Üppige Schau
Das Kölner Sammler-Ehepaar Michael und Eleonore Stoffel vermachte seine Werke der Gegenwartskunst aus den 70er bis 90er Jahren nach seinem Tod der Münchner Pinakothek der Moderne. Dort sind nun zum ersten Mal die von ihnen zusammengetragenen Schätze von Jörg Immendorf, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, A.R. Penck und Nicola Theissen zu sehen.
Zum Entree gleich ein Paukenschlag – nein, mehrere Paukenschläge im lichten, offenen Treppenaufgang der Pinakothek der Moderne.
„Der Auftakt, das Entree, bildete auch den Auftakt in der Sammlung Stoffel im Haus der Stoffels, es waren nämlich die Bilder, die im eigentlichen Wohnbereich auch gehangen haben, schmückende Bilder, „Bildacht“ von Baselitz, das Bild „Neid und Habgier“ mit den D-Markstücken von Sigmar Polke und der abstrakte Gerhard Richter.“
Carla Schulz-Hoffmann ist die Kuratorin der Ausstellung „Passioniert Provokativ“ in der Pinakothek der Moderne, die wichtige Positionen der deutschen Malerei seit den 70er Jahren markiert. In der umfangreichen Schau spiegelt sich das Zeitgefühl einer Epoche, die Wut der 68er ebenso wie der Geist der Postmoderne, der Geschlechterkampf und das Vorpreschen der Subkulturen.
Carla Schulz-Hoffmann: „Hier in dem Raum ist deutsche Malerei, der 70er, 80er Jahre, zum einen mit Immendorf, den frühen Lidl-Bildern; Immendorf war in der Zeit so deprimiert über die Situation in Deutschland, dass er eigentlich der Meinung war, er kann dem ganzen nur mit Blödelei und mit Aktionismus, mit Wildem, Provokantem dagegen angehen, hat auch die Akademie gestürmt und wurde dann von der Akademie verwiesen, und es gab also großen Aufruhr.“
Es folgen die Café-Deutschland-Bilder von Immendorf, ein Adlerbild von Georg Baselitz, der sich in seiner frühen Zeit auch oft mit deutsch-deutschen Problemen auseinandersetzte, das riesige Werk „Helme sinkend“ von Markus Lüpertz, auf dem sich schwer und symbolisch grüne Stahlhelme häufen.
In mehreren Ausstellungsräumen werden in Werkgruppen einzelne Künstlerpersönlichkeiten beleuchtet, so zum Beispiel A.R. Penck. Der Name ist ein Pseudonym, der Künstler, eigentlich Ralf Winkler, kam aus der DDR und spielte mit diesem Namen, dem eines Eiszeitforschers, wohl auf die damalige politische Eiszeit in Deutschland an, meint die Kuratorin der Schau. Die 14-teilige Y-Serie aus der Stand-Art-Kunst, die die Formen und Kürzel prähistorischer Höhlenmalereien nutzte, versammelt als seine Botschaft einfache, allgemein verständliche und nachahmbare Bilder.
Passioniert war es wohl, das Ehepaar Stoffel, provokativ eher weniger, seine Freude an zeitgenössischer Kunst, das Engagement dafür vermittelt sich stark in der Ausstellung. Mancher der deutschen und amerikanischen Künstler stand am Anfang einer großen Karriere, andere verschwanden in der Versenkung, wie die seinerzeit gefeierten „Neuen Wilden“ der 80er. Hier sind sie präsent geblieben.
