US-Firmen investieren verstärkt in Deutschland
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich nach Einschätzung der amerikanischen Handelskammer in Deutschland in den vergangenen Jahren hierzulande deutlich verbessert. Zwei Drittel der hier tätigen US-Unternehmen erwarteten höhere Umsätze, mehr Beschäftigte und mehr Investitionen, sagte Handelskammer-Leiter Fred Irwin.
Hanns Ostermann: Im letzten Jahr war es eine relativ positive Bilanz, die amerikanische Firmen in Deutschland ziehen konnten. Da sind nirgendwo sonst auf der Welt so viel investieren wie bei uns, sind sie wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung, eine Art Barometer. 2006 hieß es, fast jedes zweite US-Unternehmen will hierzulande mehr investieren. 30 Prozent planen Neueinstellungen. Ob den Worten jetzt auch Taten folgten, darüber möchte ich mit Fred Irwin sprechen. Er ist Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland. Guten Morgen nach Frankfurt!
Fred Irwin: Guten Morgen Herr Ostermann!
Ostermann: Herr Irwin, ist der Standort Deutschland aus Ihrer Sicht weiter so attraktiv oder wurden die Hoffnungen nicht bestätigt?
Irwin: An und für sich hat sich die Situation hier in Deutschland hat sehr stark verbessert 2006 gegenüber 2005. Wir sehen in den Untersuchungen, es gibt 2000 Firmen mit amerikanischem Kapital in Deutschland, und mehr als zwei Drittel erwarten höhere Umsätze, mehr Beschäftigte und mehr Investitionen. Das ist das beste Ergebnis seit fünf Jahren.
Ostermann: Geht es um Kompetenz, Marketing, um Vertrieb und Entwicklung, dann liegt Deutschland vorn in Europa, so hieß es bei Ihrer letzten Studie. Ist es denn dabei geblieben?
Irwin: Es ist geblieben, aber was noch besser ist, ist die technische und innovative Fähigkeit von den deutschen Mitarbeitern. Wir haben immer gehört, dass die Deutschen risikoscheu sind, aber wir sehen immer wieder mehr innovative Ideen, mehr Innovation und eine Risikobereitschaft, was in der Vergangenheit nicht vorhanden war. Vielleicht hat das mit der Weltmeisterschaft im letzten Sommer zu tun.
Ostermann: Ist das Ihr ernst?
Irwin: Ja, letzten Sommer habe ich – und ich wohne in Deutschland seit 36 Jahren – die deutsche Seele zum ersten Mal gesehen, und das hat mich persönlich sehr glücklich gemacht.
Ostermann: Wenn Sie sagen, die Deutschen würden möglicherweise etwas innovativer. Es galt zuletzt immer so ein bisschen die Gefahr jedenfalls, dass wir in Deutschland eine Art Verkaufstheke werden. Produziert wird woanders, etwa in osteuropäischen Ländern. Hat sich dieser Trend fortgesetzt?
Irwin: Nein, es hat sich absolut nicht fortgesetzt. Ich meine, die Ostblockländer sind nach wie vor eine starke Investition für amerikanisches Kapital. Das wird sich in den nächsten fünf Jahren nicht ändern, aber der Trend hat sich ein klein bisschen umgedreht, dass mehr Firmen mit amerikanischem Kapital in Deutschland investieren als in den Ostblockländern. Das hat sich letztes Jahr gewendet, und natürlich, wir haben letztes Jahr gesehen, dass mehr Private-Equity-Kapital fließt nach Deutschland.
Ostermann: Was ist das?
Irwin: Das ist Kapital nicht von Hedgefonds, Hedgefonds sind kurzfristige Investitionen, aber Private-Equity-Investitionen, die kaufen Firmen, die kaufen Immobilien, die kaufen schlechte Forderungen, die möchten das drei bis fünf Jahre halten, die möchten das sanieren und natürlich für einen entsprechenden Gewinn weiterverkaufen. Und das hat den amerikanischen Markt Ende der achtziger Jahre saniert, und wir sehen, dass wieder in Deutschland die Firmen, die am Boden sind, werden von Private Equity übernommen, die werden saniert und werden wesentlich stärker in drei bis fünf Jahren verkauft.
Ostermann: Ja gut, aber möglicherweise verlieren eine Menge Menschen ihren Arbeitsplatz.
Irwin: Ach, das Wort "Menge Menschen" ist ein klein bisschen zu viel. Bei Private Equity ist es so, dass es gibt immer einen sofortigen Arbeitsplatzverlust, aber wenn Sie einen durchschnittlichen Trend betrachten über drei Jahre, dann gibt es einen Gewinn an Arbeitsplätzen. Es gibt so viele empirische Untersuchungen, diese Untersuchungen und auch unsere eigene Untersuchung hat das bestätigt.
Ostermann: Herr Irwin, Deutschland bastelt an den Rahmenbedingungen. Mindestlöhne werden bei uns kontrovers diskutiert. Verstehen Sie eigentlich die Erregung, denn bei Ihnen gibt es die ja?
