Ärztemangel

Keine Lust mehr auf Vollzeit

09:08 Minuten
Blick in einen Krankenhausflur, in dem eine Ärztin etwas in ihren Unterlagen notiert.
Überstunden, Nachtdienste, Überbelastung - viele angehende Mediziner*innen wollen unter solchen Bedingungen nicht arbeiten. © picture-alliance / dpa / Peer Grimm
Werner Eichhorst im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Immer mehr Menschen wünschen sich eine 4-Tage-Woche, auch im Gesundheitswesen. Belastungen zu reduzieren sei wichtig, sagt Werner Eichhorst vom Institut zur Zukunft der Arbeit. Trotzdem hält er Teilzeit nicht überall für sinnvoll.
Im Gesundheitssystem arbeiten zahlreiche Menschen am Limit. Das Pflegepersonal sowieso, aber auch Mediziner*innen. Viele junge Kräfte wollen da nicht mehr mitgehen und nicht mehr Vollzeit arbeiten. Die Bundesärtzekammer warnt deshalb: Der Wunsch nach Teilzeit könnte den ohnehin schon gravierenden Ärztemangel noch verstärken.
"Da gibt es keine leichte, kurzfristige Lösung - etwa, indem man die Arbeitszeit derer verkürzt, die in diesen Berufen tätig sind", sagt Werner Eichhorst, Forschungsleiter für Arbeitsmarkt und Sozialpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn. "Das würde uns nicht weiterhelfen. Es muss auch verbunden werden mit einer anderen Politik, was den Zugang und die Ausbildung angeht - und mittelfristig dann eben auch veränderte Arbeitsbedingungen, die das Ganze ein Stück weit attraktiver machen."

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Grundsätzlich ausschließen wolle er mehr Teilzeit nicht, sagt Eichhorst. Doch auch für nicht-medizinische Berufen stelle sich die Frage, "wie können Dienstleistungen und auch eine gewisse Kontinuität in der Produktion - wenn wir jetzt mehr über industrielle Berufe reden - aufrecht erhalten werden, wenn weniger gearbeitet wird." Er sieht die Unternehmen deshalb vor der Herausforderung, die Wünsche nach kürzeren Arbeitszeiten mit der betrieblichen Machbarkeit in Einklang zu bringen.
Insgesamt seien die unterschiedlichen Bedürfnislagen schwierig zu kombinieren, so der Arbeitsmarktforscher, "weil es auch nicht überall möglich oder sinnvoll ist, die Arbeit zu verdichten oder zusammenzuschieben". Wer beispielsweise mit Patienten zu tun hat oder bestimmte Leistungen an Kunden erbringen muss, kann die Arbeit nicht so leicht beschleunigen oder verkürzen. "Das ist etwas anders als bei Bürotätigkeiten, wo eine intelligente Arbeitsorganisation die Effizienz erhöhen kann."
(ckü)
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