Uraufführung von Lera Auerbachs "Goetia - In umbra lucis"

Dämonische Komposition

Die Komponistin steht auf einem Podium vor einem nicht besetzten Orchesteraufbau.
Vor der Musik kommt die Idee - von Lera Auerbach. © Lera Auerbach
Moderation: Ruth Jarre · 24.05.2019
Ein Chor, ein Streichquartett und 72 Dämonen. Lera Auerbachs neue Komposition handelt von der lateinischen Schrift "Ars Goetia" aus dem 17. Jahrhundert, in der 72 Dämonen beschrieben werden. Auerbach interpretiert die dämonische Vielfalt musikalisch.
Lera Auerbach hat für den RIAS Kammerchor Berlin und das Michelangelo String Quartet ein Auftragswerk komponiert, das eine alte Schrift, eine Art Dämonen-Handbuch, zur Grundlage hat.

Alte, verwunschene Quelle

Die Komponistin hat sich einem alten, lateinischem Buch aus dem 17. Jahrhundert zugewandt: der schwarzmagischen Schrift "Lemegeton Clavicula Salomonis". Man könnte diesen Titel mit "Schlüsselchen Salomons" beschreiben. Ein Teil daraus, "Ars Goetia", beinhaltet eine lexikalische Auflistung von 72 Dämonen, die Salomon angeblich mit Kraft eines göttlichen Ringes fangen konnte und für den Bau des Tempels in Jerusalem einspannen.
Jeder Dämon ist in dieser enzyklopädischen Liste beschrieben: sein Aussehen, sein Wesen, seine besonderen Fähigkeiten, die Salomon zu bannen und zu nutzen wusste. Lera Auerbach übernimmt diese Struktur von 72 kleinen Abschnitten, die ohne Pause ineinander übergehen und eben jene Geister vorstellt. Dabei kostet Auerbacher die Vielfalt aus. Es gibt Dämonen, die sich komisch oder grotesk geben, einige sind majestätisch, geheimnisvoll oder voller Witz.

Dämonische Vielfalt in Musik umgesetzt

Der Dämon Buer, unter der Nummer zehn geführt, ist als löwenköpfiger Springteufel mit fünf Ziegenbeinen beschrieben. Auerbacher charakterisiert ihn in einem rhythmisch vertrackten, ironisch überspitzten "Scherzando con eleganza".
Zwei gezeichnete Dämonenköpfe mit großen faltigen Augen und großen Nasen schauen einander an.
Gefährlich und dunkel scheinen sie alle, die Dämonen.© imago / United Archives International / Francis Barret
Der Chor übernimmt dabei keinen beschreibenden Text. Er zählt die Namen des Dämons auf, in aller Vielfalt seiner Überlieferungen, also "Buer", "Buel". Ganz anders Beleth, die Nummer 13. Während der Chor die Namen benennt, "Bilet, Bileth, Byleth, Bulith, Elyth", verfängt die Musik vorerst in einem träumerischem "Sognando", um im Handumdrehen eine tiefe, abgründige Gefährlichkeit aufzudecken.
Lera Auerbach hat dieses Werk für den RIAS Kammerchor Berlin geschrieben und für das Michelangelo String Quartet, das sich im Jahr 2002 gefunden hat und seit dem regelmäßig reist. So sind sie regelmäßig zu Gast im Berliner Pierre Boulez Saal.
(cdr)
Die zwei Männer und zwei Frauen des Quartetts halten ihre Instrumente im Arm und schauen nach oben.
Die Vier vom Michelangelo String Quartet fanden sich im Jahr 2002 zusammen.© Michelangelo String Quartet / Marco Borggreve
Live aus dem Pierre Boulez Saal Berlin
Lera Auerbach
"Goetia - In umbra lucis" für Streichquartett und Chor
Auftragswerk des RIAS Kammerchors
(Uraufführung)

Michelangelo String Quartet
RIAS Kammerchor Berlin
Leitung: Kaspars Putniņš

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