Irwin: Erstens, die USA ist kein Marktmodell für die Bundesrepublik. Und Mindestlöhne in den USA, das hat mit unserer Geschichte zu tun. USA ist eine Dienstleistungsgesellschaft, und nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Dienstleistungsunternehmen auf den Markt gekommen, und um das ein bisschen besser zu regulieren, hat der US-Kongress einen Mindestlohn eingeführt. Ich muss sagen, als Student habe ich davon profitiert. Deutschland hat eine andere Geschichte. Deutschland ist keine Dienstleistungsgesellschaft. Natürlich die Politiker müssen entscheiden, ob Mindestlöhne für Deutschland gut oder schlecht sind. Aber die USA ist kein Marktmodell für Deutschland.
Ostermann: Wenn wir bei den Löhnen und Gehältern sind, im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber in Baden-Württemberg ihr erstes bundesweites Angebot gemacht. Es hat ein Gesamtvolumen von drei Prozent. Die IG Metall lehnte es als völlig unzureichend ab und fordert weiter 6,5 Prozent mehr Geld. Zu Recht aus Ihrer Sicht?
Irwin: Ich meine, wir wissen, dass Verhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ist eine Verhandlungssache. Es ist genauso, wenn Sie eine gut aussehende Frau sehen und sagen sofort bei der ersten Begegnung, ich möchte Sie zum Abendessen einladen. Und meistens hört man ein Wort: Nein. Wir sagen in Englisch: Selling starts when the customer says no. Also wir haben einen Rahmen von drei Prozent für sechs Prozent. Sicherlich wird es nicht sechs Prozent sein und wahrscheinlich auch nicht drei Prozent. Die werden sich einigen.
Ostermann: Herr Irwin, eigentlich sind sie damit Diplomat und nicht Präsident einer amerikanischen Handelskammer in Deutschland und damit Wirtschaftsfachmann.
Irwin: Ja, ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut, muss ich ehrlich sagen.
Ostermann: Aber warum bekennen Sie ihr nicht Farbe? Haben Arbeitnehmer nicht jetzt möglicherweise, wenn es der Konjunktur gut geht, wenn es wirtschaftlichen Bereichen gut geht, auch ein Recht auf etwas mehr Gehalt?
Irwin: In der Vergangenheit hatten sie ungefähr ein Prozent Gehaltserhöhungen. Drei Prozent ist nach Ihrer Aussage ist mehr Gehalt, und drei Prozent, solange das über die Inflationsgrenze ist, das ist vernünftig. Aber eine unserer Stärken in Deutschland, das heißt, die Arbeitnehmer und die Gewerkschaften waren in der Vergangenheit vernünftig, und was sehen wir heute? Firmen haben die besten Gewinne in ihrer Geschichte. Wir kriegen bald – hoffentlich – eine Steuerreduzierung. Per Steinbrück hat einen sehr guten Vorschlag auf den Markt gebracht, und die Firmen freuen sich. Natürlich, Arbeitnehmer sollten ein bisschen mehr sein, aber das ist unterschiedlich pro Branche, und meines Erachtens ist das die Entscheidung der Firma.
Fred Irwin: Guten Morgen Herr Ostermann!
Ostermann: Herr Irwin, ist der Standort Deutschland aus Ihrer Sicht weiter so attraktiv oder wurden die Hoffnungen nicht bestätigt?
Irwin: An und für sich hat sich die Situation hier in Deutschland hat sehr stark verbessert 2006 gegenüber 2005. Wir sehen in den Untersuchungen, es gibt 2000 Firmen mit amerikanischem Kapital in Deutschland, und mehr als zwei Drittel erwarten höhere Umsätze, mehr Beschäftigte und mehr Investitionen. Das ist das beste Ergebnis seit fünf Jahren.
Ostermann: Geht es um Kompetenz, Marketing, um Vertrieb und Entwicklung, dann liegt Deutschland vorn in Europa, so hieß es bei Ihrer letzten Studie. Ist es denn dabei geblieben?
Irwin: Es ist geblieben, aber was noch besser ist, ist die technische und innovative Fähigkeit von den deutschen Mitarbeitern. Wir haben immer gehört, dass die Deutschen risikoscheu sind, aber wir sehen immer wieder mehr innovative Ideen, mehr Innovation und eine Risikobereitschaft, was in der Vergangenheit nicht vorhanden war. Vielleicht hat das mit der Weltmeisterschaft im letzten Sommer zu tun.
Ostermann: Ist das Ihr ernst?
Irwin: Ja, letzten Sommer habe ich – und ich wohne in Deutschland seit 36 Jahren – die deutsche Seele zum ersten Mal gesehen, und das hat mich persönlich sehr glücklich gemacht.
Ostermann: Wenn Sie sagen, die Deutschen würden möglicherweise etwas innovativer. Es galt zuletzt immer so ein bisschen die Gefahr jedenfalls, dass wir in Deutschland eine Art Verkaufstheke werden. Produziert wird woanders, etwa in osteuropäischen Ländern. Hat sich dieser Trend fortgesetzt?
