„Und der dann ganz seriös“

Moderation: Jürgen König |
Heute-journal-Redaktionsleiter Claus Kleber hat den Auftritt von Harald Schmidt in seiner Sendung gelobt. „Er hat die Freiheit, die wir ihm gegeben haben, genutzt, um eine Verbeugung vor dem Journal zu machen“, sagte Kleber.
Jürgen König: Eine Anmoderation des Films „Die Hochstapler“ – zu sehen und zu hören gewesen im gestrigen heute-journal. Moderator war Harald Schmidt. Co-Moderator muss man sagen, denn der Hauptmoderator war Claus Kleber, und den haben wir jetzt aus einer Sitzung herausgeholt. Guten Tag, Herr Kleber!

Claus Kleber: Guten Morgen!

König: Wie haben Sie sich gefühlt gestern?

Kleber: Freudig erregt.

König: Freudig erregt!

Kleber: Wir haben uns große Mühe gegeben, diese Sache zu machen, auf die wir uns gefreut haben und an der wir viel Spaß auch hatten, ohne das heute-journal zu beschädigen. Und das kann man natürlich vorher nicht wissen, wie der Nachrichtentag läuft. Gestern hatten wir, wie ich finde, eine ganz besonders gewichtige Sendung mit unserem Interview mit dem Innenminister Schäuble, mit einem Stück über den Amoklauf in Blacksburg und was sich da an neuen Erkenntnissen ergab, einem wichtigen wirtschaftspolitischen Stück, und als Vorlauf zum Interview mit dem Innenminister ein sehr gründliches Stück über die Kernfragen unserer Haltung zur Sicherheit und Freiheit. Und dann Harald Schmidt oben drauf. Und der dann ganz seriös. Er hat die Freiheit, die wir ihm gegeben haben, es gab keinerlei Absprachen, keinerlei Regeln für ihn, genutzt, um im Grunde eine Verbeugung vor dem Journal und unserem Genre zu machen, und dafür waren wir ihm dankbar.

König: Ganz seriös, fand ich auch, wenngleich ich schon manchmal den Eindruck hatte – sei es, dass er Sie imitieren wollte, indem er sich immer so mit dem Arm aufgestützt hat …

Kleber: Ja, er saß so wunderbar schief. Er machte das absichtlich, was ich nicht vermeiden kann.

König: Haben Sie sich gemeint gefühlt dabei?

Kleber: Ein bisschen schon. Ich saß ja praktisch als ganz nahes Publikum daneben und wusste überhaupt nicht, wie er das jetzt machen wird, und war sehr amüsiert über die streckenweise, wie ich fand, sehr gelungene Karikatur von mir, die er abgeliefert hat. Es hat schlicht und einfach Freude gemacht. Harald Schmidt war auch den ganzen Tag bei uns mit in der Redaktion, er war in den Sitzungen, er war Mitglied des Teams und hat hier also – ohnehin besteht das heute-journal aus Harald-Schmidt-Fans –, aber er hat jetzt auch viele persönliche Freunde hier gewonnen, einfach durch diese außerordentlich sympathische und kollegiale und selbstverständliche Art, die er da an den Tag gelegt hat.

König: Was machen Sie denn nun mit dem Bewerber Schmidt? Das war ja eine Bewerbung. Wird es weitere Auftritte geben?

Kleber: Ich habe einen Termin mit meinem Chefredakteur nachher, und ich hoffe, dass ich meinen Job behalte und nicht an ihn verliere.

König: Ich drücke die Daumen. Was ist eigentlich mit der ARD, grummeln die nicht?

Kleber: Ach, das glaube ich nicht, nein, nein.

König: Es ist noch nicht laut hörbar?

Kleber: Nein, noch nicht mal leise hörbar. Also ich habe von niemand – und ich habe ja durchaus noch gute Freunde in der ARD – ich habe nicht von einem gehört, dass irgendjemand dort sauer ist. So ist Harald Schmidt, und er ist ein Star der ARD, und er ist auch deswegen ein Star, weil er solche Dinge eben nicht nur macht, sondern sehr gut macht.

König: Er hatte ja schon – so las man – einen Auftritt oder einen Drehtag für die ZDF-Serie „Unser Charlie“ jetzt am Dienstag, sodass ich mir schon dachte, vielleicht wird das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Kleber: Es ist eine Freundschaft, hoffe ich, aber kein Systemwechsel. Und Charlie hat er gemacht, wie er uns erzählt hat, weil das das Erste ist, was er im Fernsehen tut, was ihm den Respekt seiner Kinder wirklich eingebracht hat, denn die sind alle Charlie-Fans.

König: Vielen Dank. Claus Kleber war das über den Auftritt von Harald Schmidt gestern Abend im heute-journal.