Urlaub zu verschenken

Von Martin Reischke · 22.11.2007
Von vollen Häusern können Hoteliers in der ostdeutschen Provinz oft nur träumen. Holger Lauterbach und seine Frau Lucia dagegen können sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Die Lauterbachs warten nicht auf Touristen, sie laden sich ihre Gäste ein: Wer sich auf den Weg nach Bad Muskau macht, kann eine Woche lang in ihrem Parkstadthotel wohnen - kostenlos.
"Wir haben die halbe Lausitz jetzt mit im Kofferraum."

"Aber mit dem Glas würde ich aufpassen!"

Es ist sonnabendmorgens um zehn Uhr, und für Familie Beyer ist der Urlaub in Bad Muskau zu Ende. Jetzt geht es zurück nach Berlin. Rucksäcke und Reisetaschen verschwinden im Kofferraum ihres kleinen Autos.

"Ist das Doppelte, was wir hier haben."

"Hast du das Essen vorne, falls wir Hunger kriegen?"

Eine Woche lang hat die vierköpfige Familie im Parkstadthotel in Bad Muskau übernachtet, genau wie die anderen Gäste. Doch mit der Anonymität eines normalen Hotels hat das Haus in der Oberlausitz wenig zu tun, erzählt Michael Beyer.

"Man kommt gemeinsam an, alle sind neu und die Anfangsschwierigkeiten - das Fremdeln: Was kommt auf mich zu? - ist jedem Gast gegeben, und man kann also wesentlich leichter Kontakt aufnehmen."

Ein ganz und gar ungewöhnliches Haus ist das Hotel aber aus einem anderen Grund: Wer eine Woche nach Bad Muskau kommt, muss für die Übernachtung im Parkstadthotel nichts bezahlen. Erst am Ende der Woche können sich die Gäste mit einer Spende für den Aufenthalt bedanken.

"So, wollt ihr auch in das Schweinchen was reinstecken?"

"Aha, danke, danke, die jungen Damen."

"War es denn schön hier?"

"Ja!"

"Na, das klingt ja sehr überzeugend."

Holger Lauterbach verabschiedet seine Gäste. Ein paar Stunden hat er nun Ruhe, dann kommen schon die nächsten Besucher. Woche für Woche kümmert er sich gemeinsam mit seiner Frau Lucia um das Parkstadthotel und das Wohl der Gäste.

Eigentlich kommen die Lauterbachs aus Wuppertal. Dort haben sie gewohnt und gearbeitet, haben Bekannte und Freunde. Nie hätten sie gedacht, dass es sie einmal in den Osten verschlagen würde, an die Grenze zu Polen. Doch dann kam alles ganz anders.

"Wir haben eigentlich das gemacht, was die Menschen im Osten ja auch oft machen: Wir sind der Arbeit nachgezogen."

Eine Entscheidung mit einer langen Vorgeschichte: 1989 gründet Betriebswirt Holger Lauterbach die Einkaufsgesellschaft Eika, die Waldorfschulen und gemeinnützige Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet beliefert. Schon zwei Jahre später erhält er den Auftrag, verschiedene Häuser für die Diakonie im Kirchenkreis Görlitz einzurichten. So kommt Lauterbach nach Sachsen - und lernt dort auch den Architekten der Häuser kennen, die er einrichten soll.

"Und der fragte mich dann eines Tages, ob ich nicht auch für ein anderes Bauprojekt von ihm, ein Hotelprojekt hier in Bad Muskau, die Großküche liefern könnte."

Lauterbach muss nicht lange überlegen.

"Blauäugig wie ich war damals war, habe ich gesagt: Klar, mir ist es egal, wo die Küche hinkommt, in eine Diakonieeinrichtung oder in ein privat gebautes Hotel, ich hatte dabei allerdings nicht berücksichtigt, dass die Inkassofrage nun auch schon eine andere war."

Tatsächlich wird der Auftrag für ihn zur finanziellen Belastungsprobe, denn noch bevor überhaupt der erste Gast ins Hotel kommt, geht der Bauherr pleite. Auf die 140.000 DM für die längst gelieferte Großküche wartet Lauterbach deshalb vergebens.

