Das Horrorwittchen von Lohr
So hatte sich die Schneewittchenstadt Lohr ihr Wahrzeichen nicht vorgestellt. Sie wollte eine Märchenfigur-Statue − und erhielt ein "Horrorwittchen" mit Stummelarmen und Sturmfrisur. Außerdem eine ziemlich hohe Rechnung. Was denkt sich der Künstler bei seiner Skulptur?
In Lohr am Main wird heute, am 26. Oktober, eine umstrittene Skulptur eingeweiht. Schon jetzt firmiert sie in der Bevölkerung unter "Horrorwittchen". Dabei wollte die beschauliche Stadt im Spessart, die sich selbst als Schneewittchen-Stadt vermarktet, die Märchenfigur nur endlich im Stadtbild sichtbar machen. Dafür hat sie einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben, den der lokale Künstler Peter Wittstadt für sich gewonnen hat.
Statt 20.000 wurden es 110.000 Euro
Er lieferte auch wie bestellt - aber nicht unbedingt wie erwartet. Seine drei Meter hohe Skulptur streckt die Stummelärmchen weit aus, die Haare stehen vom Kopf ab, das Gesicht ist kaum zu erkennen. Kunst, keine Frage. Nur eben keine kitschige Märchenprinzessin.
Außerdem hat die Stadt versäumt, dem Künstler eine finanzielle Obergrenze zu nennen; sehr zur Überraschung des Schatzmeisters, als er die Rechnung für den Bronzeguss bekam. Statt erwarteter 20.000 wurden es 110.000 Euro.
Außerdem hat die Stadt versäumt, dem Künstler eine finanzielle Obergrenze zu nennen; sehr zur Überraschung des Schatzmeisters, als er die Rechnung für den Bronzeguss bekam. Statt erwarteter 20.000 wurden es 110.000 Euro.
"Horrorwittchen" auf Tassen und T-Shirts
Die allerdings dürfte die Stadt gut verkraften - immerhin hat Peter Wittstadts Skulptur der Stadt auch einiges an Aufmerksamkeit beschert. Und: Das "Horrorwittchen" setzte unerwartet Kreativität frei. Ein neues, von Schülern eines Lohrer Gymnasiums gesprühtes Graffito zeigt das Horrorwittchen, wie es mit dem Messer in der Hand sieben Zwerge jagt. Das Bild ist so beliebt, dass es mittlerweile auf T-Shirts, Taschen und Tassen gedruckt wird.