Universum JSB (24) - Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

Frohlocket - Der schönste Klau der Musikgeschichte

30:05 Minuten
Mitglieder des Thomanerchores stehen in der Altarnische der Thomaskirche und singen mit Inbrunst.
"Jauchzet frohlocket" - hier mit dem Leipziger Thomanerchor in Bachs Wirkungsstätte, der Thomaskirche. © picture alliance / ZB / Waltraud Grubitzsch
Von Michael Maul · 16.12.2020
Leipzig, Weihnachten 1734. Johann Sebastian Bach komponierte sein weltberühmtes Weihnachtsoratorium. Dabei kopierte Bach sich selbst: er klaubte aus drei prächtigen Huldigungsmusiken große Ausschnitte zusammen, textete neu und kreierte so ein Meisterwerk.
Das Parodieverfahren, also das Zitieren von bereits vorhandenem Musikmaterial, bot Johann Sebastian Bach die Möglichkeit, die Noten manch großbesetzter Gelegenheitsmusik in einen beständigeren Kontext zu überführen. Etwa, wenn er sie mit einem neuen Text versah, der auf einen regelmäßig wiederkehrenden Anlass im Kirchenjahr zugeschnitten war.

Aufpoliert mit neuem Text

Genau dies geschah im Vorfeld des Weihnachtsfestes 1734. Bach nahm sich die Arien und Chöre aus drei prachtvollen Huldigungsmusiken und ließ formal identische Verse erstellen, die das Wunder der Geburt Jesu Christi reflektieren. Dazwischen erzählte er in Rezitativen die Weihnachtsgeschichte nach Lukas und Matthäus und garnierte das Ganze mit bekannten Weihnachtschorälen.
Heraus kam ein sechsteiliges Oratorium, das an den sechs Sonn- und Feiertagen zwischen Weihnachten und Epiphanias in den Leipziger Hauptkirchen uraufgeführt wurde – und zugleich ein Stück Musik, das heute für viele wie der Tannenbaum zum Weihnachtsfest gehört.
Michael Maul taucht im 24. Teil seiner Sendereihe "Universum JSB" in die Entstehungsgeschichte von Bachs Weihnachts-Oratorium ein und wird uns deutlich machen, was wir über die uns so vertraut erscheinenden Klänge noch nicht wissen.
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