"Verbissen kämpft er in den nächsten Jahren um sein Geld. Mit Erfolg: Einen Großteil kann er schließlich bei der Hauptgläubigerbank eintreiben."

"Und für die letzten 10.000 Mark bin ich dann in Form von Naturalien bezahlt worden: In Form eines Stück Walds, was direkt hier an das Hotel angrenzt."

So wird Lauterbach unverhofft zum sächsischen Forstwirt. Doch es vergehen noch einige Jahre, bis er 2004 schließlich mit seiner Frau nach Bad Muskau kommt, um sich seinen Grundbesitz anzuschauen.

"Wir wollten eine Woche Urlaub machen, sind hierher gefahren, wollten zwei Tage in Bad Muskau verweilen und sind im Endeffekt hier hängen geblieben, haben uns in die Gegend verliebt."

Das Hotel steht zu diesem Zeitpunkt längst leer. Mehrere Pächter hatten versucht, das Haus wieder zu beleben - ohne Erfolg. Holger Lauterbach schreckt das nicht. Ihm gelingt es schließlich, die Gläubigergemeinschaft zum Verkauf des komplett eingerichteten Hotels zu bewegen.

"Dann standen wir auf einmal vor der Frage: Stell dir vor, du hast ein Hotel und keiner geht hin - wie erreichen wir es, dass wir die Menschen, die wir ansprechen wollen - also Menschen aus dem Westen, die halt die Natur lieben, wandern und Fahrrad fahren - wie können wir die hierher locken, weil: Die Oberlausitz war und ist heute teilweise noch für die meisten Westdeutschen ein weißer Fleck auf der Landkarte."

Mehr als die Hälfte der Westdeutschen war auch 18 Jahre nach der Wende noch nie zum Urlaub im Osten. Das wollen Holger und Lucia Lauterbach ändern. Ihre Idee: Sie laden die Westdeutschen in den Osten ein. Wer zu Ihnen nach Bad Muskau kommt, darf mit einer Begleitperson eine Woche lang im Hotel übernachten - vollkommen kostenlos und ohne weitere Verpflichtungen.

"Das ist im Endeffekt das Konzept, dass wir sagen: Das schenken wir unserem Gast, und dann ist da natürlich die Frage: Wie können wir unseren Betriebskostenhaushalt abdecken, und da haben wir gesagt: Jeder Gast, der herkommt, hat halt Hunger, und wenn man morgens aufwacht, wird halt gefrühstückt und dann wollten wir eben für unsere Gäste ein wirklich gutes Abendmenü anbieten, und dieser Gastronomiebetrieb sollte dann eben auch unsere Haupteinnahmequelle darstellen."

Außerdem gibt es noch einen kleinen Fahrradverleih und die Spenden der Gäste. Doch kann ein Hotel allein davon leben? Nicht jeder mochte das glauben, erzählt Wirtschaftsförderer Klaus Herold, der die Lauterbachs mit ihrem außergewöhnlichen Projekt unterstützte.

"Ich erinnere mich genau noch daran, als wir zu einem ersten Gespräch mit der Familie Lauterbach bei der sächsischen Aufbaubank am Tisch des Abteilungsdirektors Wirtschaftsförderung der sächsischen Aufbaubank waren, und Herr Lauterbach das Konzept erläuterte, gab es ein sehr intensives Stirnrunzeln. Man bezweifelte, dass sich ein Hotel mit einer derartigen Wirtschaftsform auch wirtschaftlich drehen wird."

Zumal auch die Verpflegungskosten im Parkstadthotel trotz der einfallsreichen und leckeren Küche keineswegs utopisch sind: Frühstücks- und Abendbuffet schlagen mit gerade einmal 25 Euro pro Person und Tag zu Buche.

Deshalb geht das Konzept nur auf, wenn das Haus auch immer gut gefüllt ist.

