Unternehmensentscheidungen in der Kritik
Sie klatschten und buhten. Hin- und Hergerissen waren die Aktionäre der Deutschen Telekom während der Hauptversammlung in Köln. Sie wünschen sich, dass ihre magenta-farbene Volksaktie endlich im Kurs aufsteigt. Als Telefonkunden kritisieren sie selbst den schlechten Service des halbstaatlichen Konzerns, beobachten verärgert den Erfolg der anderen Mobilfunkgesellschaften. Als Mitarbeiter - mit Belegschaftsaktien in der Hand - fragen sie, warum die Arbeitnehmer mit Lohn und Jobs dafür gerade stehen sollen.
Nun ist es zu früh, Rene Obermann zu loben oder zu kritisieren. Er ist eben erst als Vorstandsvorsitzender angetreten. Für ihn war es ein Vorgeschmack. Sein Siemens-Kollege Klaus Kleinfeld hat seit einem halben Jahr erfahren, wie es ist, wenn sich das Blatt wendet. Er wird im Herbst gehen. Dabei hat er mit seinen unternehmerischen Entscheidungen ein gutes Geschäftsergebnis erwirtschaftet. Er stolperte über die "Schwarze-Kassen-Affäre", vielleicht auch darüber, dass die Handysparte, die er an BenQ verkaufte, nun in den Konkurs gegangen ist.
Hätte Klaus Kleinfeld dies verhindern können? Siemens hat einst seine "Medizintechnik" in einer Schwächephase über Wasser gehalten. Heute profitiert die ganze Firma vom Wiederaufstieg der Sparte. Hätte es also auch für die Handyproduktion eine bessere Alternative gegeben? Das fragen auch 50.000 Service-Mitarbeiter der Telekom. Sie wollen jetzt streiken, weil sie länger arbeiten und niedriger bezahlt werden sollen.
Und vor allem sind sie es leid, eine Umorganisation nach der anderen ertragen zu müssen, um dann doch an internen Mängeln zu scheitern, sei es an fehlerhafter Software oder an Kommunikationsproblemen. Ähnliches kritisierte die Belegschaft des europäischen Luftfahrtkonzerns EADS, als das neue Großraumflugzeug von Airbus nicht rechtzeitig ausgeliefert werden konnte. Nun sollen 10.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, um die Kosten aufzufangen.
Und ebenso sauer standen Beschäftigte von Altana an der Tür zur Hauptversammlung in Frankfurt. Dessen lukrative Pharmasparte ist an einen dänischen Arzneimittelhersteller verkauft worden, weil es nicht gelang, im eigenen Hause neue Präparate zu entwickeln. Aus den Reden der Gewerkschafter am 1. Mai war herauszuhören, dass sich vielerorts über Jahre dieser Art Unmut in den Betrieben aufgebaut hat.
Müssen die Mitarbeiter dafür bezahlen, dass ihre Chefs versagen, ja dass sie größenwahnsinnig sind. So empfehlen die Kleinaktionäre der Telekom die amerikanische Tochter zu verkaufen und das Geld nach Deutschland zurückzuholen. Dieter Zetsche und DaimlerChrysler werden in diesen Tagen entscheiden, ob sie die amerikanische Autoproduktion abgeben oder zumindest einen Investor für Chrysler mit ins Boot holen.
Und Hartmut Mehdorn schließlich wollen seine Kritiker die Vision vom Weltlogistikkonzern austreiben, solange die Bahn ihr Geld im öffentlich-geförderten Nahverkehr verdiene, diesen aber gleichzeitig sträflich vernachlässige. Rene Obermann, Klaus Kleinfeld, Dieter Zetsche, Hartmut Mehdorn - die Reihe der Namen ließe sich fortsetzen – kann man nicht nachsagen, dass sie schlechte Manager seien. Aber ihre Strategien sind umstritten.
Nun stehen die großen Aktiengesellschaften unter Beobachtung. Analysten, Fondsmanager, Börsenaufsicht verlangen Auskunft. Bilanzen und Geschäftsberichte werden nach internationalen Regeln geschrieben. Der Kapitalmarkt kontrolliert und übt Druck aus, lässt sich überzeugen, manchmal auch blenden. Das Publikum aber scheinen Vorstände mit ihren Argumenten nur schwer zu erreichen, nur schwer den Kleinaktionär oder den eigenen Mitarbeiter, nicht auf der Hauptversammlung oder auf der Betriebsversammlung.
Zuallererst aber gehört die Strategiediskussion in den Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft. Und seit langem wird dieses Gremium kritisiert. Im Ausland versteht man das duale deutsche Modell aus Vorstand und Kontrollgremium nicht, in Deutschland gelten die Kontrolleure als ehrenwerte, aber verschlafene Herrschaften. Regelmäßig wird dann noch der Mitbestimmung unterstellt, sie lähme die Arbeit der Aufsichtsräte, weil sich Vertreter der Arbeitnehmer und der Kapitaleigner gleichberechtigt gegenüber säßen und dadurch neutralisierten.
Dies ist eine ärgerliche Ausrede. Denn keine der beiden Seiten wäre gehindert, sich in intensiven Gesprächen mit den Problemen des Unternehmens auseinanderzusetzen und die gemeinsame Sitzung vorzubereiten. Der Vorstand braucht ein robustes Gegenüber mit prüfendem Blick, nicht müde Routine oder Deinteresse. Die Praxis der deutschen Aufsichträte, nicht ihre Konstruktion muss sich dafür ändern. Dann wird auch das Misstrauen nachlassen.
