"Und plötzlich ist man hauptberuflich Schriftsteller"
Die Zeit der Theaterstücke, in denen es nur um poppige Selbstbespiegelung geht, scheint vorbei zu sein. Das liegt auch an jungen Autoren wie Christoph Nußbaumeder. Der 28-Jährige greift lieber sozialkritische Themen auf - und hat damit Erfolg. Sein Stück "Liebe ist nur eine Möglichkeit" läuft derzeit an der Berliner Schaubühne.
Probe in der Berliner Schaubühne, kurz vor der Premiere von "Liebe ist nur eine Möglichkeit". Auf der Bühne steht der schüchterne Analphabet Bernhard mit seiner frisch angetrauten Frau Graziella, einer Philipinin, die er über eine Heiratsagentur kennen gelernt hat.
"Ich werde jetzt nicht akribisch auf jeder Probe stehen und dem Regisseur und dem Schauspieler da auf dem Mund gucken und denen da was verbieten."
Der Dramatiker Christoph Nußbaumeder kommt ins Foyer und scheint damit zufrieden zu sein, wie der Regisseur Thomas Ostermeier sein Stück auf die Bühne bringen will.
"Nun ist es so, dass der Thomas Ostermeier, die Stücke relative nah am Text inszeniert, insofern ist da per se schon Vertrauen da, was die Textbehandlung angeht. Er ist ja kein Assoziationsregisseur, der dann plötzlich Fremdtexte nimmt oder wild rum streicht, sondern der ist sehr textgenau und darüber hinaus sehr akribisch, was eben jetzt für ne Uraufführung mir sehr entgegenkommt, dass eben auch der Text gezeigt wird, ja, nicht nur die Regie, sondern der Text steht über allem."
Doch so eine Probe kann schon mal zur Tortour werden, weil der Autor beim Schreiben natürlich immer eine andere Vorstellung im Kopf hat.
"Dann ertappe ich mich dabei, dass ich wahnsinnig minitiös, peinlich genau bin, fast so ein Korinthenkacker, wenn, was nicht genau betont ist, wo ich mich dann ärgere, das dass dann nicht so umgesetzt wird. Ich sag zwar auch nix, aber ich find das dann immer schwierig."
Vor zwei Jahren gewann der 28-Jährige den Stückewettbewerb der Schaubühne mit seinem Erstlingswerk "Mit dem Gurkenflieger in die Südsee". 2005 wurde das Stück über polnische Erntehelfer auf einer Gurkenplantage bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt. Auch in seinem Volksdrama "Liebe ist nur eine Möglichkeit" greift er aktuelle sozialkritische Themen auf wie Ausgrenzung und den alltäglichen latenten Rassismus. Problemkonstellationen, in denen sich alles nur um die eigenen Befindlichkeiten, das eigene Ich, drehen, interessieren ihn nicht.
"Bei dem Stück ‚Liebe ist nur eine Möglichkeit’ war es ganz einfach gesagt, dieses Täter- und Opferverhältnis das zu beleuchten. Das man zwei Außenseiter hat, die sich brauchen, die sich auch lieben, aber auf Grund dieser Abhängigkeit dann auch verletzen."
Der große, schlanke Autor mit seinen graugrünen Augen fixiert den Fußboden des Foyers und überlegt. Er sucht nach Worten, den richtigen Worten. Konzentriert ordnet er seine komplexen Gedanken. Das sei wie in seinen Theaterstücken, erklärt er, da gäbe es auch parallel immer mehrere Handlungsstränge, die er zusammenführen müsse.
"Im besten Falle ist es natürlich, was die Qualität eines dramatischen Textes ausmacht, ist, dass jeder private Konflikt, jeder noch so klein scheinende zwischenmenschliche Konflikt, dass der einfach exemplarisch ist - für das Große und Ganze. Wenn man so was schafft, dass man aus einem Küchenstreit, dass der exemplarisch oder symbolisch stehen kann für das Große, dann ist es ja toll."
Geographisch verortet ist das Stück in der Provinz in Niederbayern, da wo Christoph Nußbaumeder, geboren 1978, auch aufgewachsen ist. Schon als Jugendlicher schreibt er Lyrik und Kurzprosa. Nach seinem Zivildienst verlässt er den elterlichen Bauernhof in Schornberg und geht für ein halbes Jahr nach Südafrika, nicht weil ihm die ländliche Idylle zu eng wird, sondern weil er zunächst nicht weiß, was er machen will.
"Der ganze Aufenthalt war sehr wichtig. Ich glaube, ich bin da schon innerhalb kurzer Zeit sehr gereift, Selbstverantwortung und auch eben dieser Sprung in eine andere Welt. Ich war plötzlich im Betrieb, also in der Produktion drin, in der Abfertigung bei BMW in Südafrika. Ich war der Ausländer, ich war der Weiße und ich war gut gestellt und ja man muss da ganz andere, man muss Sicherheitsvorkehrungen treffen, weil sonst ist es wahnsinnig gefährlich, sich da frei zu bewegen."
1999 zieht er nach Berlin und studiert Jura, Geschichte und Germanistik und beginnt Theaterstücke zu schreiben. Darüber, dass er das Studium nicht beendet hat, will er eigentlich nicht reden. Dann schon eher darüber, dass er seit zwei Jahren der jüngste Dramatiker beim Suhrkamp-Verlag ist und diesen Erfolg - nicht forciert hat.
