Ukraine-Konflikt

Separatisten schießen Kampfjets ab

Russische Separatisten im Norden von Donezk
Russische Separatisten im Norden von Donezk © AFP/BULENT KILIC
Von Sabine Adler · 23.07.2014
Während die Opfer des Flugzeugabsturzes aus Charkow in die Niederlande ausgeflogen wurden, meldeten die ukrainischen Regierungstruppen, dass heute zwei weitere Kampfflugzeuge abgeschossen wurden.
Die Piloten konnten sich nach Armeeangaben über den Schleudersitz retten. Sie hatten die Verbände am Boden östlich von Donezk nahe der russischen Grenze unterstützt.
Längst nicht alle Opfer der Katastrophe vom vorigen Donnerstag konnten heute nach Eindhoven in die Niederlande gebracht werden. Die Angaben der Separatisten, nach denen die sterblichen Überreste von 282 Personen gefunden und übergeben worden sind, stimmen nicht. Holländische Experten sagten gestern in Charkow, dass es nur 200 sind. Die übrigen befinden sich entweder noch am Unglücksort oder sind wegen der hohen Temperaturen bei der Explosion vernichtet wurden. Der australische Premier Abbot, dessen Land 27 Opfer zu beklagen hat, schimpfte, dass die Unglücksstelle eher einem aufgeräumten Garten als einer gerichtsmedizinischen Untersuchung gleicht.
Fraglich ist nun, ob die Separatisten den internationalen Bergungstrupps nun freien Zugang zum Absturzgebiet gewähren.
Präsident Petro Poroschenko hat den Druck auf die pro-russischen Milizen erhöht. Er unterschrieb heute das Gesetz über eine weitere Teilmobilisierung, von der Studenten und Doktoranden allerdings ausgenommen sind. Den Kriegszustand ruft Präsident Poroschenko nicht aus, weil er fürchtet, dass dann die Ukraine von der internationalen Gemeinschaft nicht mehr finanziell unterstützt wird und Güter, die auch für die Armee wichtig sind, nicht mehr importiert werden dürfen.
Schlägerei im Parlament
Mit einer Schlägerei begann heute die Parlamentssitzung in Kiew. Grund waren Äußerungen des Chefs der Kommunistischen Partei der Ukraine Petro Symonenko, der im russischen Internet Fernsehen "LiveNews" gesagt hat, dass in der Ukraine während der Anti-Terror-Operation tausende Menschen getötet werden, um Spenderorgane für Transplantationen zu bekommen.
"Die ukrainischen Medien verbreiten Informationen, das Leute in diesem Krieg Geld damit verdienen, dass aus denen, die verletzt aber noch nicht getötet worden sind, Organe herausgeschnitten werden, mit denen dann Handel betreiben wird."
Der Abgeordnete der Partei "Swoboda" Alexej Kaida verlangte daraufhin, den kommunistischen Abgeordneten des Saales zu verweisen.
Präsident Petro Poroschenko hatte gestern Nacht verfügt, dass das Parlament die Fraktion der Kommunistischen Partei auflösen darf, zudem wird derzeit ein Verbot der Partei angestrengt.
Ihr wird vorgeworfen, sich mit den prorussischen Milizen in der Ost-Ukraine verbündet und damit gegen die Verfassung verstoßen zu haben.
Tote in Lugansk
Während bei den Kämpfen in Lugansk gestern drei Bewohner getötet worden sind, normalisiert sich in der zurückeroberten Stadt Slawiansk das Leben, heute tagte zum ersten Mal wieder der Stadtrat.
Die Einwohner sind empört.
"Haben die Abgeordneten überhaupt noch ein moralisches Recht dazu irgendwelche Arten von Entscheidungen zu treffen? Nachdem sie Separatisten, oder besser Terroristen Ponomarjow, und Girkin hier mit Applaus und Ovationen begrüßt haben."
In dem Gebäude hatten die Rebellen um ihren Anführer Ponomarjow die Besetzung der Stadt eingeläutet und über Monate aufrechterhalten. Die Befreiung hat Dutzende Tote gefordert, weit mehr als 50 Personen waren als Geiseln gefangen gehalten worden, so auch eine Beobachtermission der OSZE.
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