"Ob der Koch nun für zehn oder 30 oder 35 Essen macht, macht auf der Kostenseite nicht den Riesenunterschied. Das heißt, ich kann ganz anders kalkulieren als bei anderen Hotels. Weil bei einem 'normalen' Hotel zahlen sie ja mit für die Gäste, die nicht gekommen sind."

Doch wie bringt man Gäste in ein Hotel, das noch niemand kennt? Nun zahlte sich aus, dass Holger Lauterbach mit seiner Einkaufsgesellschaft Eika unzählige Kontakte vor allem zu Waldorfschulen im ganzen Bundesgebiet geknüpft hatte. Vor der Hoteleröffnung im Jahr 2005 schickte er insgesamt 80.000 Flyer an anthroposophische Einrichtungen in ganz Deutschland.

"Und diese 80.000 Flyer führten dann dazu, dass wir 14 Tage fast Tag und Nacht auf vier Telefonleitungen telefoniert haben mit unseren Mitarbeitern in Wuppertal noch und dann quasi das Hotel ausgebucht war im ersten Jahr."

Heute kann das Ehepaar vom Hotelbetrieb bescheiden leben, und auch Holger Lauterbachs Einkaufsgesellschaft Eika sorgt für ein sicheres Einkommen.

Die Gründe für den schnellen Erfolg des Parkstadthotels sind aber nicht nur das außergewöhnliche Konzept und eine gute Werbekampagne. Lauterbachs seien mit ihrer Idee eben auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, meint Holm Große, der Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien.

"Zum einen ist Bad Muskau als Ausflugsziel in den letzten Jahren unwahrscheinlich bekannt geworden mit Hunderttausenden von Tagesgästen und Besuchern, das ist über den Unesco-Welterbepark in erster Linie passiert."

Denn schon im Jahr 2004 hatte die Unesco den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau zum Weltkulturerbe erklärt.

"Und das Zweite ist, dass in Bad Muskau die Übernachtungsangebote diesem Trend des Interesses an Übernachtungen gegenüber so was von spärlich waren, dass ganz einfach ein Übernachtungsangebot Platz hatte."

Diesen Platz gab es auch deshalb, weil Lucia und Holger Lauterbach nicht nur ein neues Hotel eröffneten, sondern sich auch ihre Gäste gleich selbst mitbrachten. Deshalb würden auch andere Hoteliers und Gastwirte das Parkstadthotel nicht als lästige Konkurrenz wahrnehmen, meint Peter Rossa.

"Es ist ein Konzept, das sehr mutig ist, dass aber für Muskau eine ganz interessante Ergänzung für die Landschaft ist, ich sehe überhaupt keine Konkurrenz zu gar keinem, ich habe das auch nie so von irgendwoher gehört."

Rossa ist selbst Geschäftsführer der "Turmvilla", eines Seminar- und Gästehauses am Rande von Bad Muskau. Die Schwierigkeiten für das Ehepaar Lauterbach sieht er woanders.

"Leicht ist es natürlich auch nicht, die sind ja nun beide aus dem Westen hier her und hier gibt es, na klar, wie überall im Osten auch noch ordentlich Ressentiments den Wessis gegenüber, das ist selbstverständlich da, das ist gegen jeden Fremden sogar, nicht ganz so einfach, Zugezogener zu sein, ich bin selber Zugezogener, das ist natürlich so, aber das hat nichts mit der Geschäftsidee zu tun, sondern dass es erstmal auch fremde Akteure sind."

Als Westdeutsche im fremden Osten: Dass sie trotzdem mit einem einigermaßen verrückten Projekt erfolgreich sein würden, konnten sich viele Einheimische nicht vorstellen, sagt Lucia Lauterbach.

"Also, ich glaube die Menschen hier haben am Anfang nicht geglaubt, dass wir das schaffen können, das schaffen werden, sie haben sich allerdings sehr darüber gefreut, dass überhaupt dieses Hotel weiter betrieben werden sollte, also auch die Nachbarn haben sich sehr gefreut, dass dieses Haus wieder einen Sinn hat."

