US-Außenminister Blinken in Kiew

Ein Zeichen für Putin

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US-Außenminister Antony Blinken mit schwarzem Mund-Nasenschutz beim Verlassen eines Flugzeugs auf der Gangway.
Ein Akt demonstrativer Solidarität: So sieht der Politikwissenschaftler Martin Bialecki den Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Kiew. © picture alliance / AP / Efrem Lukatsky
Martin Bialecki im Gespräch mit Anke Schaefer · 06.05.2021
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Bis hierher und nicht weiter: Für Martin Bialecki ist der Ukraine-Besuch des US-Außenministers ein Zeichen Richtung Moskau. Doch obwohl Putin seine Truppen von der ukrainischen Grenze wieder zurückgezogen hat, sei eine schnelle Lösung nicht in Sicht.
Eine Aufstockung der Militärhilfe, das Erklären der unverbrüchlichen Solidarität - und jetzt der Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in Kiew: Für Martin Bialecki, Chefredakteur der Zeitschrift "Internationale Politik", ist das ein "sehr gutes" und "mächtiges" Zeichen der USA in Richtung Moskau - und eine Antwort auf die massiven Truppenverlegungen an die ukrainische Grenze durch die russische Regierung vor einigen Wochen.
Damit zeigten die USA, dass es ihnen nicht mehr egal sei, was sonst in der Welt passiere. "Dieses 'wer nicht mit uns ist, ist gegen uns' – das ist vorbei. Das ist super."
Den russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze schätzt Bialecki als Test Putins ein, um herauszufinden, wie weit dieser gehen könne - vielleicht ja sogar über die Grenze zur Ukraine? "Und jetzt hat er gesehen: Nein, es gibt eben doch noch nicht so eine richtige Front von Solidarität, aber eben doch ein Unterhaken – und hat erst mal wieder zurückgezogen."
Erstmal, betont Bialecki, denn was Putin wirklich vorhabe, wisse man nicht. "Da ist er auch einfach – und das meine ich jetzt nicht positiv – ein genialer Spieler, der immer so weit geht, wie es irgendwie funktioniert.", so der Journalist.
"Und wenn er ein bisschen auf die Finger bekommt oder ein bisschen mehr, dann sagt er: Gut, dann lasse ich es erstmal wieder. Was aber gar nicht heißt, dass er sich damit wirklich zurückziehen würde. Dazu ist er viel zu machtbewusst und viel zu strategisch."

Keine schnelle Lösung in Sicht

Eine schnelle Lösung für diesen Konflikt könne es jedenfalls ganz sicher nicht geben, so Bialecki.
Einen weiteren positiven Aspekt von Blinkens Ukrainebesuch sieht er darin, dass dadurch wieder Licht auf eine Region geworfen werde, in der immer noch Krieg herrsche: "In der Ostukraine sind 13.000 Menschen gestorben! Da sind immer noch Kämpfe, und wenn das nicht täglich in den Nachrichten hochgekocht wird, dann verschwindet dieser Konflikt komplett aus dem eigenen Bewusstsein."
(uko)

Martin Bialecki ist Chefredakteur der Zeitschrift Internationale Politik (IP) und des Online-Magazins Berlin Policy Journal (BPJ). Bis zum Sommer 2018 war Bialecki in Washington DC als Büroleiter und Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur tätig.

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