Unverhoffte Vaterschaft
Hartmut, gut 50 Jahre alt, lebt vollkommen desillusioniert in Hamburg. Geschieden, kinder- und arbeitslos, versucht er, irgendwie über die Runden zu kommen.
Um seinen Lebensunterhalt wegen gekürzter Sozialleistungen aufzubessern, nimmt er den Putzjob in einer Peepshow auf der Reeperbahn an. Weil er aber hin und wieder Drogen nimmt, verliert er den Job genauso schnell, wie er ihn bekommen hat.
In der Szene in St. Pauli hat er inzwischen Kontakt zum Drogenmilieu bekommen, und weil er Geld braucht, arbeitet er gelegentlich als Drogenkurier. Er verkehrt mit in Hamburg lebenden Südamerikanern, freundet sich sogar mit einigen an.
Besonders angetan haben es ihm Elisa und Eduardo, ein junges Pärchen, das illegal in Hamburg lebt. Als Elisa ein Kind bekommt, lässt sich Helmut mit 10.000 DM dazu überreden, zum Schein die Vaterschaft anzuerkennen, damit zumindest Elisa und die kleine Valentina eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland bekommen.
Das Kind ist noch keine zwei Jahre alt, da werden Elisa und Eduardo in Holland bei der Anbahnung eines Drogengeschäfts erschossen - der Wendepunkt im Roman.
Der anfangs eher unsympathische Antiheld Hartmut verwandelt sich in den treu sorgenden, kinderlieben Helden Hartmut, der für die Ämter schließlich der überlebende Vater ist. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften füllt Hartmut eine Vaterrolle aus, auf die er ganz und gar nicht vorbereitet gewesen war. Plötzlich stehen ihm Kindergeld und andere Vorzüge zu, er bezieht eine größere Wohnung, umsorgt die kleine Valentina, die er abgöttisch liebt und steigt nebenbei zu einer lokalen Größe in der Glitzerwelt von St. Pauli auf.
Aber das Glück ist nicht von Dauer. Die Großeltern des kleinen Mädchens reisen aus Peru an, um ihre Enkeltochter mit nach Südamerika zu nehmen. In der Hamburger Wohnung kommt es zu einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Hartmut und den Großeltern, denen es schließlich gelingt, Valentina gegen ihren Willen mit nach Peru zu nehmen. Schockiert von den Umständen schreitet Hartmut zu seiner letzten Tat.
Das Buch folgt einem klassischen Romanaufbau. Alle Figuren werden ausführlich vorgestellt. Alle sind mit menschlichen Schwächen und Stärken ausgestattet, die Ziele, die sie verfolgen, sind oft nicht gut, aber dennoch irgendwie verständlich. Das Hamburger Milieu wird ausgiebig und absolut glaubwürdig geschildert, ebenso der verschämte Drogenhandel des Protagonisten.
Aber auch die Lebensumstände der illegal in Hamburg lebenden Südamerikaner werden glaubhaft dargestellt. Als Leser empört man sich über das Einwanderungsamt mit seinen unzähligen Vorschriften, die einander zu widersprechen scheinen und alles andere als menschenfreundlich oder wenigstens vernünftig anmuten.
Der "Held" Hartmut vollzieht einen grundlegenden Wandel. Er wird vom Saulus zum Paulus, handelt plötzlich zutiefst uneigennützig und stellt das Wohl eines kleinen Kindes über seine eigenen Bedürfnisse.
Das dem kleinen Paradies Unheil droht, folgt ebenfalls dem Schema des klassischen Romans. Die Motive der Großeltern werden genau so unvoreingenommen aufgegriffen wie die des nur vermeintlichen Vaters. Der Leser muss sein Urteil selbst fällen: Wem steht das Kind eigentlich zu - dem rührend handelnden "Vater", der in seiner Aufgabe regelrecht aufgeht oder den vom Stammbaum her rechtmäßigen Großeltern, die auch nur das Beste wollen, aber dafür das Kind mit einer völlig neuen Umgebung konfrontieren müssen?
Das Opfer ist auf jeden Fall das kleine Mädchen. Den um das Sorgerecht kämpfenden Personen geht es zeitweilig mehr ums Prinzip als um die Realität, Valentina wird schlichtweg nicht gefragt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen könnte. Paragraphen und Starrsinn stehen dieser Möglichkeit im Weg. Während der Leser noch auf eine einvernehmliche Lösung hoffen darf - Hartmut sitzt über Nacht im Gefängnis, weil die Anerkennung seiner Vaterschaft Betrug war, die Großeltern diskutieren noch vor dem Rückflug im Hamburger Hotel, ob sie richtig gehandelt haben, die kleine Valentina muss vorübergehend in ein Heim - da hat sich der Roman schon entschieden zwischen einem unglaubwürdigen Happy-End und einer unausweichlichen Katastrophe.
