Ursula von der Leyen

Zur Bewährung an die Front

Von Tobias Wenzel · 15.12.2013
Friedrich Küppersbusch freut sich am meisten auf die neue Verteidigungsministerin im Kabinett. Elke Schmitter verteidigt die Prostitution. Weitere Themen sind Gregor Gysis mögliche Stasi-Vergangenheit und ein internationales Theaterfestival in Bagdad.
Auf wen im Kabinett freuen Sie sich am meisten?", fragt die TAZ Friedrich Küppersbusch. Und der antwortet: "Ursula von der Leyen! Der wüste Fuchs, die irrste Personalie seit mindestens Rommel. Die Gottmutter der frisierten Helmpflicht wird zum unregierbarsten Ministerium verurteilt. [ ... ] Aus Merkels Perspektive irrlichtert Bundesuschi zwischen Illoyalität und einzigem Kerl im Kabinett. Also – zur Bewährung an die Front."
Dürfte bei manch einem für Verwirrung sorgen: eine Frau, die das Land verteidigt. Eine andere Frau verteidigt die Prostitution: Elke Schmitter im SPIEGEL. "Ich habe nicht das Geringste gegen die Blümchenvariante, zumal es auch meine ist", schreibt sie über Sex und meint den in einer festen Beziehung. "Aber ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die alles andere für krank oder verachtenswert erklärt." Elke Schmitter greift Alice Schwarzer und die Prominenten an, die ihrem Aufruf gefolgt sind: für die Abschaffung der Prostitution in Deutschland zu kämpfen. Diese Kampagne sei "naiv und herablassend". Es sei Aufgabe der Politik abzuwägen, "wie möglichst viel Leid für möglichst viele Menschen zu verhindern" sei. Stichwort: Zwangsprostitution. Solche Verbrechen müssten die Politik und die Ermittlungsbehörden bekämpfen. Dann kommt Elke Schmitters Aber: "Die Frage, wann 'der wechselseitige Gebrauch von eines anderen Geschlechtsorganen', wie Immanuel Kant das formulierte, zum persönlichen Glück beiträgt, kann nur von den Beteiligten selbst entschieden werden."
Hat sich Gregor Gysi bei der Stasi erleichtert und Informationen weitergegeben, die anderen geschadet haben? Er habe "zu keinem Zeitpunkt über Mandanten oder sonst jemanden wissentlich und willentlich an die Staatssicherheit berichtet", hat Gysi in einer eidesstattlichen Versicherung bekräftigt. Die hat der Politiker im Rahmen eines Rechtsstreits und eines Vergleichs mit dem NDR abgegeben. Der Sender hatte die Fernsehdokumentation "Die Akte Gysi" produziert. 2011 war sie in der ARD ausgestrahlt worden, darf nun aber, nach dem Vergleich mit Gysi, nicht mehr gezeigt werden. Daran erinnert der TAGESSPIEGEL aus aktuellem Anlass. Denn die Autoren der Dokumentation Hans-Jürgen Börner und Silke König haben einfach eine neue Dokumentation gemacht. "Gysi und die Stasi" heißt sie und läuft an diesem Montagabend im Ersten. "Nach Aktenlage hat Gysi wohl doch mit der Stasi geredet", behaupten die beiden. Sie kommen zum Schluss, dass er von 1978 bis zum Ende des Ministeriums für Staatssicherheit "kooperiert haben muss".
"Wer würde da nicht gerne mitmachen - endlich einmal ein positiver Bericht aus dem Ort der Schrecken", dachte Renate Klett, als sie für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG in die "Arabische Kulturhauptstadt 2013" reiste, nach Bagdad, zu einem internationalen Theaterfestival. Doch bis auf zwei bemerkenswerte Inszenierungen wird die Journalistin mit mehr Schein als Sein konfrontiert. Während Bombenanschläge die Stadt treffen, lässt sich der Direktor des Festivals in einer "PR-Show" feiern: "Die Selbstbeweihräucherung ist schamlos, die Begleitmusik unerträglich: Eine von ihm verfasste Hymne auf Bagdad hallt in Endlosschleife durchs Nationaltheater – martialischer Chorgesang, der klingt wie ein Kriegsaufruf, aber, wie die rote Laufschrift beweist, nur die Schönheit der Hauptstadt preisen will." Und dann noch das: "bezahlte Zwischenrufer, die den Direktor hochleben lassen".
Nee, so propagandistisch trist kann man doch keine Presseschau enden lassen. Also noch mal zurück zur TAZ und zu ihrem Wochenrückblick "Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?" Frage: "Vitali Klitschko will Präsident der Ukraine werden. Kann ein Boxer ein guter Präsident sein?" Küppersbusch antwortet: "Putin und Klitschko könnten es unter Männern ausmachen. Fight des Jahrhunderts, Rechte bei RTL, Gauck geht nicht hin. Wetten sind in Euro abzuschließen. Darum geht es, und im Gegensatz zu Schwarzenegger kann Vitali nicht nur so gucken, sondern richtig Aua machen."