Festival über das ukrainische Kino

Filme, die aufklären sollen

16:47 Minuten
Eine junge Frau sitzt in einem zerstörtem Wohnzimmer und schaut durch eine zerstörte Hauswand nach draußen.
In dem Film „Klondike“ der Regisseurin Maryna Er Gorbac geht es um ein Dorf, in dessen Nähe 2014 das Passagierflugzeug MH17 abgeschossen wurde. © ArtHood Entertainment
Victoria Leshchenko im Gespräch mit Ramona Westhof · 10.06.2022
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Mit seinem Krieg will Russland auch die kulturelle Identität der Ukraine auslöschen. Das Kinofestival „Perspectives of Ukrainian Cinema“ will dem entgegenwirken und für mehr Verständnis für Land und Menschen werben.
Eine der Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist, dass das Land politisch und kulturell von vielen entdeckt wird – vielleicht auch von den Ukrainern selbst. Diese Vergewisserung der kulturellen und nationalen Identität ist auch deshalb ein wichtiges Thema, weil Russland der Ukraine eine eigene Identität und Geschichte abspricht.
Mit den unterschiedlichen Facetten dieser eigenen ukrainischen Identität beschäftigt sich in den kommenden Wochen das Kinofestival "Perspectives of Ukranian Cinema". Vom 12. bis 30. Juni zeigt die Deutsche Kinemathek in Kooperationen mit Kinos in Berlin, Leipzig und Hamburg neun Lang- und Kurzfilme.

Bedürfnis nach ukrainischer Kultur

Das Bedürfnis nach alten ukrainischen Filmen, in denen Ukrainisch gesprochen wird, sei gestiegen, sagt Kuratorin Victoria Leshchenko. Überhaupt sei alles, was mit der ukrainischen Kultur zu tun habe, jetzt extrem wichtig. Den Menschen würde es dabei helfen, zu verstehen, wer sie seien.

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„Nach Ausbruch des Krieges stellten sich die Fragen nach Identität und vor allem ukrainischer Identität ganz anders. Vor allem auch die Frage nach dem Gebrauch der ukrainischen Sprache. Alle trafen dabei fast gleichzeitig dieselbe Wahl. Selbst die ältere Generation, die ihr Leben lang nur Russisch gesprochen hatte, wechselte plötzlich ins Ukrainische. Das trifft ebenfalls auf die Jungen zu.“

Mangelndes Wissen über die Ukraine

Nach ihrer Flucht aus Kiew ist es für Victoria Leshchenko ein natürlicher Schritt gewesen, jetzt in Berlin ein ukrainisches Filmfestival zu kuratieren. Sie will den Menschen in Deutschland damit etwas vermitteln und für mehr Verständnis für ihr Land und die Menschen dort sorgen:
„Viele in Deutschland kennen nicht einmal genau den Unterschied zwischen Russland und der Ukraine, zwischen russischer und ukrainischer Kultur und worin die Essenz dieses Konfliktes liegt, der ja nicht neu ist, sondern seit sehr langer Zeit besteht. Vielen ist das einfach nicht bewusst.“

Historischer Film mit großer Bedeutung

Einer der gezeigten Filme ist der Stummfilm „Arsenal“ von Regisseur Oleksandr Dovzhenko aus dem Jahr 1929, als die Ukraine ein Teil der Sowjetunion war. Der Film zeigt den proletarischen Aufstand in der Arsenal-Fabrik und gilt als einer der wichtigsten Filme für das ukrainische Kino.
Oleksandr Dovzhenko sei eine sehr wichtige Persönlichkeit, sagt Victoria Leshchenko. Die ukrainische Identität zu hinterfragen, sei für ihn stets elementar gewesen.
Ein schreiender Mann schaut zum Himmel.
Szene aus dem sowjetischen Film "Arsenal" aus dem Jahr 1929 von Oleksandr Dovzhenko.© Oleksandr Dovzhenko National Centre
„Diese Epoche war auch einer der wichtigsten in der ukrainischen Filmgeschichte. 1922 wurde die Sowjetunion gegründet, aber es handelte sich zunächst um eine sehr progressive Entwicklung. Die einzelnen Sowjetrepubliken wurden noch nicht von Moskau aus dirigiert.“

Das Festival "Perspectives of Ukranian Cinema" findet bis zum 30. Juni statt. Weitere Infos auf der Homepage der Deutschen Kinemathek.

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