Bisher waren die Gäste des Hauses eine recht homogene Gruppe: Vor allem Menschen aus dem Umfeld der Waldorfeinrichtungen besuchten das Parkstadthotel in Bad Muskau. Ein exklusiver Ort für Anthroposophen soll das Haus aber trotzdem nicht sein.

#"Wir sind davon ausgegangen, dass es gerade den Menschen aus den Waldorfzusammenhängen hier gefallen könnte, und wir denken, dass sind aber nicht unbedingt die Einzigen, denen es hier gefallen wird und gefallen kann. Sondern eigentlich allen Menschen, die Natur mögen, denen Natur auch erstmal reicht, die nicht immer irgendwie großartige Unterhaltung brauchen, die gerne Rad fahren, die gerne Wandern."

Deshalb haben die Lauterbachs nun noch einmal nachgelegt und Einladungen auch an zahlreiche evangelische Kirchgemeinden in Nordrhein-Westfalen geschickt, um weitere Gäste in ihr Hotel zu locken.

Von denen, die schließlich kommen, führt viele die Neugier auf das kostenlose Übernachtungsangebot nach Bad Muskau. Dass sie gar nichts bezahlen sollen, können sie trotzdem nicht glauben. Und so suchen sie immer weiter nach einem Haken.

"Wir haben dann nur gemerkt, dass bei vielen doch so eine latente Anspannung da war, also ich glaube es haben viele Leute dann morgens dreimal aus dem Fenster geguckt, um zu schauen, ob ihr Auto noch da steht, wie auch immer, wir hatten den Eindruck, dass die Menschen noch nicht so richtig relaxt waren, die wären wahrscheinlich erst relaxt gewesen, wenn sie auf der Heimreise im Auto gesessen hätten und gesagt hätten: Ja, Mensch, es hat wirklich nichts gekostet."

Deshalb erzählt Holger Lauterbach zur Begrüßung der neuen Gäste am Sonntagmorgen nicht nur von Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, sondern er erklärt auch, wie das Hotel funktioniert - und beantwortet die Fragen der Gäste.

Einer von ihnen ist Manfred Immig aus Monheim am Rhein. Zusammen mit seiner Frau ist er 700 Kilometer gefahren, um im Parkstadthotel Urlaub zu machen. Auch er konnte kaum glauben, dass die Übernachtung im Parkstadthotel wirklich ein Geschenk sein sollte.

"Da ist man ganz skeptisch. Man denkt: Das kann ja eigentlich nicht sein, dass man eingeladen wird: irgendwo in einem schönen Hotel, ohne was dafür bezahlen zu müssen. Das ist einfach etwas, wo man verblüfft ist, an sich bekommt man ja nicht einfach irgendwas geschenkt, ohne was dafür zu geben."

Immig fasziniert das Vertrauen, das Holger und Lucia Lauterbach in ihre Gäste haben. Deshalb will er am Ende auch etwas zurückgeben.

"Natürlich wird man etwas geben, aber das liegt dann im eigenen Ermessen, da ist ein Sparschwein, da tut man das dann rein, ohne dass man irgendwo sagt: Da ist jetzt ein Kopplungsgeschäft, nein, auf keinen Fall, das muss ich sagen, ich habe mir das hier angeguckt ganz genau, ich bin skeptisch, war skeptisch, aber jetzt der Eindruck muss ich sagen, muss ich alles revidieren."

Anders war es bei Michael Beyer, der mit seiner Frau Gabriele und den beiden Töchtern Marie-Christine und Jana-Maria nach Bad Muskau gekommen ist. Er kennt das Konzept der freien Selbsteinschätzung schon von der Waldorfschule, die seine Töchter in Berlin besuchen.

"Da haben wir keine Bedenken gehabt, wir haben uns schon so ein Konzept vorstellen können, weil wir von der Waldorfschule kommen, kennen wir auch, dass wir uns gehaltsmäßig selbst einschätzen müssen, um die Schulbeiträge für die Kinder zu zahlen, und das ist auf freiwilliger Basis, und genauso ist auch dieses Hotel hier aufgebaut."

Probleme sieht Beyer an anderer Stelle.

