Urs Kienberger: "111 Jahre Hotel Waldhaus Sils"

Anziehungspunkt für Künstler und Intellektuelle

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Zu sehen ist das Belle-Époque-Hotel Waldhaus Sils in einer atemberaubenden Umgebung, umrahmt von Bergen, einem See und Wäldern.
Der Theatermacher Christoph Marthaler hat einmal das gesamte Waldhaus mit seinem Ensemble bespielt. Es war auch schon Kulisse für Filmaufnahmen. © Stefan Pielow
Urs Kienberger im Gespräch mit Britta Bürger · 04.08.2019
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Das Schweizer Hotel Waldhaus dient immer wieder als Kulisse für Filme und Theaterprojekte. Der Hotelier Urs Kienberger erklärt die Aura seines Gasthauses mit der Leidenschaft seiner Familie für die Hotellerie. Und mit Friedrich Nietzsche.
Um das Hotel Waldhaus im Schweizer Örtchen Sils Maria im Engadin ranken sich viele Geschichten. Betrieben wird es seit 1908 von der Familie Kienberger. Es befindet sich abgeschieden auf 1800 Metern Höhe. Das Hotel ist Anziehungspunkt für Intellektuelle und Künstler.
So betrat Alexander Kluge das Waldhaus erstmals, um Theodor W. Adorno Dokumente aus Frankfurt zu bringen. Später machte er dort dann selbst Urlaub und traf Freunde wie Gerhard Richter, David Chipperfield und Thomas Demand.

Nietzsche ist der Dorfheilige des Ortes

Im Deutschlandfunk Kultur erklärte Urs Kienberger, Urenkel des Hotelgründers, die Aura des Gasthauses mit der großen Leidenschaft seiner Urgroßeltern für das Hotelgeschäft. Diese sei dann von Generation zu Generation weitergegeben worden. Kienberger spricht von einer "unvernünftigen Besessenheit": "Wir haben das mit Haut und Haaren gemacht."
Kienberger vermutet hinter der Anziehungskraft des Hotels auch Friedrich Nietzsche. Dieser sei schließlich der Dorfheilige des Ortes Sils. Und natürlich würden auch die Gäste durch persönliche Empfehlungen dafür sorgen, dass immer wieder Kreative und Intellektuelle Zimmer buchen.
Im Hotel finden viele Kulturveranstaltungen statt – die Hesse-Tage, das Nietzsche-Kolloquium, das Resonanzen-Festival.

Ein Hotel als Kulisse für Filme und Theater

Der Theatermacher Christoph Marthaler hat einmal das gesamte Waldhaus mit seinem Ensemble bespielt. Es war auch schon Kulisse für Filmaufnahmen – Claude Chabrol hat hier gedreht.
"Ein Hotel und ein Film vertragen sich (eigentlich) nicht, aber zu ganz bestimmten Zeiten und wenn man alle warnt, dann geht das, dann kommen nur die, die bereit sind, das auf sich zu nehmen. Es hat schon viel Witz, ein Hotel als Aufführungsort zu definieren, denn im Prinzip ist ein Hotel ja eine dauernde Aufführung", sagte Kienberger.

Das Buch "111 Jahre Hotel Waldhaus Sils" ist soeben im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen, herausgegeben von Urs Kienberger. Es hat 240 Seiten und kostet 48 Euro.

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