Fehler mit bitteren Konsequenzen aber würden trotzdem noch gemacht werden. Und auch künftig feiert man nur den Erfolgreichen. Doch auch wenn nicht geklatscht wird, muss ja nicht zwangsläufig gebuht werden. Fehler wollen verstanden werden. Und Manager sollten ihr Verantwortungsbewusstsein spüren lassen. Das kann man lernen, so wie es das Publikum lernen muss, sich – ob nun hin- und her gerissen - mit Unternehmensentscheidungen auseinanderzusetzen.
Hätte Klaus Kleinfeld dies verhindern können? Siemens hat einst seine "Medizintechnik" in einer Schwächephase über Wasser gehalten. Heute profitiert die ganze Firma vom Wiederaufstieg der Sparte. Hätte es also auch für die Handyproduktion eine bessere Alternative gegeben? Das fragen auch 50.000 Service-Mitarbeiter der Telekom. Sie wollen jetzt streiken, weil sie länger arbeiten und niedriger bezahlt werden sollen.
Und vor allem sind sie es leid, eine Umorganisation nach der anderen ertragen zu müssen, um dann doch an internen Mängeln zu scheitern, sei es an fehlerhafter Software oder an Kommunikationsproblemen. Ähnliches kritisierte die Belegschaft des europäischen Luftfahrtkonzerns EADS, als das neue Großraumflugzeug von Airbus nicht rechtzeitig ausgeliefert werden konnte. Nun sollen 10.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, um die Kosten aufzufangen.
Und ebenso sauer standen Beschäftigte von Altana an der Tür zur Hauptversammlung in Frankfurt. Dessen lukrative Pharmasparte ist an einen dänischen Arzneimittelhersteller verkauft worden, weil es nicht gelang, im eigenen Hause neue Präparate zu entwickeln. Aus den Reden der Gewerkschafter am 1. Mai war herauszuhören, dass sich vielerorts über Jahre dieser Art Unmut in den Betrieben aufgebaut hat.
Müssen die Mitarbeiter dafür bezahlen, dass ihre Chefs versagen, ja dass sie größenwahnsinnig sind. So empfehlen die Kleinaktionäre der Telekom die amerikanische Tochter zu verkaufen und das Geld nach Deutschland zurückzuholen. Dieter Zetsche und DaimlerChrysler werden in diesen Tagen entscheiden, ob sie die amerikanische Autoproduktion abgeben oder zumindest einen Investor für Chrysler mit ins Boot holen.
Und Hartmut Mehdorn schließlich wollen seine Kritiker die Vision vom Weltlogistikkonzern austreiben, solange die Bahn ihr Geld im öffentlich-geförderten Nahverkehr verdiene, diesen aber gleichzeitig sträflich vernachlässige. Rene Obermann, Klaus Kleinfeld, Dieter Zetsche, Hartmut Mehdorn - die Reihe der Namen ließe sich fortsetzen – kann man nicht nachsagen, dass sie schlechte Manager seien. Aber ihre Strategien sind umstritten.
Nun stehen die großen Aktiengesellschaften unter Beobachtung. Analysten, Fondsmanager, Börsenaufsicht verlangen Auskunft. Bilanzen und Geschäftsberichte werden nach internationalen Regeln geschrieben. Der Kapitalmarkt kontrolliert und übt Druck aus, lässt sich überzeugen, manchmal auch blenden. Das Publikum aber scheinen Vorstände mit ihren Argumenten nur schwer zu erreichen, nur schwer den Kleinaktionär oder den eigenen Mitarbeiter, nicht auf der Hauptversammlung oder auf der Betriebsversammlung.
Zuallererst aber gehört die Strategiediskussion in den Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft. Und seit langem wird dieses Gremium kritisiert. Im Ausland versteht man das duale deutsche Modell aus Vorstand und Kontrollgremium nicht, in Deutschland gelten die Kontrolleure als ehrenwerte, aber verschlafene Herrschaften. Regelmäßig wird dann noch der Mitbestimmung unterstellt, sie lähme die Arbeit der Aufsichtsräte, weil sich Vertreter der Arbeitnehmer und der Kapitaleigner gleichberechtigt gegenüber säßen und dadurch neutralisierten.
Dies ist eine ärgerliche Ausrede. Denn keine der beiden Seiten wäre gehindert, sich in intensiven Gesprächen mit den Problemen des Unternehmens auseinanderzusetzen und die gemeinsame Sitzung vorzubereiten. Der Vorstand braucht ein robustes Gegenüber mit prüfendem Blick, nicht müde Routine oder Deinteresse. Die Praxis der deutschen Aufsichträte, nicht ihre Konstruktion muss sich dafür ändern. Dann wird auch das Misstrauen nachlassen.
Fehler mit bitteren Konsequenzen aber würden trotzdem noch gemacht werden. Und auch künftig feiert man nur den Erfolgreichen. Doch auch wenn nicht geklatscht wird, muss ja nicht zwangsläufig gebuht werden. Fehler wollen verstanden werden. Und Manager sollten ihr Verantwortungsbewusstsein spüren lassen. Das kann man lernen, so wie es das Publikum lernen muss, sich – ob nun hin- und her gerissen - mit Unternehmensentscheidungen auseinanderzusetzen.