Ein erst geheimes und jetzt für alle offenes Archiv
Bianca Bailey im Gespräch mit Vladimir Balzer · 02.05.2017
Als erste europäische Bibliothek macht die Wiener Library in London das UN-Archivmaterial zu Kriegsverbrechen für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Geschichte dieses Archivs ist eng mit der Nachkriegszeit und den Spannungen des Kalten Krieges verbunden.
Die Wiener Library in London hat eine digitale Kopie des bisher nur in New York zugänglichen UN-Archivmaterials zu Kriegsverbrechen im Umfang von 900 Gigabyte erhalten. Es dokumentiert die Arbeit der United Nations War Crimes Commission (UNWCC).
Das UN-Archivmaterial sei nicht nur für Forscher, sondern für jedermann zugänglich, erläutert Bianca Bailey von der Wiener Library im Deutschlandfunk Kultur. Allerdings müssten Nutzer eine Verpflichtung zur Unterlassung jeglicher Veröffentlichung unterzeichnen.
Das UN-Archivmaterial sei nicht nur für Forscher, sondern für jedermann zugänglich, erläutert Bianca Bailey von der Wiener Library im Deutschlandfunk Kultur. Allerdings müssten Nutzer eine Verpflichtung zur Unterlassung jeglicher Veröffentlichung unterzeichnen.
Eine wechselvolle Geschichte
Die amerikanische UN-Kommission zu Kriegsverbrechen habe am Anfang eher im Geheimen gewirkt, so berichtet Bailey. Deren Arbeit sei eng mit der Nachkriegsgeschichte und den folgenden Spannungen des Kalten Krieges verbunden gewesen. Das habe zu einer wechselvollen Geschichte geführt:
"Nach dem Krieg war die Priorität des Westens der Wiederaufbau Deutschlands wegen der Drohung vom Kommunismus. Und die Kommission hat zu diesem Zeitpunkt vorgehabt, das Archiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber dann, durch die Dringlichkeit des Kalten Krieges, wurde das Archiv 1949 geschlossen. Warum dann später der Zugang so schwer gemacht wurde, das wissen wir nicht wirklich."
In den 80er-Jahren seien der Öffentlichkeit dann allmählich Akten – auch wegen der Waldheim-Affäre - zugänglich gemacht worden, sagt Bailey:
"Es wurden auch Berichte der Kommission veröffentlicht, das heißt, es war nicht geheim. Aber der Zugang war beschränkt. Das war das einzige Problem."
In den 80er-Jahren seien der Öffentlichkeit dann allmählich Akten – auch wegen der Waldheim-Affäre - zugänglich gemacht worden, sagt Bailey:
"Es wurden auch Berichte der Kommission veröffentlicht, das heißt, es war nicht geheim. Aber der Zugang war beschränkt. Das war das einzige Problem."