Ungarischer Grünenpolitiker: Junge Ungarn wählen rechtsextreme Partei Jobbik aus Protest

Der ungarische Grünenpolitiker Gergely Kispál hat davor gewarnt, die derzeitige Popularität der Rechtsextremisten als Zeichen dafür zu werten, dass rechtsradikale Ideologien bei den Wählern fest verankert seien.
Man dürfe nicht glauben, dass 18 Prozent der ungarischen Bevölkerung rechtsradikal denken, sagte Kispál, Gründungsmitglied der grünen Partei LMP am Samstag, einen Tag vor der Parlamentswahl in Ungarn, im Deutschlandradio Kultur.

Im Gegensatz zu den großen Parteien habe die rechtsradikale Partei "Jobbik" einen sehr guten Wahlkampf gemacht, sagte Kispál. "Sie nutzen das Internet mit am besten, ( ... ) sie gehen in die Unis rein, sie tun alles und sie sind sich für nichts zu schade, da wirklich den Klein-Klein-Wahlkampf zu machen, während die anderen Parteien, vor allem die großen Parteien, da nichts machen", beklagte der Grünen-Politiker.

Dass die Rechtsextremisten in Ungarn gerade bei Wählern unter 30 Jahren populär seien, deutete Kispál als Protest: "Es hat ja 40 Jahre eine kommunistische Nomenklatur geherrscht, die ihre Macht, zum Teil auch ihre wirtschaftliche Macht, über die Wende hinübergerettet hat. Und dass da der jugendliche Widerstand, sage ich mal, von rechts kommt, das ist ganz natürlich", sagte Kispál. Er verglich das Phänomen mit Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Kohl, als viele Jugendliche sich "eher im linken Spektrum" sozialisiert hätten.

Kispál betonte, auch seine Partei LMP habe die Interessen der ungarischen Minderheiten jenseits der Landesgrenzen im Blick. "Wir von der LMP, wie übrigens fast alle Ungarn finden, dass die ethnischen Ungarn jenseits der Landesgrenzen sehr wohl dieselben Minderheitenrechte haben sollten, wie sie für Basken, Katalanen, Sorben in Deutschland oder Schweden in Finnland selbstverständlich sind", erklärte der Grünenpolitiker. Dies habe aber nichts mit einer revisionistischen Illusion zu tun, die von der extremen Rechten genährt werde.