Irwin: Nein, es hat sich absolut nicht fortgesetzt. Ich meine, die Ostblockländer sind nach wie vor eine starke Investition für amerikanisches Kapital. Das wird sich in den nächsten fünf Jahren nicht ändern, aber der Trend hat sich ein klein bisschen umgedreht, dass mehr Firmen mit amerikanischem Kapital in Deutschland investieren als in den Ostblockländern. Das hat sich letztes Jahr gewendet, und natürlich, wir haben letztes Jahr gesehen, dass mehr Private-Equity-Kapital fließt nach Deutschland.
Ostermann: Was ist das?
Irwin: Das ist Kapital nicht von Hedgefonds, Hedgefonds sind kurzfristige Investitionen, aber Private-Equity-Investitionen, die kaufen Firmen, die kaufen Immobilien, die kaufen schlechte Forderungen, die möchten das drei bis fünf Jahre halten, die möchten das sanieren und natürlich für einen entsprechenden Gewinn weiterverkaufen. Und das hat den amerikanischen Markt Ende der achtziger Jahre saniert, und wir sehen, dass wieder in Deutschland die Firmen, die am Boden sind, werden von Private Equity übernommen, die werden saniert und werden wesentlich stärker in drei bis fünf Jahren verkauft.
Ostermann: Ja gut, aber möglicherweise verlieren eine Menge Menschen ihren Arbeitsplatz.
Irwin: Ach, das Wort "Menge Menschen" ist ein klein bisschen zu viel. Bei Private Equity ist es so, dass es gibt immer einen sofortigen Arbeitsplatzverlust, aber wenn Sie einen durchschnittlichen Trend betrachten über drei Jahre, dann gibt es einen Gewinn an Arbeitsplätzen. Es gibt so viele empirische Untersuchungen, diese Untersuchungen und auch unsere eigene Untersuchung hat das bestätigt.
Ostermann: Herr Irwin, Deutschland bastelt an den Rahmenbedingungen. Mindestlöhne werden bei uns kontrovers diskutiert. Verstehen Sie eigentlich die Erregung, denn bei Ihnen gibt es die ja?
Irwin: Erstens, die USA ist kein Marktmodell für die Bundesrepublik. Und Mindestlöhne in den USA, das hat mit unserer Geschichte zu tun. USA ist eine Dienstleistungsgesellschaft, und nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Dienstleistungsunternehmen auf den Markt gekommen, und um das ein bisschen besser zu regulieren, hat der US-Kongress einen Mindestlohn eingeführt. Ich muss sagen, als Student habe ich davon profitiert. Deutschland hat eine andere Geschichte. Deutschland ist keine Dienstleistungsgesellschaft. Natürlich die Politiker müssen entscheiden, ob Mindestlöhne für Deutschland gut oder schlecht sind. Aber die USA ist kein Marktmodell für Deutschland.
Ostermann: Wenn wir bei den Löhnen und Gehältern sind, im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber in Baden-Württemberg ihr erstes bundesweites Angebot gemacht. Es hat ein Gesamtvolumen von drei Prozent. Die IG Metall lehnte es als völlig unzureichend ab und fordert weiter 6,5 Prozent mehr Geld. Zu Recht aus Ihrer Sicht?
Irwin: Ich meine, wir wissen, dass Verhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ist eine Verhandlungssache. Es ist genauso, wenn Sie eine gut aussehende Frau sehen und sagen sofort bei der ersten Begegnung, ich möchte Sie zum Abendessen einladen. Und meistens hört man ein Wort: Nein. Wir sagen in Englisch: Selling starts when the customer says no. Also wir haben einen Rahmen von drei Prozent für sechs Prozent. Sicherlich wird es nicht sechs Prozent sein und wahrscheinlich auch nicht drei Prozent. Die werden sich einigen.
Ostermann: Herr Irwin, eigentlich sind sie damit Diplomat und nicht Präsident einer amerikanischen Handelskammer in Deutschland und damit Wirtschaftsfachmann.
Irwin: Ja, ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut, muss ich ehrlich sagen.
Ostermann: Aber warum bekennen Sie ihr nicht Farbe? Haben Arbeitnehmer nicht jetzt möglicherweise, wenn es der Konjunktur gut geht, wenn es wirtschaftlichen Bereichen gut geht, auch ein Recht auf etwas mehr Gehalt?
Irwin: In der Vergangenheit hatten sie ungefähr ein Prozent Gehaltserhöhungen. Drei Prozent ist nach Ihrer Aussage ist mehr Gehalt, und drei Prozent, solange das über die Inflationsgrenze ist, das ist vernünftig. Aber eine unserer Stärken in Deutschland, das heißt, die Arbeitnehmer und die Gewerkschaften waren in der Vergangenheit vernünftig, und was sehen wir heute? Firmen haben die besten Gewinne in ihrer Geschichte. Wir kriegen bald – hoffentlich – eine Steuerreduzierung. Per Steinbrück hat einen sehr guten Vorschlag auf den Markt gebracht, und die Firmen freuen sich. Natürlich, Arbeitnehmer sollten ein bisschen mehr sein, aber das ist unterschiedlich pro Branche, und meines Erachtens ist das die Entscheidung der Firma.