"Bedenken hätte ich eher, dass man das übertragen könnte über die ganze Gesellschaft hinweg, weil ich dann Schwierigkeiten sehen würde, ob dieses Hotel dann auch überleben könnte."

Denn wenn die Gäste das Angebot einer kostenlosen Woche im Parkstadthotel schamlos ausnutzen würden, wäre das Haus bald pleite. Natürlich haben auch Lauterbachs ein paar Pfennigfuchser unter den Gästen, die in erster Linie sparen wollen und deshalb zum Beispiel partout nicht im Hotelrestaurant essen. Doch das ist die große Ausnahme.

"Es gibt bestimmt auch eins, zwei, drei, vier Fälle im Jahr, wo man dann merkt, na ja, die holen sich irgendwie sonst was und frühstücken auf dem Zimmer oder gehen zum örtlichen Bäcker und sparen beim Frühstück ein, zwei, drei Euro ein."

Die meisten Gäste jedoch wissen das Angebot der Lauterbachs zu schätzen, und essen bewusst im Restaurant des Hauses, um das Konzept der kostenlosen Übernachtung zu unterstützen.

"Ich habe auch oft das Gefühl, dass auch Leute, denen es gar nicht so leicht fällt, das trotzdem wollen, weil sie auch wollen, dass wir bleiben, und dass sie das dann von ihrem wenigen Geld doch aufbringen möchten."

Doch die Mehrheit der Gäste drücken keine dringenden Geldsorgen, sie könnten sich auch einen Urlaub in einem konventionellen Hotel leisten. Diese Gäste will Holger Lauterbach mit seinem Konzept auch dazu anregen, wieder mehr über das Geben und Nehmen in wirtschaftlichen Kreisläufen nachzudenken.

"Also, wenn ich jetzt nach Saturn gehe und da ist ein Schnäppchen beworben, also irgendein Gerät zu einem extrem günstigen Preis, dann mache ich mir eigentlich als Konsument nicht so viele Gedanken darüber, wie Saturn das jetzt überleben kann, aber das wiederum beschäftigt unsere Gäste, das ist dann eben auch eine ganz freie Entscheidung eines Gastes, eine freie Selbsteinschätzung. Wir erleben schon, dass das bei den Menschen ein neues und anderes Denken in Gang setzt."

Aber nicht alle Gäste kommen ins Parkstadthotel, weil sie für eine Woche kostenlos eingeladen wurden. Wer spontan anreist und kürzer bleibt, zahlt im Doppelzimmer pro Person und Nacht 25 Euro, im Einzelzimmer sind es zehn Euro mehr. Manche finden das irritierend.

"Klar hat es schon Gäste gegeben, die sagen: Für eine Nacht muss ich zahlen, und für eine ganze Woche nicht, aber die sind ja alle mit der Vorstellung hergekommen: Das ist ein normales Hotel, da zahl ich halt, und die sind natürlich dann schon verwundert über unser Konzept."

Lauterbach findet es trotzdem richtig, dass die einen zahlen, während die anderen umsonst übernachten können.

"Es ist ja auch nun schon an gewisse feste Regeln gebunden, die Gäste können am Samstag von 16 bis 19 Uhr hier anreisen, und am anderen Samstag fahren sie wieder, und auch nicht kürzer und nicht länger, sondern das ist halt dann, das ist einfach ein anderes Produkt."

Feste An- und Abreisezeiten für die Wochengäste, auch einen Zimmerservice gibt es für die Wochengäste nicht: So will Holger Lauterbach Fixkosten und Arbeitsaufwand möglichst niedrig halten. Außerdem ist so die Fluktuation der Gäste gleichmäßiger als in anderen Häusern: Man kommt am selben Tag an, und reist auch gemeinsam wieder ab.

Die Gäste scheinen das zu schätzen. Wenn man gemeinsam beim Abendessen sitzt und sich über die Erlebnisse des Tages austauscht, fühlt sich manch einer an die Ferienlageratmosphäre seiner Jugend erinnert.

