Unschuldig in Guantanamo

23.01.2007
Fast fünf Jahre wurde Murat Kurnaz im US-Gefangenen Guantanomo festgehalten. Bereits im Jahr 2002 sollen die US-Behörden angeboten haben, den aus Bremen stammenden Türken freizulassen. Doch die damalige rot-grüne Bundesregierung lehnte dies offenbar ab.
Murat Kurnaz wird 1982 in Bremen geboren, geht in Bremen zur Schule und macht in Bremen eine Lehre. Murat Kurnaz ist ein Bremer. Allerdings hat er keinen deutschen Pass. Er ist türkischer Staatsbürger und besitzt eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis für Deutschland. In der Hansestadt kommt der Muslim in Kontakt mit einer islamistischen Gruppierung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Im Herbst 2001 reist Kurnaz nach Pakistan, an die Grenze Afghanistans. Nach eigenen Angaben, um eine Koranschule zu besuchen und seinen Glauben zu festigen. Doch daraus wird nichts. Es ist die Zeit nach dem 11. September. Die USA befinden sich im so genannten Anti-Terror-Krieg. Bei einer Routinekontrolle in Peshawar gerät Kurnaz im Dezember 2001 in die Fänge pakistanischer Sicherheitskräfte. Sie stufen ihn als feindlichen Kämpfer ein und händigen ihn an die Amerikaner aus, wahrscheinlich gegen Kopfgeld.

Angehörige der US-Armee deportieren den Bremer dann von Peshawar zunächst nach Kandahar in Afghanistan. Später wird Kurnaz angeben, dort von einem Soldaten des deutschen "Kommandos Spezialkräfte" misshandelt worden zu sein. Nach zwei Monaten Haft in Kandahar, in der laut Kurnaz Schläge und Tritte an der Tagesordnung waren, fliegen die Amerikaner ihn aus. Er landet im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba.

Trotz Folter und Isolationshaft finden die Verhörspezialisten der USA aber nichts, das ihren Verdacht erhärtet, Kurnaz könnte etwas mit El Kaida zu tun haben. Deutsche Geheimdienstmitarbeiter, die den Bremer Türken 2002 im Lager besuchen und befragen, kommen zum gleichen Ergebnis. Sie geben zu Protokoll, Kurnaz sei in Pakistan einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Das seinerzeit vom heutigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier geführte rot-grüne Kanzleramt behandelt den Gefangenen aber trotzdem so, als wäre er ein gefährlicher Terrorist. Es gibt Hinweise darauf, dass die US-Behörden Deutschland bereits im Herbst 2002 angeboten haben, Kurnaz gegen Auflagen freizugeben. Doch die rot-grüne Regierung lehnt dies ab. Und es sieht so aus, als habe sie im Gegenteil versucht hat, die Wiedereinreise von Kurnaz nach Deutschland zu verhindern. Selbst als ein US- Bundesgericht ihn Anfang 2005 vom Vorwurf freispricht, terroristische Aktivitäten unterstützt zu haben, setzt sich Rot-Grün nicht für seine Freilassung ein. Medien machen Druck. Nach Angaben von Murat Kurnaz’ Anwalt kommt die Wende aber erst, als Angela Merkel Kanzlerin wird.

Nach fast fünfjähriger Gefangenschaft kehrt Murat Kurnaz im August 2006 nach Deutschland zurück.
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