Unternehmer Öger zur Türkei

"Es ist eine gewisse Islamisierung des Landes im Gange"

ARCHIV - Ein Mann mit einem Besen geht an einem leeren Strand in Antalya, Türkei, am 19.07.2016 entlang. (Zu dpa "Tourismus-Einnahmen in der Türkei brechen 2016 um 30 Prozent ein" vom 31.01.2017) Foto: Marius Becker/dpa | Verwendung weltweit
Ein Mann mit einem Besen geht auf einem leeren Strand in Antalya. © dpa
Vural Öger im Gespräch mit Elke Durak  · 26.08.2017
Der frühere Touristik-Unternehmer Vural Öger beobachtet den Rückgang europäischer Urlauber im Straßenbild der Türkei. Er sieht mit Sorge, dass sein Land stärker in Richtung Nahen Osten rücke.
Außenminister Sigmar Gabriel hatte in den letzten Tagen für Verwirrung gesorgt, in dem er in einem Zeitungsinterview von Reisen in die Türkei abriet. "Man kann das nicht mit gutem Gewissen machen zurzeit", sagte Gabriel der "Bild"-Zeitung und verwies auf die innenpolitisch angespannte Lage in dem Land und die zahlreichen Festnahmen deutscher Staatsbürger. Zugleich betonte er: "Die Entscheidung können wir als Staat niemandem abnehmen." Das Auswärtige Amt versuchte dagegen die Aussagen zu relativieren. Der Minister habe das Wort Warnung nicht in den Mund genommen, sagte eine Sprecherin. Deshalb bereite das Auswärtige Amt derzeit auch keine förmliche Reisewarnung vor, sondern mahne deutsche Türkei-Urlauber lediglich zur Vorsicht und sich bei der Botschaft sicherheitshalber registrieren zu lassen.

Arabische Touristen bestimmen das Straßenbild

Der frühere Touristik-Unternehmer Vural Öger beobachtet derzeit in Istanbul, dass die Zahl der europäischen Gäste sichtbar zurückgegangen sei. "Das Straßenbild ist bestimmt überwiegend mit arabischen Touristen aus der Region und wenig Europäer", sagte Öger im Deutschlandfunk Kultur. Die Hoteliers freuten sich darüber, dass weiter Geld in die Kasse komme. "Aber die wünschen sich mehr europäische Touristen als arabische Touristen, zumindest einen bestimmten Prozentsatz."

Islamischer Tourismus nimmt zu

Öger sagte, in der Türkei werde der sogenannte islamische Tourismus stärker gefördert. Es gebe Hotels, in denen Frauen und Männer getrennt ins Wasser gingen und voneinander getrennt blieben. "In den Restaurants sieht man entweder nur Frauen oder nur Männer." Von solchen Hotels gebe es an der Südküste immer mehr. "Für mich ist das besorgniserregend muss ich offen sagen", sagte Öger. Der türkische Staatsgründer Atatürk habe sich zu seiner Zeit vom Nahen Osten weg Richtung Europa orientiert und jetzt bewege sich die Türkei von Europa weg Richtung Nahen Osten. Ihm gefalle das nicht, sagte Öger. Er sei in der Türkei aufgewachsen, bis er mit 18 Jahren nach Deutschland kam und sei säkular erzogen. "Es ist eine gewisse Islamisierung des Landes im Gange", sagte er. (gem)
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