Gefährdete ukrainische Kulturstätten

Gedenkorte im Fadenkreuz

07:24 Minuten
Die Sophienkathedrale in Kiew. Ein Kirchenbau mit vergoldetem Zwiebelturm.
Bald Ziel eines Angriffs? Die Sophienkathedrale in Kiew gehört zum UNESCO-Welterbe und ist Symbol der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung. © picture alliance / ZB / Irina Afonskaya
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Julius Stucke · 02.03.2022
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In der Ukraine gibt es einige Stätten, die von der UNESCO zum Welterbe gezählt werden. Darunter auch Babyn Jar, wo an ein Massaker der Nazis erinnert wird. Nun geriet der Ort unter Beschuss. Doch auch andere Stätten sind bedroht.
Im Krieg in der Ukraine sind auch wichtige Kulturstätten in Gefahr. Darunter ist auch die Gedenkstätte Babyn Jar nahe dem Kiewer Fernsehturm, der am Dienstag beschossen wurde. Bei dem Angriff soll auch ein Gebäude des Erinnerungsorts, beschädigt worden sein, wie der Architekturkritiker Nikolaus Bernau berichtet.

Beten für den Frieden

In Babyn Jar verübten die Nazis im September 1941 ein Massaker an jüdischen Kindern, Frauen und Männern. Zehntausende Menschen wurden dabei ermordet. Historiker geben die Zahl der Opfer mit 33.000 an.

Sorge um die Sophienkathedrale

Auch um einen weiteren wichtigen Ort, der seit 1990 auf der UNESCO-Welterbeliste steht, gibt es Sorge: die Sophienkathedrale in Kiew. Diese könnte ein Ziel russischer Angriffe werden, heißt es in einem Hilferuf des griechisch-katholischen Großerzbischofs.
Bernau vermutet, dass dies zutreffen könnte, denn die Kirche sei ein zentrales Symbol der ukrainischen Unabhängigkeitsbestrebungen geworden. Zuletzt hätten dort vor zwei Wochen Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften gemeinsam gegen eine russische Aggression gebetet.

Erklärungsversuche für abgelehnte Vorschläge

Es stünden nicht so viele Stätten in der Ukraine auf der UNESCO-Liste, sagt Bernau. Auffällig sei indes, dass seit der Einnahme der Krim durch Russland keine neuen mehr hinzukommen sind. Die Anträge Kiews seien alle abgelehnt worden. Der Architekturkritiker vermutet, dass Moskau dies verhindert habe, weil die entsprechende Kommission stark von russischen Vertretern dominiert werde.
„Es ist sehr auffällig, dass keine einzige Welterbestätte in der Ukraine eindeutig mit der ukrainischen Nationalbewegung verbunden werden kann.“ Auch wurden Vorschläge abgelehnt, die die Westbindung oder die Modernität der Ukraine betrafen. Und das, obwohl es dazu Anträge gegeben habe. „Das ist dann doch schon ein eindeutiges Schema“, so Bernau.
(rzr)

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