Unisex-Toiletten

Kulturkampf ums Klo

Ein Piktogramm für Männer- und Frauen-Toiletten
Ein Piktogramm für Männer- und Frauen-Toiletten © picture alliance / dpa/ Jens Kalaene
Andrea Roedig im Gespräch mit Christine Watty · 02.01.2017
Seit dem 1. Januar sind in New York Uni-Sex-Toiletten Pflicht, die Stadt rüstet um. Damit wollen die New Yorker ein einladendes Umfeld für Trans-Menschen schaffen. Über Für und Wider dieser Maßnahme sprachen wir mit der Publizistin Andrea Roedig.
Die Stadt New York will der Bigotterie Einzelner ein Ende bereiten und ein einladendes Umfeld für Trans-Menschen schaffen. So begründete Ratsmitglied Daniel Dromm die Entscheidung der Stadt, in Bars, Restaurants und öffentlichen Gebäuden ab 1. Januar nur noch Unisex-Toiletten zuzulassen.
In Deutschland hingegen gibt es bisher kaum Unisex-Toiletten, das wird der Publizistin Andrea Roedig zufolge aber nicht unbedingt so bleiben. "Der Trend geht vielleicht doch zur Unisex-Toilette", sagt sie im Deutschlandradio Kultur. Sie bezeichnet zum Beispiel die Berliner Alice-Salomon-Hochschule als vorbildhaft, die neben den üblichen Toiletten auch vier All-Gender-Toiletten hat. "Wenn man unbedingt das geschlechtsspezifische Klo benutzen möchte, muss man gegebenenfalls etwas weiter laufen oder suchen."

Minderheiten berücksichtigen

Roedig räumte jedoch ein, dass viele Frauen sich auf öffentlichen Toiletten sicherer fühlten, wenn dort keine Männer seien. Auch sie selbst würde "Frauentoiletten als Schutzraum" nicht gerne missen. Auf der anderen Seite sei es für Trans-Personen immer eine Beschämung, fürs falsche Geschlecht gehalten zu werden. "Aus dieser Perspektive ist die zweitoilettige Lösung immer ein Problem."
Diese hypersensiblen Identitätsdiskurse wirkten von außen "sehr borniert, also wie Luxusprobleme aus dem Elfenbeinturm", so Roedig weiter. "Es geht hier eigentlich wie bei vielen anderen Problemen der politischen korrekten Linie auch um etwas Prinzipielles: nämlich um unser Verständnis von einer lebenswerten Gesellschaft. Und die Frage ist immer: Verstehen wir jetzt Demokratie als eine rohe Macht der Mehrheiten oder als eine pluralistische Gesellschaftsverfassung, die möglichst vielen unterschiedlichen Gruppen freien Raum der Entfaltung lässt?"
Die Gender-Expertin betonte: "Ich würde sagen, die Qualität einer Demokratie zeichnet sich dadurch aus, wie sie Minderheiten berücksichtigt und mitnimmt."
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