Umfrage der Bertelsmann Stiftung

Mehrheit der Europäer für faire Verteilung der Flüchtlinge

Flüchtlinge auf dem Weg von Mazedonien in ein Camp nahe der serbischen Stadt Presevo.
Wie verändert sich Europa durch die Flüchtlinge? Die Europäer hängen jedenfalls an der Reisefreiheit im Schengen-Raum. © EPA, dpa picture-alliance
Isabel Hoffmann im Gespräch mit André Hatting  · 16.02.2016
Eine gleichberechtigte Verteilung der Asylsuchenden wünscht sich eine Mehrheit der Europäer, wie eine neue Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergeben hat. Projektleiterin Isabel Hoffmann zeigt sich überrascht, wie deutlich das Ergebnis ausfiel.
"Mich hat vor allem die Deutlichkeit dieses Ergebnisses verblüfft", sagte die Projektleiterin der Bertelsmann Stiftung, Isabel Hoffmann, im Deutschlandradio Kultur. "Die Zahlen, die wir bekommen, sind sehr, sehr hoch und das sieht man in Umfragen selten." Die Studie sei repräsentativ und man habe in allen 28 Mitgliedsstaaten Bürger befragt. Vor allem Reisefreiheit und Grenzschutz seien in diesem Zusammenhang ein großes Thema gewesen. Bei einigen Fragen hätten sich Unterschiede zwischen Antworten aus alten und neuen EU-Mitgliedsstaaten gezeigt.

Mehrheit für die Reisefreiheit

"Es gibt in allen Ländern eine deutliche Mehrheit für die Reisefreiheit", sagte Hoffmann. Die Europäer hingen an dieser gemeinsamen Errungenschaft. Schließlich gehe es gerade um die Frage, ob sich der Schengen-Raum erhalten lasse. "Ich denke, da ist die Message der Bürger ganz klar: Wir wollen den erhalten." Die Liebe zur Reisefreiheit sei deutlich größer als eine mögliche Ablehnung von Verteilungsschlüsseln oder negative Konsequenzen bei der Ablehnung von Verteilungsschlüsseln.

Die Ergebnisse der Studie

Bei der neuen Umfrage aus der Reihe "eupinions" der Bertelsmann Stiftung, die regelmäßig Positionen europäischer Bürger zu aktuellen Anlässen analysiert, hatten sich nach Angaben der Stiftung folgende Ergebnisse ergeben:
Eine deutliche Mehrheit der EU-Bürger erwartet eine gesamteuropäische Antwort auf die Flüchtlingssituation und eine faire Verteilung der Neuankömmlinge auf alle europäischen Staaten. Danach sprachen sich 79 Prozent der Befragten für eine gemeinsame europäische Asyl- und Migrationspolitik und eine gleichberechtigte Verteilung in allen Mitgliedsstaaten aus.
Die EU-Institutionen sollten dabei vor allem verantwortlich sein, sagten etwas mehr als die Hälfte der Europäer. 27 Prozent wünschten sich, dass die EU und die Mitgliedstaaten sich ihre Verantwortung teilten. Nur 22 Prozent möchten die Migrationspolitik allein ihrem Heimatland überlassen.
Eine Mehrheit von knapp 70 Prozent unterstützt darüber hinaus die Forderung, denjenigen Staaten, die es ablehnen, ihren Teil der Verantwortung zu tragen, die EU-Gelder zu kürzen.