Ukraine-Konflikt

Kontrolle des russischen Hilfskonvois hat begonnen

Lastwagen, die von Moskau aus Richtung Ukraine fahren.
Auslöser der Diskussion um vermeintliche Waffenlieferungen: ein Hilfskonvoi, der von Moskau aus in die Ukraine gefahren ist. © picture alliance / dpa
Von Florian Kellermann · 15.08.2014
Ukrainische Grenzschützer und Zollbeamte haben am Freitag mit der Überprüfung des russischen Hilfskonvois begonnen. Die Inspektionen fänden an einem Grenzposten auf russischem Territorium statt, sagte ein ukrainischer Militärsprecher.
Der russische Konvoi mit 280 Lastwagen hat 35 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt ein Lager aufgeschlagen. Fotos zeigen, wie die weiß gestrichenen Lkw auf freiem Feld abgestellt wurden. Die Fahrer haben eine Feldküche und Armeezelte dabei und können sich versorgen.
Wann der Konvoi die Grenze übertritt und die Hilfsgüter ins Krisengebiet bringt, ist weiter unklar. Immerhin haben ukrainische Grenzbeamte inzwischen mit der Kontrolle der Lkw begonnen. Zuvor hatten sich Russland und die Ukraine nun doch auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Nach der Kontrolle werde der Transport unter der Leitung des Roten Kreuzes über den Grenzübergang Izvarino gebracht, heißt es in einer Meldung des ukrainischen Grenzschutzes. Diesen Übergang kontrollieren separatistische Kämpfer. Die OSZE werde den ganzen Prozess begleiten. Russland trage die Verantwortung dafür, dass die Separatisten den Konvoi ohne Provokationen passieren lassen würden, erklärte das ukrainische Außenministerium.
Gleichzeitig versorge Russland die separatistischen Kämpfer weiterhin mit Waffen, heißt es in der ukrainischen Regierung. Allein heute Nacht habe es 70 Militärfahrzeuge in die ukrainische Stadt Nischne gebracht.
Zwei innerukrainische Hilfstransporte sind inzwischen in der Ostukraine eingetroffen, sie waren gestern in Charkiw und Dnjepopetrowsk gestartet. Auch sie bringen Lebensmittel, Medikamente und Hygieneprodukte. Das Rote Kreuz sei bereits dabei, die Transporte zu entladen, erklärte Irina Heraschtschenko, Beauftragte des ukrainischen Präsidenten.
"Leider haben wir noch keine Einigung mit den Separatisten, die das Krisengebiet kontrollieren. Weder wir noch das Rote Kreuz wissen bisher, wie wir die Waren sicher zu den Bedürftigen bringen können."
Seuchengefahr in Luhansk
Als besonders bedürftig gilt die Stadt Luhansk, die seit fast zwei Wochen ohne Strom und ohne fließendes Wasser ist. Da seit Tagen auch der Müll aus der Stadt nicht abtransportiert wird, besteht die Gefahr von Seuchen. In Luhansk leben noch etwa 250.000 der ursprünglich 450.000 Einwohner.
Die ukrainische Armee meldet, dass sie drei weitere kleine Städte erobert habe. Gleichzeitig bereiteten sich die Separatisten offenbar darauf vor, Gebiete zurückzuerobern, so der Sprecher der ukrainischen Armee Leonid Matjuchin.
"Sie ziehen ihre Kräfte in Snischne, Torez und Schachtarsk zusammen. Sie beschießen unsere Positionen und Straßensperren. Heute Nacht nahmen sie drei unserer Stützpunkte unter Feuer."
Immer mehr Menschen in den Großstädten des Kriegsgebietes kommen durch Artilleriebeschuss ums Leben. In den vergangenen 24 Stunden starben allein in Donezk elf Einwohner, teilte die Stadtverwaltung mit. Auch in Donezk wird die Stromversorgung zunehmend schwieriger. Allein heute Nacht seien dort 267 Transformatoren-Stationen zerstört worden, so die Stadtverwaltung. Auch hier fiel in verschiedenen Stadtvierteln deshalb die Versorgung aus.
In der westukrainischen Stadt Tschernowitz weigern sich rund 200 Soldaten eines Fallschirmjägerbataillons, in ein Ausbildungslager für den Kampf im Osten zu fahren. Ukrainische Medien berichten, die Soldaten trauten den Aussagen ihrer Vorgesetzten nicht und gingen davon aus, dass sie direkt ins Kampfgebiet geschickt würden. Die ganze Nacht über blockierten die Mütter und Ehefrauen der Soldaten die Garnison. Es gibt keine Angaben darüber, wie viele ukrainische Männer sich der Einberufung entziehen oder sich wie hier weigern, ins Kriegsgebiet zu fahren.
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