Die unkündbare Dauerleihgabe der Stoffels sei ein großes Glück für das Haus, sagt die Kuratorin Carla Schulz-Hoffmann:
„Ich hatte in den 80er Jahren eine Ausstellung sieben amerikanischer Maler gemacht und wollte in dem Zusammenhang auch einen sehr sehr wichtigen großen David Salle erwerben und war natürlich überrascht und glücklich und erstaunt zu sehen, dass ausgerechnet dieses Werk, was mir nicht gelungen ist, zu erwerben, in der Sammlung Stoffel ist.“
120 Exponate, Bilder und Installationen, spiegeln unterschiedlichste persönliche und politische Anliegen aus Deutschland und Amerika: ein Bild der Südafrikanerin Marlene Dumas, die sich mit Apartheid und Frauenunterdrückung in Südafrika beschäftigt, zeigt eine Aneinanderreihung schwarzweißer Frauenporträts. Man blickt auf verbundene und verklebte Münder, Verletzungen. Der Amerikaner Terry Winters experimentiert mit stilisierten Vergrößerungen mikroskopischer Aufnahmen, sein Landsmann Mike Kelley ist mit einer witzig-ironischen, plastisch modellierten Strickdecke repräsentiert.
Carla Schulz-Hoffmann: „Mike Kelley ist ja ein Künstler von der Westcoast, der seine Inspirationsquellen ganz deutlich, aus dem Junk-Art entnommen hat, wirklich veritabel aus dem Müll gezogen hat und der bewusst eine Kunst macht, die der einfachsten Bevölkerungsschicht völlig selbstverständlich sein könnte, der z. B. immer wieder mit gestrickten Tieren, die amerikanische Kinder aus einfachsten Gesellschaftsschichten sehr häufig hatten, aus dem Müll zusammengesucht oder aus der ganzen Thematik wirklich eine Kunst gemacht hat, die zeigt, endgültig sind diese Begrenzungen zwischen Hoch- und Subkultur vorbei.“
Martin Kippenberger, Kelleys geistiger Übervater, auch ein Meister von Witz und Ironie, ist mit einer Kunstharzbadewanne voller eingeschweißter Zigarettenkippen vertreten. Daraus ragt eine Faust hervor – da scheint gerade jemand unterzugehen in der Badewanne.
Der Rundgang durch die üppige Schau endet bei der jüngsten Teilnehmerin am Kunstzirkus, Nicola Theissen.
Carla Schulz-Hoffmann: „Das ist der Knaller, wo sich alle Schüler irgendwie fast die Nasen daran plattdrücken, die Malerei der jungen Generation ist, das ist die Nicola Theissen, das sind Figuren, die sehr reduziert sind auf Grundformen, die sehr deutlich an Comics erinnern, aber auch an die japanischen Manga-Figuren und mit diesen, auf der einen Seite clean, auf der anderen mit überzogenen Emotionen spielen.“
„Der Auftakt, das Entree, bildete auch den Auftakt in der Sammlung Stoffel im Haus der Stoffels, es waren nämlich die Bilder, die im eigentlichen Wohnbereich auch gehangen haben, schmückende Bilder, „Bildacht“ von Baselitz, das Bild „Neid und Habgier“ mit den D-Markstücken von Sigmar Polke und der abstrakte Gerhard Richter.“
Carla Schulz-Hoffmann ist die Kuratorin der Ausstellung „Passioniert Provokativ“ in der Pinakothek der Moderne, die wichtige Positionen der deutschen Malerei seit den 70er Jahren markiert. In der umfangreichen Schau spiegelt sich das Zeitgefühl einer Epoche, die Wut der 68er ebenso wie der Geist der Postmoderne, der Geschlechterkampf und das Vorpreschen der Subkulturen.
Carla Schulz-Hoffmann: „Hier in dem Raum ist deutsche Malerei, der 70er, 80er Jahre, zum einen mit Immendorf, den frühen Lidl-Bildern; Immendorf war in der Zeit so deprimiert über die Situation in Deutschland, dass er eigentlich der Meinung war, er kann dem ganzen nur mit Blödelei und mit Aktionismus, mit Wildem, Provokantem dagegen angehen, hat auch die Akademie gestürmt und wurde dann von der Akademie verwiesen, und es gab also großen Aufruhr.“
Es folgen die Café-Deutschland-Bilder von Immendorf, ein Adlerbild von Georg Baselitz, der sich in seiner frühen Zeit auch oft mit deutsch-deutschen Problemen auseinandersetzte, das riesige Werk „Helme sinkend“ von Markus Lüpertz, auf dem sich schwer und symbolisch grüne Stahlhelme häufen.
