Unter Strom

Von Korbinian Frenzel · 11.05.2009
Waffen, die nicht töten. Das ist das human klingende Versprechen einer neuen Waffengattung, die weltweit unter Polizei- und Sicherheitskräften Verbreitung findet: die sogenannten "nicht-tödlichen Waffen". Statt Pistole und Schlagstock setzen sie auf Elektrizität oder auch Schallwellen.
"Wir haben hier den Taser X 26, das ist das aktuelle Behördengerät des Tasers, das ist ein Elektroimpulsgerät, was auf deutsch bedeutet, dass das Handgerät einen Elektroimplus erzeugt."

50.000 Volt schießen aus dem Gerät, das Waffenhändler Lars Lippke in Gang setzt. Der, den es trifft, fällt zu Boden. Seine Muskulatur verkrampft – für Sekunden ist er gelähmt. Das Gerät schießt kleine Pfeile mit Widerhaken in die Haut des Gegenüber – der Stromstoß folgt unmittelbar. Für Polizisten kann dieser Moment der Lähmung entscheidend sein. Bei Widerstand etwa gegen eine Verhaftung müssen sie dank Elektroschocker nicht mehr zum Schlagstock oder gar zur Waffe greifen. Und der Angegriffene selbst bleibt – so das Versprechen der Hersteller – in der Regel unverletzt.

Auch jenseits der Taser gedeiht die schöne neue Waffenwelt. Vor allem in den USA arbeiten private wie öffentliche Stellen an weiteren Waffen der Zukunft. Ein Beispiel: das so genannte Long-Range-Accustic-Device. Mit gebündelten Schallwellen können damit größere Menschenmengen zurückgetrieben werden – durch schmerzenden Lärm. In den USA erledigen diese Geräte bei Demonstrationen vielerorts bereits den Job, der andernorts noch von Wasserwerfern erledigt wird.

Doch auch deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen spielen bei der neuen Waffentechnik vorne mit: Die Firma Zeiss hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut die so genannte Luftdruck-Kanone entwickelt. Dabei werfen die Luftwellen Menschen wie bei einem kräftigen Stoß zu Boden. Mögliches Einsatzgebiet: die Grenzsicherung.

Dort könnte bald aber auch eine andere nicht-tödliche Waffe zum Einsatz kommen: die so genannte "sanfte Mine". Wer darauf tritt, wird durch einen Stromstoß außer Gefecht gesetzt.
Mehr zum Thema