Umweltschutz- und Kunstprojekt "GoBugsGo"

Eine menschenfreie Zone für Insekten

Edgar Honetschläger im Gespräch mit Britta Bürger · 29.12.2019
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Vor einem Jahr hat der Künstler Edgar Honetschläger den Verein "GoBugsGo" gegründet. Das Ziel: Land kaufen und der Natur zurückgeben. Das sei eine radikale und utopische Forderung, sagt Honetschläger. "Der Mensch ist dort nicht mehr gefragt."
Fast zwanzig Jahre hatte der Künstler und Filmemacher Edgar Honetschläger in Tokio gelebt, nach der Atomkatastrophe von Fukushima verließ er Japan und zog nach Italien, auf das Land. Irgendwann bemerkte er, dass es still war im Sommer: keine Zikaden, keine anderen Insekten.
Zusammen mit einem Ökonomen, einer Kunsthistorikerin, sowie Biologen und Ökologen gründete Honetschläger mit Hilfe von Rechtsanwälten daraufhin den Verein "GoBugsGo". Die Idee ist, Geld zu sammeln und damit Land zu kaufen, welches dann der Natur überlassen wird, damit sich Insekten, aber auch Vögel und andere Tiere wieder ansiedeln können.

Das Land dem Menschen entziehen

Er wollte etwas tun, sagt Edgar Honetschläger: "Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist." Es sei eine radikale und utopische Forderung, so der 52-Jährige, das Land für alle Zeiten der menschlichen Produktivität zu entziehen. "Der Mensch ist dort nicht mehr gefragt."
Tausend Mitglieder hat "GoBugsGo" inzwischen. "Wir nennen die Buggies", sagt Honetschläger. Zwei Grundstücke wurden gekauft. "Wir haben noch Geld für mehr." Allerdings: "Es ist sehr schwer, Land zu kaufen, weil: Sobald wir, egal wo, anrücken, gibt es sofort Widerstände, weil die Leute sagen, wir wollen nicht, dass neben uns etwas verwildert und etwas vor sich hin tut, ohne dass wir in irgendeiner Form es in der Hand haben."

Die Leute sollen aktiv werden

Damit das Anliegen des Vereins weitere Kreise zieht, beteiligt sich der Künstler an Ausstellungen, zur Zeit zum Beispiel an "Trees of Life" beim Frankfurter Kunstverein. "Wir haben ganz bewusst versucht, ein Format zu erfinden, das nicht nur dazu angetan ist, die Leute in irgendeiner Form ästhetisch zu beglücken, sondern sie aktiv zur Beteiligung anzustiften", so Honetschläger.
Jeder Besucher kann sich ein "Art and Natur Package" aussuchen: mit einer handgefertigten Konserve, einer Honetschläger-Zeichnung und einem Leporello, das das Projekt erklärt. So sollen neue Leute ins Museum gelockt werden: "Leute, die noch nie vorher in ihrem Leben in ein Museum gegangen sind." Im nächsten Jahr sind Ausstellungen in Los Angeles und Neapel geplant. Um "mehr und mehr Buggies" zu gewinnen, hofft Edgar Honetschläger.
(beb)
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