Uraufführung mit den Berliner Philharmonikern

Der 1963 in Trier geborene Komponist Christian Jost, der im vergangenen Jahr mit seiner Oper "Angst" erfolgreich war, hat gerade ein Klarinettenkonzert im Auftrag der Berliner Philharmoniker für deren Soloklarinettisten Karl-Heinz Steffens komponiert, das nun mit diesem Orchester unter der Leitung von Simon Rattle seine Uraufführung erlebt. Jost nennt sein neues Werk im Untertitel "Odyssee für Klarinette in B und Orchester" und bezieht sich damit auf die gleichnamige Erzählung von Joseph Conrad.
So hat er der Partitur folgenden Satz aus der Novelle Conrads vorangestellt: »Mir ist, als wollte ich euch einen Traum erzählen – ein vergebliches Beginnen... Wir leben, wie wir träumen – allein...«
Über sein neues Werk schreibt der Komponist: "Der Musik Klänge zu entlocken, die eine Odyssee bereithalten, die der Komponist spannend nachzeichnet, ist Aufgabe und Anliegen meiner gesamten kompositorischen Arbeit."

"Doch wie bereits in seiner Choroper 'Angst', die auf einem realen Bergsteigerdrama basiert, geht es dem seit vielen Jahren in Berlin lebenden Komponisten nicht um die Schilderung eines Katastrophenszenarios, sondern um eine Reise ins Innere, ein Abtauchen in die Abgründe der eigenen Seele. Es ist also keine Literaturvertonung, sondern eine Odyssee für den gesamten Orchesterapparat... Das Werk ist technisch äußerst anspruchsvoll, was vor allem für den Solopart gilt. Trotzdem handelt es sich nicht um ein traditionelles Virtuosenkonzert: Es gibt keine Kadenz, sondern an der einzigen Stelle, an der die Klarinette allein spielt, erklingen lediglich gehauchte, völlig unvirtuose Töne. Orchesterpart und Solostimme sind eng miteinander verzahnt, doch die polyphone Dimension des Satzes ist nie Selbstzweck, sondern seine Komplexität basiert stets auf einer inneren Logik der Textur." (Martin Demmler)

Gekoppelt wird diese Uraufführung im Konzert der Berliner Philharmoniker mit dem Fragment der 10. Sinfonie von Gustav Mahler, die 1964 von Deryck Cooke vervollständigt wurde, in einer, wie er sagt, "Aufführungsversion des Skizzenmaterials zur zehnten Symphonie".

Live aus der Philharmonie Berlin

Christian Jost
"Heart of Darkness", Odyssee für Klarinette und Orchester nach Motiven des gleichnamigen Romans von Joseph Conrad (UA eines Auftragswerks der Stiftung Berliner Philharmoniker)

ca. 20:35 Konzertpause mit Nachrichten und anschließend
"125 und 1000 Jahre: Das Berliner philharmonische Jubiläum zwischen Spektakel und Selbstkritik"
Von Olaf Wilhelmer

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur
(Aufführungsversion von Deryck Cooke)


Karl-Heinz Steffens, Klarinette
Berliner Philharmoniker
Leitung: Simon Rattle