Wohl auch deshalb hat sich das Angebot der Lauterbachs längst herumgesprochen. Nun profitieren auch andere Hoteliers und Gastwirte davon, dass das Ehepaar so kräftig die Werbetrommel für die Oberlausitz rührt. Dirk Eidtner, der Geschäftsführer der Kurgesellschaft von Bad Muskau, spürt das immer wieder.

"Also das merken wir ganz stark, dass es auch einen tollen Effekt für Bad Muskau gebracht hat, ich hatte unlängst so ein Erlebnis, dass bei uns jemand nach einer Übernachtung nachgefragt hat und hat gesagt: Der Bruder war im vergangenen Jahr im Parkstadthotel bei der Familie Lauterbach, und sie sind jetzt spontan nach Bad Muskau gekommen und suchten ein Quartier."

Dabei kümmern sich die Lauterbachs längst nicht mehr nur um das Parkstadthotel. Seit 2005 haben sie außerdem das Schloss Niederspree gepachtet, ein rund 100 Jahre altes Gutshaus auf halber Strecke zwischen Bad Muskau und Görlitz. Dort verbringen seitdem vor allem Waldorfschüler ihre Klassenfahrten mitten in der Natur.

"Beide Betriebe befruchten sich gegenseitig, machen jede Woche eine Besichtigungstour nach Schloss Niederspree, und viele Lehrer bereiten dann hier schon ihre Klassenfahrt vor. Andererseits ist es auch so, dass Schüler, die im letzten Jahr mit der Klasse in Schloss Niederspree waren, dann so begeistert zu Hause davon erzählt haben, dass dann eben auch die Eltern zum Urlaub hier zu uns ins Hotel kommen."

Denn das Parkstadthotel in Bad Muskau ist vor allem für Erwachsene gedacht. Schließlich sind die Wände dünn und die 18 Zimmer daher recht hellhörig. Deshalb kommen die meisten Eltern ohne ihre Kinder.

Doch jetzt ist erst einmal Winterpause: Die Saison ist vorbei, und von November bis März haben beide Häuser geschlossen. Urlaub machen können die Eheleute aus Wuppertal aber trotzdem nicht. Denn sie müssen sich um neue Gäste kümmern, damit das Haus auch nächstes Jahr wieder voll wird. Und schließlich wartet bereits das nächste Projekt: Holger Lauterbach will auch andere Hoteliers in der Oberlausitz davon überzeugen, bei seinem Projekt mitzumachen.

"Und da gibt es natürlich noch viele Gegenden, die landschaftlich wunderschön sind und da gibt es viele Betriebe noch, die mit sehr niedrigen Bettenauslastungszahlen arbeiten und da ist es unser mittelfristiges Ziel, diese Betriebe dann auch mit einzubinden."

Deshalb hat er gemeinsam mit seiner Frau den Verein "Der Osten lädt ein" gegründet. Konkrete Kooperationen gibt es zwar noch nicht, aber Holger Lauterbach ist zuversichtlich, dass sich das ändern wird. Schließlich zeigen die zufriedenen Gäste, dass sein Konzept funktioniert.

"Schön, und wir sehen uns nächstes Jahr."

"Wer kommt von den beiden nächstes Jahr?"

"Du! Dann sehen wir uns im Schloss Niederspree, bei den Wölfen. Also: alles Gute!"

Familie Beyer fährt zurück nach Berlin, aber ihre Tochter wird nächstes Jahr mit der Schulklasse wiederkommen. Und auch Manfred Immig aus Monheim am Rhein ist fest davon überzeugt, dass dies nicht seine letzte Reise in die Oberlausitz war.

"Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, wenn es geht im nächsten Jahr, auf jeden Fall. Das machen wir, das ist ganz klar, also der Osten lädt wirklich ein, mit diesem Projekt lädt der Osten ein und das ist wunderbar, wir werden mit einem ganz tollen Gefühl wieder nach Hause fahren jetzt in ein paar Tagen und werden das dem Rheinländer dann kundtun."

Weitere Informationen:
www.parkstadthotel.de
www.der-osten-laedt-ein.de