durchproduziert. Hatten Sie auch Angst davor, dass der Sound zu glatt wird?
Madeleine Jurkiewicz: Wir hatten nur zehn Tage für die Aufnahmen, insofern ist das alles sehr spontan entstanden, ganz aus dem Bauch heraus. Wir hatten gar nicht die Zeit, viel nachzudenken und es zu kompliziert zu machen.
Lily und Madeleine Jurkiewicz performen live im Studio von Deutschlandfunk Kultur.
Lily und Madeleine Jurkiewicz performen live im Studio von Deutschlandfunk Kultur.© Deutschlandradio / Dirk Schneider
Oliver Schwesig: Der Albumtitel "Canterbury Girls" hat mit dem Canterbury Park in Ihrer Heimatstadt Indianapolis zu tun. Was hat es damit auf sich?
Lily Jurkiewicz: Ja, wir waren als Kinder und Jugendliche viel im Canterbury Park. Das ist kein besonders schöner Park, wirklich nichts Besonderes, aber wir haben da dauernd rumgehangen. Und es war der Ort an dem wir darüber nachgedacht haben, was wir aus unserem Leben machen wollen. Und jetzt schauen wir mit diesem Album als Erwachsene darauf zurück.
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