Umstrittene Waffenfirma

Hinter den Kulissen von Heckler und Koch

Zwei Sturmgewehre G36 von Heckler und Koch liegen am 07.05.2015 in Oberndorf in der Firmenzentrale auf einem Tisch vor einem Logo des Waffenproduzenten.
Der Streit um das Sturmgewehr G36 stellt aus Sicht des Herstellers Heckler und Koch keine Gefahr für das Unternehmen dar. © picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Von Michael Brandt · 07.05.2015
Die Mitarbeiter von Heckler und Koch verstehen die Debatte über das von ihnen produzierte Sturmgewehr G36 nicht, sie sehen sich als Musterfirma. Auch der sonst so verschlossene Geschäftsführer Andreas Heeschen meldet sich zu Wort. Ein Fabrikbesuch.
Martin Lemperle ist ein typischer HK'ler - so nennen sich die knapp 700 Mitarbeiter von Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar
"Hier gelernt, hier geblieben und von hier in die Rente gegangen."
Angefangen hat er Werkzeugbauer, mittlerweile ist er Produktionschef. Nein, ein Waffennarr sei er nicht, weder sei er im Schützenverein noch habe er privat eine Waffe, sein Ziel sei es, so der Schwabe, der inzwischen kurz vor der Rente steht, möglichst gute - wie man in Oberndorf sagt - Geräte zu bauen:
"Da kann ich gleich sagen: Wir wollen nicht die Besten sein, wir sind die Besten."
Verständnislosigkeit über die Vorwürfe
Stolz wie ein Kind führt durch einen Musterbetrieb. Die Fertigungstiefe ist hoch, das heißt praktisch alles, was am Ende an einer Waffe dran ist, wird auch hier in Oberndorf hergestellt, bis vor ein paar Jahren sogar die Stahlfedern, die man inzwischen aber bei einem Zulieferer einkauft:
"Waffe ist fertig geladen und gesichert, gehen sie in den Anschlag, entsichern, und Feuer frei."
Im hauseigenen Schießstand trifft das Gewehr, wenn auch nicht auf eine Distanz von 300 Metern, wenn auch nicht im heiß geschossenen Zustand.
Im ganzen Werk ist freilich eine gewisse Verständnislosigkeit über die Vorwürfe zu verspüren, wir haben genau das geliefert was bestellt wurde, heißt es und ein Sturmgewehr ist eben ein Sturmgewehr und kein Scharfschützengewehr, das man bei Heckler und Koch natürlich auch bekommt.
Scharf formulierte Pressemitteilungen in Richtung Berlin
Derzeit macht der Umsatz mit dem G36 etwa 2,5 Prozent aus, nur Wartung und Ersatzteilbeschaffung, insofern sei das Thema für die Firma und ihre Mitarbeiter nicht existenzbedrohend, sagt Geschäftsführer und Eigentümer Andreas Heeschen.
"Wir haben hier 700 Mitarbeiter, aber wir haben auch viele Kunden, neben Deutschland sind 61 Ländern mit Produkten im Einsatz. Wir haben jetzt also da nicht die große Sorge, dass dieses Thema für uns existenzbedrohend ist."
Heeschen war bis vor einigen Wochen der Mann im Hintergrund schlechthin. Ursprünglich Investmentbanker, hat er das Unternehmen 2002 übernommen, es gab ein einziges Foto, keine Interviews, bis heute. Als sich die Auseinandersetzung um das G36 vor einigen Wochen zuspitzte, feuerte Heckler und Koch eine ganze Reihe scharf formulierter Pressemitteilungen in Richtung Berlin. Man sei verwundert, man könne die Vorwürfe weder verstehen noch könne man die Ergebnisse der Untersuchung im eigenen Versuchsaufbau nachvollziehen, man wolle endlich Einblick in das Gutachten, man sei das Opfer einer Kampagne.
Inzwischen gab es aber ein Gespräch zwischen Geschäftsführung und Verteidigungsministerium, seitdem hält man den Ball flach in Oberndorf und betont den Willen zum Dialog.
In einem Punkt dann doch ein kritisches Wort von Heeschen: Die Debatte schade der Reputation.
"Wichtig ist, dass dieser in der Presse dargestellte Reputationsschaden für das Unternehmen korrigiert wird. Das ist ja wie bei einem Auto. Wir können ja nicht einen Golf in die Wüste schicken, und sagen, das Auto ist schlecht. Da muss man fragen: Was braucht man denn in der Düne?"
Und schließlich auch noch eine sehr klare Aussage zu den jüngsten Vorwürfen, dass Heckler und Koch versucht habe, den militärischen Abschirmdienst dazu zu bringen, kritische Journalisten auszuforschen. Heckler und Koch habe zu keinem Zeitpunkt die Ausforschung von Journalisten gefordert oder forciert, heißt es . Und weiter Zitat: Wir haben keine gemeinsame Operation mit dem Bundesministerium der Verteidigung initiiert, mit der eine Berichterstattung über das Sturmgewehr G36 unterbunden werden sollte. Punkt.
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