Das Buch ist kraftvoll erzählt, der Roman spricht viele Leser an, weil es mehrere Identifikationsmöglichkeiten gibt, man kann Partei ergreifen, man kann aber ebenso gut an den geschilderten Umständen verzweifeln
Calvin Gomez gelingt es, glaubwürdig zu beschreiben, dass derjenige Gutes erfährt, der Gutes tut. Jeder Mensch kann sich bessern, so egoistisch er zunächst auch sein mag.
Gleichzeitig klagt das Buch die Gesetzgebung in unserer entwickelten Gesellschaft an. Da kann sich jemand als Vater eines Kindes ausgeben, um so 10.000 DM zu "verdienen". Sobald er sich aber wirklich um diese Rolle "verdient" gemacht hat, wird sie ihm wieder aberkannt, weil nach Jahren herauskommt, dass die Verwaltung auf einen Betrug hereingefallen ist.
Calvin Gomez ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Jahrgang 1960, geboren in Rom, mit wechselnden Aufenthalten in Südamerika und in Europa. Viel ist vom Verlag nicht über ihn zu erfahren: Von Beruf sei er Fotograf, außerdem als Spielzeugentwickler und im Immobiliengeschäft tätig. Zurzeit halte er sich in Frankreich auf, ein Haus in Schweden habe er vor kurzem verkauft, und er schreibe wieder. "Das Leben der Anderen" sei sein erster Roman. Thematisch gehe es ihm stets um Befindlichkeiten von Menschen am Rande der Gesellschaft.
Das Buch ist bereits im Juli 2005 erschienen, aber es ist etwas schwierig, wenn man in einer Buchhandlung danach fragt. Am besten geht man vor, wenn man sich die ISBN aufschreibt und danach suchen lässt: 3-933314-89-5. Man kann auch nach dem FALSCHEN Titel "Das Leben des Anderen" suchen lassen, unter dem richtigen Buchtitel "Das Leben der Anderen" erhält man keine Treffer.
Beim Oberbaum-Verlag wird auf schlechte Erfahrungen verwiesen, das Buch auch für Internet-Bestellungen freizugeben. Es gibt nach Auskunft des Verlags nur einen einzigen Buchversand, über den man es beziehen kann - CVK. (Cornelsen Verlagskontor GmbH & Co. KG) in Bielefeld.
Dort ist das Buch tatsächlich verfügbar und - je nach Versandart - innerhalb von drei bis sieben Tagen beim Kunden. Nachschubprobleme gibt es erst bei mehr als 300 Bestellungen. Ab 12,- Euro Buchpreis (zzgl. Versand) ist der Roman gebraucht auch über Amazon erhältlich.
Calvin Gomez: "Das Leben der Anderen"
Roman. Oberbaum Verlag GbR, Berlin
297 Seiten; ISBN: 3-933314-89-5
Preis: 26,- €
In der Szene in St. Pauli hat er inzwischen Kontakt zum Drogenmilieu bekommen, und weil er Geld braucht, arbeitet er gelegentlich als Drogenkurier. Er verkehrt mit in Hamburg lebenden Südamerikanern, freundet sich sogar mit einigen an.
Besonders angetan haben es ihm Elisa und Eduardo, ein junges Pärchen, das illegal in Hamburg lebt. Als Elisa ein Kind bekommt, lässt sich Helmut mit 10.000 DM dazu überreden, zum Schein die Vaterschaft anzuerkennen, damit zumindest Elisa und die kleine Valentina eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland bekommen.
Das Kind ist noch keine zwei Jahre alt, da werden Elisa und Eduardo in Holland bei der Anbahnung eines Drogengeschäfts erschossen - der Wendepunkt im Roman.
Der anfangs eher unsympathische Antiheld Hartmut verwandelt sich in den treu sorgenden, kinderlieben Helden Hartmut, der für die Ämter schließlich der überlebende Vater ist. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften füllt Hartmut eine Vaterrolle aus, auf die er ganz und gar nicht vorbereitet gewesen war. Plötzlich stehen ihm Kindergeld und andere Vorzüge zu, er bezieht eine größere Wohnung, umsorgt die kleine Valentina, die er abgöttisch liebt und steigt nebenbei zu einer lokalen Größe in der Glitzerwelt von St. Pauli auf.
Aber das Glück ist nicht von Dauer. Die Großeltern des kleinen Mädchens reisen aus Peru an, um ihre Enkeltochter mit nach Südamerika zu nehmen. In der Hamburger Wohnung kommt es zu einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Hartmut und den Großeltern, denen es schließlich gelingt, Valentina gegen ihren Willen mit nach Peru zu nehmen. Schockiert von den Umständen schreitet Hartmut zu seiner letzten Tat.
Das Buch folgt einem klassischen Romanaufbau. Alle Figuren werden ausführlich vorgestellt. Alle sind mit menschlichen Schwächen und Stärken ausgestattet, die Ziele, die sie verfolgen, sind oft nicht gut, aber dennoch irgendwie verständlich. Das Hamburger Milieu wird ausgiebig und absolut glaubwürdig geschildert, ebenso der verschämte Drogenhandel des Protagonisten.
