Büchner-Preis 2025
Ursula Krechel erhält den renommierten Büchner Preis © Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung/ Heike Steinweg
Ursula Krechel wird für die „Kraft ihrer Literatur“ geehrt

Ursula Krechel wird mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet – für eine Literatur, die den Wunden der Geschichte und den Zumutungen der Gegenwart mit sprachlicher Kraft und Haltung begegnet.
Die Schriftstellerin Ursula Krechel ist Georg-Büchner-Preisträgerin 2025. Dies teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit. Krechel wurde mit Romanen über den Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit bekannt, etwa für ihre dokumentarische Romantrilogie "Shanghai fern von wo" (2008), "Landgericht" (2012) und "Geisterbahn" (2018). Für „Landgericht“ erhielt sie 2012 den Deutschen Buchpreis.
In der Begründung der Jury heißt es, Krechel setze „den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegen“. Die in Berlin lebende Autorin verfasst auch Gedichte, Theaterstücke, Hörspiele, Romane und Essays.
Aus Sicht unserer Literaturkritikerin Maike Albath überrascht Ursula Krechel immer wieder mit neuen Erzählformen und aufregenden Stoffen. In ihrem jüngsten Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ erforscht sie weibliche Lebensläufe und zeigt sich als eine eminent politische Autorin und einfallsreiche Erzählerin. Das Thema weibliche Autorschaft zieht sich wie ein roter Faden durch ihr gesamtes Schaffen.
Seit 1951 wird der Georg-Büchner-Preis von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vergeben, bisher haben ihn nur relativ wenige Frauen bekommen, das letzte Mal Emine Sevgi Özdamar 2022. Als aussichtsreiche Kandidatinnen galten auch die Dichterin und Essayistin Monika Rinck und die Schriftstellerin Barbara Honigmann. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 1. November 2025 in Darmstadt überreicht.
Preisträgerin Ursula Krechel zum Büchner-Preis
Die Lage der Frau hat Ursula Krechel als Thema von Anfang an und bis zu ihrem jüngsten Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ beschäftigt. Anders als in der Autofiktion spielen für Krechel der Rückgriff auf dokumentarisches Material und Einfälle, also „sich etwas auszudenken“, eine wichtige Rolle. Für sie hat das auch etwas „mit der Ethik des Schreibens“ zu tun, erzählt sie im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Ursula Krechel zu ihrem neuesten Roman
Der Roman beginnt mit dem brutalen römischen Kaiser Nero und seiner Mutter Agrippina und geht bis zu den Messerattacken der Gegenwart. Angefangen zu schreiben habe sie das Buch am Beginn des Ukrainekrieges: „Und ich dachte natürlich über Gewalt in der Geschichte, über böse Herrscher nach.“ Der Roman ist aber auch ein Plädoyer für den Rechtsstaat.
Ursula Krechel über weibliches Schreiben
Viele Autorinnen des 19. Jahrhunderts haben voller Begeisterung mit dem Schreiben begonnen oder waren als Übersetzerinnen tätig, um dann in Vergessenheit zu geraten, sagt Krechel im Dlf-Interview. Wenn sie sich aber fragt, wer von den Autorinnen aus der Zeit, als sie selbst ihre ersten Bücher geschrieben hat, noch übriggeblieben ist, dann sind es heute nur wenige, die noch publizierten - und „von manchen weiß ich gar nicht, was aus ihnen geworden ist."
tha