In mehreren Ausstellungsräumen werden in Werkgruppen einzelne Künstlerpersönlichkeiten beleuchtet, so zum Beispiel A.R. Penck. Der Name ist ein Pseudonym, der Künstler, eigentlich Ralf Winkler, kam aus der DDR und spielte mit diesem Namen, dem eines Eiszeitforschers, wohl auf die damalige politische Eiszeit in Deutschland an, meint die Kuratorin der Schau. Die 14-teilige Y-Serie aus der Stand-Art-Kunst, die die Formen und Kürzel prähistorischer Höhlenmalereien nutzte, versammelt als seine Botschaft einfache, allgemein verständliche und nachahmbare Bilder.
Passioniert war es wohl, das Ehepaar Stoffel, provokativ eher weniger, seine Freude an zeitgenössischer Kunst, das Engagement dafür vermittelt sich stark in der Ausstellung. Mancher der deutschen und amerikanischen Künstler stand am Anfang einer großen Karriere, andere verschwanden in der Versenkung, wie die seinerzeit gefeierten „Neuen Wilden“ der 80er. Hier sind sie präsent geblieben.
Die unkündbare Dauerleihgabe der Stoffels sei ein großes Glück für das Haus, sagt die Kuratorin Carla Schulz-Hoffmann:
„Ich hatte in den 80er Jahren eine Ausstellung sieben amerikanischer Maler gemacht und wollte in dem Zusammenhang auch einen sehr sehr wichtigen großen David Salle erwerben und war natürlich überrascht und glücklich und erstaunt zu sehen, dass ausgerechnet dieses Werk, was mir nicht gelungen ist, zu erwerben, in der Sammlung Stoffel ist.“
120 Exponate, Bilder und Installationen, spiegeln unterschiedlichste persönliche und politische Anliegen aus Deutschland und Amerika: ein Bild der Südafrikanerin Marlene Dumas, die sich mit Apartheid und Frauenunterdrückung in Südafrika beschäftigt, zeigt eine Aneinanderreihung schwarzweißer Frauenporträts. Man blickt auf verbundene und verklebte Münder, Verletzungen. Der Amerikaner Terry Winters experimentiert mit stilisierten Vergrößerungen mikroskopischer Aufnahmen, sein Landsmann Mike Kelley ist mit einer witzig-ironischen, plastisch modellierten Strickdecke repräsentiert.
Carla Schulz-Hoffmann: „Mike Kelley ist ja ein Künstler von der Westcoast, der seine Inspirationsquellen ganz deutlich, aus dem Junk-Art entnommen hat, wirklich veritabel aus dem Müll gezogen hat und der bewusst eine Kunst macht, die der einfachsten Bevölkerungsschicht völlig selbstverständlich sein könnte, der z. B. immer wieder mit gestrickten Tieren, die amerikanische Kinder aus einfachsten Gesellschaftsschichten sehr häufig hatten, aus dem Müll zusammengesucht oder aus der ganzen Thematik wirklich eine Kunst gemacht hat, die zeigt, endgültig sind diese Begrenzungen zwischen Hoch- und Subkultur vorbei.“
Martin Kippenberger, Kelleys geistiger Übervater, auch ein Meister von Witz und Ironie, ist mit einer Kunstharzbadewanne voller eingeschweißter Zigarettenkippen vertreten. Daraus ragt eine Faust hervor – da scheint gerade jemand unterzugehen in der Badewanne.
Der Rundgang durch die üppige Schau endet bei der jüngsten Teilnehmerin am Kunstzirkus, Nicola Theissen.
Carla Schulz-Hoffmann: „Das ist der Knaller, wo sich alle Schüler irgendwie fast die Nasen daran plattdrücken, die Malerei der jungen Generation ist, das ist die Nicola Theissen, das sind Figuren, die sehr reduziert sind auf Grundformen, die sehr deutlich an Comics erinnern, aber auch an die japanischen Manga-Figuren und mit diesen, auf der einen Seite clean, auf der anderen mit überzogenen Emotionen spielen.“