Aber auch die Lebensumstände der illegal in Hamburg lebenden Südamerikaner werden glaubhaft dargestellt. Als Leser empört man sich über das Einwanderungsamt mit seinen unzähligen Vorschriften, die einander zu widersprechen scheinen und alles andere als menschenfreundlich oder wenigstens vernünftig anmuten.
Der "Held" Hartmut vollzieht einen grundlegenden Wandel. Er wird vom Saulus zum Paulus, handelt plötzlich zutiefst uneigennützig und stellt das Wohl eines kleinen Kindes über seine eigenen Bedürfnisse.
Das dem kleinen Paradies Unheil droht, folgt ebenfalls dem Schema des klassischen Romans. Die Motive der Großeltern werden genau so unvoreingenommen aufgegriffen wie die des nur vermeintlichen Vaters. Der Leser muss sein Urteil selbst fällen: Wem steht das Kind eigentlich zu - dem rührend handelnden "Vater", der in seiner Aufgabe regelrecht aufgeht oder den vom Stammbaum her rechtmäßigen Großeltern, die auch nur das Beste wollen, aber dafür das Kind mit einer völlig neuen Umgebung konfrontieren müssen?
Das Opfer ist auf jeden Fall das kleine Mädchen. Den um das Sorgerecht kämpfenden Personen geht es zeitweilig mehr ums Prinzip als um die Realität, Valentina wird schlichtweg nicht gefragt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen könnte. Paragraphen und Starrsinn stehen dieser Möglichkeit im Weg. Während der Leser noch auf eine einvernehmliche Lösung hoffen darf - Hartmut sitzt über Nacht im Gefängnis, weil die Anerkennung seiner Vaterschaft Betrug war, die Großeltern diskutieren noch vor dem Rückflug im Hamburger Hotel, ob sie richtig gehandelt haben, die kleine Valentina muss vorübergehend in ein Heim - da hat sich der Roman schon entschieden zwischen einem unglaubwürdigen Happy-End und einer unausweichlichen Katastrophe.
Das Buch ist kraftvoll erzählt, der Roman spricht viele Leser an, weil es mehrere Identifikationsmöglichkeiten gibt, man kann Partei ergreifen, man kann aber ebenso gut an den geschilderten Umständen verzweifeln
Calvin Gomez gelingt es, glaubwürdig zu beschreiben, dass derjenige Gutes erfährt, der Gutes tut. Jeder Mensch kann sich bessern, so egoistisch er zunächst auch sein mag.
Gleichzeitig klagt das Buch die Gesetzgebung in unserer entwickelten Gesellschaft an. Da kann sich jemand als Vater eines Kindes ausgeben, um so 10.000 DM zu "verdienen". Sobald er sich aber wirklich um diese Rolle "verdient" gemacht hat, wird sie ihm wieder aberkannt, weil nach Jahren herauskommt, dass die Verwaltung auf einen Betrug hereingefallen ist.
Calvin Gomez ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Jahrgang 1960, geboren in Rom, mit wechselnden Aufenthalten in Südamerika und in Europa. Viel ist vom Verlag nicht über ihn zu erfahren: Von Beruf sei er Fotograf, außerdem als Spielzeugentwickler und im Immobiliengeschäft tätig. Zurzeit halte er sich in Frankreich auf, ein Haus in Schweden habe er vor kurzem verkauft, und er schreibe wieder. "Das Leben der Anderen" sei sein erster Roman. Thematisch gehe es ihm stets um Befindlichkeiten von Menschen am Rande der Gesellschaft.
Das Buch ist bereits im Juli 2005 erschienen, aber es ist etwas schwierig, wenn man in einer Buchhandlung danach fragt. Am besten geht man vor, wenn man sich die ISBN aufschreibt und danach suchen lässt: 3-933314-89-5. Man kann auch nach dem FALSCHEN Titel "Das Leben des Anderen" suchen lassen, unter dem richtigen Buchtitel "Das Leben der Anderen" erhält man keine Treffer.
Beim Oberbaum-Verlag wird auf schlechte Erfahrungen verwiesen, das Buch auch für Internet-Bestellungen freizugeben. Es gibt nach Auskunft des Verlags nur einen einzigen Buchversand, über den man es beziehen kann - CVK. (Cornelsen Verlagskontor GmbH & Co. KG) in Bielefeld.
Dort ist das Buch tatsächlich verfügbar und - je nach Versandart - innerhalb von drei bis sieben Tagen beim Kunden. Nachschubprobleme gibt es erst bei mehr als 300 Bestellungen. Ab 12,- Euro Buchpreis (zzgl. Versand) ist der Roman gebraucht auch über Amazon erhältlich.
Calvin Gomez: "Das Leben der Anderen"
Roman. Oberbaum Verlag GbR, Berlin
297 Seiten; ISBN: 3-933314-89-5
Preis: 26,- €