Unterhaltsam, aber harmlos
In ihrem ersten Theaterstück schildert die junge polnische Erfolgsautorin Dorota Maslowska den Weg zweier betrunkener Polen, die sich nach einer Party als Rumänen ausgeben. So spielen sie mit den Vorurteilen ihrer Landsleute, bei denen Rumänen als Underdogs gelten. Armin Petras' Inszenierung weiß die Lacher auf seiner Sache, nimmt dem Stück aber auch die inhaltliche Kraft.
Gleich mit ihrem ersten Roman "Schneeweiß und Russenrot", wurde sie als 18-Jährige berühmt, und ihr zweiter "Die Reiherkönigin. Ein Rap" gewann den höchsten polnischen Literaturpreis. Die heute 25-jährige Dorota Maslowska brachte das Zeitgefühl ihrer nicht mehr vom Sozialismus geprägten Generation in die Literaturszene und verblüffte mit einem schöpferisch sprachspielerischen, eigenen Sound.
Ihr 2006 entstandenes erstes Theaterstück "Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen" wirkt dagegen formal und sprachlich eher konventionell. Es ist ein Roadmovie, bei dem sich zwei Zufallsbekannte nach einer Party völlig zugedröhnt fernab von Warschau auf der Strasse wiederfinden. Die jungen Polen geben sich als Rumänen aus und spielen so mit den kleinbürgerlichen Vorurteilen, nach denen Rumänen in Polen als Underdogs behandelt werden, wenn sie bettelnd und drohend Mitfahrgelegenheiten zu bekommen suchen.
Dschina, eine schwangere Arbeitslose, hat ihre Alimente auf den Kopf gehauen und weiß nicht mehr, wo sie ihr Kleinkind gelassen hat, und Parcha muss als TV-Darsteller eines Pfarrers am nächsten Morgen bei einem Dreh sein, will er nicht seinen Job verlieren. Beide trumpfen mächtig und schrill auf, sind aber zugleich einsame und gebrochene Gestalten.
Hilfe Altefrohne, im langen Folklorerock, schreit und schrillt ihre Dschina zur Aggressivität, während Andreas Pietschmann seinem Parcha neben allem Auftrumpfen auch eine zurückhaltende Verzweiflung mitgibt.
Auf der erdfarbenen, leeren Bühne von Annette Riedel, die hinten von Wellblech und seitlich von Sperrholzwänden begrenzt wird, nutzt Regisseur Armin Petras das Roadmovie als Material für munter harmlose Theaterspielereien. Es beginnt mit einem Autofahrer, der vor einer Verhörlampe am Bühnenrand sitzt und einem unsichtbaren Kommissar von der gewaltsamen Okkupation seines Autos durch das Pärchen erzählt, während der Vorgang gleichzeitig gespielt wird.
Balkanpop dröhnt, Videos von Autofahrten flimmern, die Darsteller lassen Schnee auf sich niederrieseln oder steigen auf einen kleinen Eisblock (Achtung, Metapher!). Und die beiden Darsteller, die alle anderen Personen spielen, denen die unfreiwillig Reisenden begegnen, nutzen dies zu komischen Kabinettstückchen, wenn sie sich in Betrunkene, Kranke oder spießige Provinzler verwandeln.
Die Aufführung führt keine sozial erklärten Menschen vor, sondern zeigt uns mit phantasievollen Bildfindungen und szenischen Spielereien, dass hier nicht Leben abgebildet, sondern nur Theater gespielt wird.
Ziegelsteine sind hier Messer, und wenn im Stück eine reiche Autofahrerin tödlich bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein verunglückt, dann steigt sie bei Petras von ihrem den Autositz bedeutenden Eisblock, streitet sich mit einem halbnackten Mann, der Körper und Gesicht schwarz beschmiert hat und dem an der Hand ein rattengroßes Spielzeugwildschwein baumelt.
Hier wird eben deutlich nur Theater gespielt, nicht aber Wirklichkeit abgebildet. Da tritt ein Rausschmeißer in einer Provinzbar als nackter Bodybuilder (im Film) auf, und der verzweifelte Parcha wird mit Blutbeuteln beworfen.
Das ist unterhaltsam, nimmt mit seinem aufgesetztem Witz aber Stück und Stoff seine Härte und alle zugespitzte Verzweiflung. Wenn Parcha Dschina schließlich durch eine Klotür zuruft, sie leide an fehlender Liebe, dann erhängt sie sich nicht einfach, wie von der Autorin vorgesehen. Bei Petras wird ihr Bild auf einen Gazevorhang projiziert, und effektvoll rinnt ihr Blut den Hals herunter.
Insgesamt ist der Abend von schmerzloser und zugleich scherzvoller Harmlosigkeit. Diese deutschsprachige Erstaufführung des Stückes mit dem Ensemble des Berliner Maxim Gorki Theaters bei den Wiener Festwochen wird als Koproduktion mit den Theaterformen Braunschweig weiter durch den Festivalzirkus wandern. Das mehrheitlich junge Publikum im Schauspielhaus Wien fühlte sich gut unterhalten und lachte und klatschte kräftig.
An die inhaltliche und sprachliche Kraft ihrer Romane erinnert in dieser Inszenierung von Dorota Maslowskas Theatererstling aber nichts mehr.
"Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen"
von Dorota Masłowska
Deutschsprachige Erstaufführung im Rahmen der Wiener Festwochen, Schauspielhaus Wien
Koproduktion des Maxim Gorki Theaters mit den Theaterformen Braunschweig und den Wiener Festwochen
Regie: Armin Petras
Bühnenbild: Annette Riedel
Darsteller: Hilke Altefrohne, Andreas Pietschmann, Andreas Leupold, Cristin König, Anja Schneider, Lea Reusse
Ihr 2006 entstandenes erstes Theaterstück "Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen" wirkt dagegen formal und sprachlich eher konventionell. Es ist ein Roadmovie, bei dem sich zwei Zufallsbekannte nach einer Party völlig zugedröhnt fernab von Warschau auf der Strasse wiederfinden. Die jungen Polen geben sich als Rumänen aus und spielen so mit den kleinbürgerlichen Vorurteilen, nach denen Rumänen in Polen als Underdogs behandelt werden, wenn sie bettelnd und drohend Mitfahrgelegenheiten zu bekommen suchen.
Dschina, eine schwangere Arbeitslose, hat ihre Alimente auf den Kopf gehauen und weiß nicht mehr, wo sie ihr Kleinkind gelassen hat, und Parcha muss als TV-Darsteller eines Pfarrers am nächsten Morgen bei einem Dreh sein, will er nicht seinen Job verlieren. Beide trumpfen mächtig und schrill auf, sind aber zugleich einsame und gebrochene Gestalten.
Hilfe Altefrohne, im langen Folklorerock, schreit und schrillt ihre Dschina zur Aggressivität, während Andreas Pietschmann seinem Parcha neben allem Auftrumpfen auch eine zurückhaltende Verzweiflung mitgibt.
Auf der erdfarbenen, leeren Bühne von Annette Riedel, die hinten von Wellblech und seitlich von Sperrholzwänden begrenzt wird, nutzt Regisseur Armin Petras das Roadmovie als Material für munter harmlose Theaterspielereien. Es beginnt mit einem Autofahrer, der vor einer Verhörlampe am Bühnenrand sitzt und einem unsichtbaren Kommissar von der gewaltsamen Okkupation seines Autos durch das Pärchen erzählt, während der Vorgang gleichzeitig gespielt wird.
Balkanpop dröhnt, Videos von Autofahrten flimmern, die Darsteller lassen Schnee auf sich niederrieseln oder steigen auf einen kleinen Eisblock (Achtung, Metapher!). Und die beiden Darsteller, die alle anderen Personen spielen, denen die unfreiwillig Reisenden begegnen, nutzen dies zu komischen Kabinettstückchen, wenn sie sich in Betrunkene, Kranke oder spießige Provinzler verwandeln.
Die Aufführung führt keine sozial erklärten Menschen vor, sondern zeigt uns mit phantasievollen Bildfindungen und szenischen Spielereien, dass hier nicht Leben abgebildet, sondern nur Theater gespielt wird.
Ziegelsteine sind hier Messer, und wenn im Stück eine reiche Autofahrerin tödlich bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein verunglückt, dann steigt sie bei Petras von ihrem den Autositz bedeutenden Eisblock, streitet sich mit einem halbnackten Mann, der Körper und Gesicht schwarz beschmiert hat und dem an der Hand ein rattengroßes Spielzeugwildschwein baumelt.
Hier wird eben deutlich nur Theater gespielt, nicht aber Wirklichkeit abgebildet. Da tritt ein Rausschmeißer in einer Provinzbar als nackter Bodybuilder (im Film) auf, und der verzweifelte Parcha wird mit Blutbeuteln beworfen.
Das ist unterhaltsam, nimmt mit seinem aufgesetztem Witz aber Stück und Stoff seine Härte und alle zugespitzte Verzweiflung. Wenn Parcha Dschina schließlich durch eine Klotür zuruft, sie leide an fehlender Liebe, dann erhängt sie sich nicht einfach, wie von der Autorin vorgesehen. Bei Petras wird ihr Bild auf einen Gazevorhang projiziert, und effektvoll rinnt ihr Blut den Hals herunter.
Insgesamt ist der Abend von schmerzloser und zugleich scherzvoller Harmlosigkeit. Diese deutschsprachige Erstaufführung des Stückes mit dem Ensemble des Berliner Maxim Gorki Theaters bei den Wiener Festwochen wird als Koproduktion mit den Theaterformen Braunschweig weiter durch den Festivalzirkus wandern. Das mehrheitlich junge Publikum im Schauspielhaus Wien fühlte sich gut unterhalten und lachte und klatschte kräftig.
An die inhaltliche und sprachliche Kraft ihrer Romane erinnert in dieser Inszenierung von Dorota Maslowskas Theatererstling aber nichts mehr.
"Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen"
von Dorota Masłowska
Deutschsprachige Erstaufführung im Rahmen der Wiener Festwochen, Schauspielhaus Wien
Koproduktion des Maxim Gorki Theaters mit den Theaterformen Braunschweig und den Wiener Festwochen
Regie: Armin Petras
Bühnenbild: Annette Riedel
Darsteller: Hilke Altefrohne, Andreas Pietschmann, Andreas Leupold, Cristin König, Anja Schneider, Lea Reusse