"Es ist ja nicht, was man sich vornimmt und dann ne Lehre macht und dann den Beruf ergreift. Das ist es ja nicht. Man macht es ja einfach aus Gründen, die mir verschlossen sind und die will ich auch gar nicht wissen. Man macht es und dann gibt’s ein Produkt und bei mir ging es dann glücklicherweise auch sehr zügig mit Verlag und Theater, die das aufführen wollen und plötzlich ist man hauptberuflich Schriftsteller."
"Ich werde jetzt nicht akribisch auf jeder Probe stehen und dem Regisseur und dem Schauspieler da auf dem Mund gucken und denen da was verbieten."
Der Dramatiker Christoph Nußbaumeder kommt ins Foyer und scheint damit zufrieden zu sein, wie der Regisseur Thomas Ostermeier sein Stück auf die Bühne bringen will.
"Nun ist es so, dass der Thomas Ostermeier, die Stücke relative nah am Text inszeniert, insofern ist da per se schon Vertrauen da, was die Textbehandlung angeht. Er ist ja kein Assoziationsregisseur, der dann plötzlich Fremdtexte nimmt oder wild rum streicht, sondern der ist sehr textgenau und darüber hinaus sehr akribisch, was eben jetzt für ne Uraufführung mir sehr entgegenkommt, dass eben auch der Text gezeigt wird, ja, nicht nur die Regie, sondern der Text steht über allem."
Doch so eine Probe kann schon mal zur Tortour werden, weil der Autor beim Schreiben natürlich immer eine andere Vorstellung im Kopf hat.
"Dann ertappe ich mich dabei, dass ich wahnsinnig minitiös, peinlich genau bin, fast so ein Korinthenkacker, wenn, was nicht genau betont ist, wo ich mich dann ärgere, das dass dann nicht so umgesetzt wird. Ich sag zwar auch nix, aber ich find das dann immer schwierig."
Vor zwei Jahren gewann der 28-Jährige den Stückewettbewerb der Schaubühne mit seinem Erstlingswerk "Mit dem Gurkenflieger in die Südsee". 2005 wurde das Stück über polnische Erntehelfer auf einer Gurkenplantage bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt. Auch in seinem Volksdrama "Liebe ist nur eine Möglichkeit" greift er aktuelle sozialkritische Themen auf wie Ausgrenzung und den alltäglichen latenten Rassismus. Problemkonstellationen, in denen sich alles nur um die eigenen Befindlichkeiten, das eigene Ich, drehen, interessieren ihn nicht.
"Bei dem Stück ‚Liebe ist nur eine Möglichkeit’ war es ganz einfach gesagt, dieses Täter- und Opferverhältnis das zu beleuchten. Das man zwei Außenseiter hat, die sich brauchen, die sich auch lieben, aber auf Grund dieser Abhängigkeit dann auch verletzen."
Der große, schlanke Autor mit seinen graugrünen Augen fixiert den Fußboden des Foyers und überlegt. Er sucht nach Worten, den richtigen Worten. Konzentriert ordnet er seine komplexen Gedanken. Das sei wie in seinen Theaterstücken, erklärt er, da gäbe es auch parallel immer mehrere Handlungsstränge, die er zusammenführen müsse.
"Im besten Falle ist es natürlich, was die Qualität eines dramatischen Textes ausmacht, ist, dass jeder private Konflikt, jeder noch so klein scheinende zwischenmenschliche Konflikt, dass der einfach exemplarisch ist - für das Große und Ganze. Wenn man so was schafft, dass man aus einem Küchenstreit, dass der exemplarisch oder symbolisch stehen kann für das Große, dann ist es ja toll."
Geographisch verortet ist das Stück in der Provinz in Niederbayern, da wo Christoph Nußbaumeder, geboren 1978, auch aufgewachsen ist. Schon als Jugendlicher schreibt er Lyrik und Kurzprosa. Nach seinem Zivildienst verlässt er den elterlichen Bauernhof in Schornberg und geht für ein halbes Jahr nach Südafrika, nicht weil ihm die ländliche Idylle zu eng wird, sondern weil er zunächst nicht weiß, was er machen will.
"Der ganze Aufenthalt war sehr wichtig. Ich glaube, ich bin da schon innerhalb kurzer Zeit sehr gereift, Selbstverantwortung und auch eben dieser Sprung in eine andere Welt. Ich war plötzlich im Betrieb, also in der Produktion drin, in der Abfertigung bei BMW in Südafrika. Ich war der Ausländer, ich war der Weiße und ich war gut gestellt und ja man muss da ganz andere, man muss Sicherheitsvorkehrungen treffen, weil sonst ist es wahnsinnig gefährlich, sich da frei zu bewegen."
1999 zieht er nach Berlin und studiert Jura, Geschichte und Germanistik und beginnt Theaterstücke zu schreiben. Darüber, dass er das Studium nicht beendet hat, will er eigentlich nicht reden. Dann schon eher darüber, dass er seit zwei Jahren der jüngste Dramatiker beim Suhrkamp-Verlag ist und diesen Erfolg - nicht forciert hat.
"Es ist ja nicht, was man sich vornimmt und dann ne Lehre macht und dann den Beruf ergreift. Das ist es ja nicht. Man macht es ja einfach aus Gründen, die mir verschlossen sind und die will ich auch gar nicht wissen. Man macht es und dann gibt’s ein Produkt und bei mir ging es dann glücklicherweise auch sehr zügig mit Verlag und Theater, die das aufführen wollen und plötzlich ist man hauptberuflich Schriftsteller."