Ukraine-Konflikt

Provisorisch gegen eine Weltmacht

Rauch steigt am Flughafen von Donezk auf.
Rauch steigt auf: Mit solchen einem knallgelben Bus fallen die Kämpfer leicht auf © Photomig, dpa picture-alliance
Von Sabine Adler · 09.10.2014
Modellflugzeuge können in der Not zu Drohnen und Propangasflaschen zu Öfen umfunktioniert werden. Doch OSZE-Beobachter können nicht so einfach herbeigebastelt werden. 500 Beobachter will der OSZE in die Ostukraine senden. Das sind zu wenige, meint Präsident Poroschenko.
In friedlichen Zeiten ist es ein Spielzeug für Erwachsene, jetzt sollen die teuren ferngesteuerten Modellflugzeuge in der Ostukraine bei der Aufklärung helfen. Hobbymodellbauer kundschaften für die Freiwilligenbataillone die Stellungen der Separatisten aus - mit Hilfe dieser improvisierten Drohnen. Jedes Modellflugzeug kostet zwischen 5.000 und 7.000 Dollar, nie waren die Männer des Klubs der Modellflugzeugbauer in Charkiw so gefragt.
Die Modellflugzeuge werden mit einer Kamera bestückt und losgeschickt. Mit Joysticks des tragbaren Pults Höhe und Richtung gesteuert, die Daten direkt per Laptop empfangen, gespeichert und übertragen.
"Es ist gar nicht nötig, jemanden auf die gegnerische Seite zu schicken, die Gefahr, dass er nicht zurückkommt, ist viel zu groß. Ein Modellflugzeug kann das alles schnell und genau erledigen."
Bis 60 Kilometer können die Modellflugzeuge auf russisches Territorium vordringen, sie fliegen 50 bis 100 Kilometer pro Stunde und sind, solange die OSZE die zugesagten professionellen Drohnen nicht an die Ukraine geliefert hat, unverzichtbar.
Andrii Gorda ist mit seiner Einheit in der Nähe von Donezk:
"Wir müssen ständig auf Artilleriebeschuss antworten und befinden uns ganz in der Nähe der Separatisten, wir brauchen das Gerät jeden Tag."
Die vor einem Monat ausgehandelte Feuerpause wurde nach ukrainischen Angaben insgesamt 1.200 Mal gebrochen, 56 ukrainische Soldaten und 32 Zivilisten getötet. Präsident Poroschenko gerät drei Wochen vor den Parlamentswahlen unter immensen Druck. Wie bei der Waffenruhe im Juni, als die ukrainische Seite einen hohen Blutzoll bezahlte. Die Abriegelung der Grenze sei das wichtigste, um Saboteuren aus Russland den Zutritt zu verwehren. Drohnen helfen frühzeitig zu erfahren wann sie wer welchem abschnitt nähert.
130 OSZE-Beobachter reichen nicht
"Die ersten Apparate der OSZE sind angekommen, bis zum 13. Oktober sollen alle weiteren geliefert sein. Und dann werden wir die technische Möglichkeit haben, die Bewegungen über die Grenze zu kontrollieren."
Die derzeit 130 OSZE-Beobachter in der Ostukraine reichen keinesfalls für die Kontrolle der Waffenruhe aus, auch die 500 zugesagten nicht, Präsident Petro Poroschenko bittet um 1500.
Die OSZE zögert, weil sie für deren Sicherheit derzeit nicht garantieren könne. Ihren Standards entsprechend werden die Beobachter nicht nur mit kugelsicheren Westen ausgestattet, sondern auch in gepanzerte Personenwagen transportiert. Doch von den weißen Jeeps mit der blauen Schrift gibt es zu wenige, die Herstellung dauere, auch wegen der zahlreichen gleichzeitigen internationalen Konflikte.
Mit Improvisationsgeschick will jetzt Wolodimir Boriwetz, ein Schlosser aus Lemberg, den Soldaten an der Front helfen, die alten Wintermonate zu überstehen.
Fünf Stunden braucht er, um eine Propangasflasche zu einem transportable Öfen umzubauen, mit denen man kochen und heizen kann.
"Damit kann man gut heizen, ein Zelt für fünf bis zehn Mann schafft er, wenn der Winter nicht zu streng wird. Wir haben auch probiert, Kohlen aus Donezk und Lugansk zu heizen, das geht prima und erzeugt eine bedeutend größere Hitze als Feuerholz."
Eine Hilfe aus Iwanno-Frankowsk dagegen erwies sich als Bärendienst. In knallgelben Schulbussen wurden die Freiwilligen aus den Karpaten an die Front gebracht.
"Wir waren kilometerweit zu sehen und haben uns komplett lächerlich gemacht."
Ein Fall von gut gemeint.
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