Unternehmer, Kondomhersteller, Jude
Unter dem Namen "Fromms" produzierte er Kondome. Während der Nazizeit musste er nach London emigrieren. In "Fromms" haben Götz Aly und Michael Sontheimer das Leben des jüdischen Fabrikanten Julius Fromm aufgeschrieben. Menschen wie er hatten in den zwanziger Jahren einen großen Anteil an der Modernisierung Deutschlands, meint Aly.
Deutschlandradio Kultur sprach mit dem Journalisten und Historiker Götz Aly über das Buch, das gerade im S. Fischer Verlag erschienen ist. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:
Detjen: Es ist auch die Geschichte eines modernen, eines Weg weisenden Unternehmertyps in den Zwanziger Jahren.
Aly: Das Schöne an dem Buch ist, dass es über das 20. Jahrhundert geht, dass es nicht nur auf den Holocaust zentriert ist, sondern dass man sieht und erlebt, was die Juden hier bedeutet haben, welche Chancen sie hier hatten an der Modernisierung Deutschlands, Berlins teilzunehmen, an der Industrialisierung. Welchen Erfindergeist sie mitgebracht haben, wie sie sich dem Neuen – ja nicht nur hinsichtlich von Kondomen -, sondern Julius Fromm auch hinsichtlich der Architektur, der Autos. Er war der erste Mann in Berlin, der einen Cadillac fuhr. Die dann Automaten für diese Kondome aufgestellt haben und es musste immer das Neueste und Beste sein.
(…)
Detjen: Eines der erschütternsten Kapitel ist, was danach eigentlich noch kommt. Das Unternehmen wird enteignet und dann wird der gesamte Restbestand dieses Vermögens des Emigrierten ausgeplündert. Der Bank-Save wird unter der Aufsicht von Bankbeamten geknackt, Handwerker bereichern sich. Ist das ein Beleg dafür, dass, wenn man ins Detail schaut, die breite deutsche Bevölkerung von der Enteignung der Juden profitiert hat?
Aly: Das ist ein zufälliger und von mir gar nicht beabsichtigter Beleg. Wir haben einfach das Glück gehabt, dass im Hauptlandesarchiv in Potsdam gut 2000 Blätter zur Enteignung von Julius Fromm sich erhalten haben und man da diese ganzen Details wie zum Beispiel die Versteigerung der Möbel mit Adressen der Ersteigerer mit Preis – das ist da alles dokumentiert. Und ich glaube, so in der Tiefe ist ein solcher Enteignungsfall noch nie beschrieben worden.
Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Detjen: Es ist auch die Geschichte eines modernen, eines Weg weisenden Unternehmertyps in den Zwanziger Jahren.
Aly: Das Schöne an dem Buch ist, dass es über das 20. Jahrhundert geht, dass es nicht nur auf den Holocaust zentriert ist, sondern dass man sieht und erlebt, was die Juden hier bedeutet haben, welche Chancen sie hier hatten an der Modernisierung Deutschlands, Berlins teilzunehmen, an der Industrialisierung. Welchen Erfindergeist sie mitgebracht haben, wie sie sich dem Neuen – ja nicht nur hinsichtlich von Kondomen -, sondern Julius Fromm auch hinsichtlich der Architektur, der Autos. Er war der erste Mann in Berlin, der einen Cadillac fuhr. Die dann Automaten für diese Kondome aufgestellt haben und es musste immer das Neueste und Beste sein.
(…)
Detjen: Eines der erschütternsten Kapitel ist, was danach eigentlich noch kommt. Das Unternehmen wird enteignet und dann wird der gesamte Restbestand dieses Vermögens des Emigrierten ausgeplündert. Der Bank-Save wird unter der Aufsicht von Bankbeamten geknackt, Handwerker bereichern sich. Ist das ein Beleg dafür, dass, wenn man ins Detail schaut, die breite deutsche Bevölkerung von der Enteignung der Juden profitiert hat?
Aly: Das ist ein zufälliger und von mir gar nicht beabsichtigter Beleg. Wir haben einfach das Glück gehabt, dass im Hauptlandesarchiv in Potsdam gut 2000 Blätter zur Enteignung von Julius Fromm sich erhalten haben und man da diese ganzen Details wie zum Beispiel die Versteigerung der Möbel mit Adressen der Ersteigerer mit Preis – das ist da alles dokumentiert. Und ich glaube, so in der Tiefe ist ein solcher Enteignungsfall noch nie beschrieben worden.
Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.