Überzeugt vom Erfolg
Sogar die Schiffe auf der Spree will Berlin auf umweltfreundlich trimmen. Und die Zahl der Autos mit hohem Schadstoffausstoß sei seit Einführung der Umweltplakette um etwa 60 Prozent zurückgegangen, heißt es vonseiten des Senats, der mit viel Verve auf die neuen Verordnungen setzt.
Von vielen tausend Anzeigen in den vergangenen elf Monaten sind am Ende nur etwa fünftausend Bußgeldbescheide tatsächlich verschickt worden. Dabei ist die Zahl der Verstöße innerhalb der Berliner Umweltzone schon nach dem ersten Monat deutlich zurückgegangen. Vierzig Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg, das schreckt offensichtlich viele Autofahrer ab. Heidi Neri und Petra Andermann tragen die dunkelblaue Uniform vom Ordnungsamt, sind unterwegs in Berlin Mitte.
"Plakette ham se alle, diese Umweltplakette. Alle anständig, alle haben eine Umweltplakette, auch die Westdeutschen."
Ein Passant bleibt stehen. Petra Andermann erklärt die Ausnahmen: Historische Fahrzeuge, Diplomatenkennzeichen, rote Kennzeichen und Autos mit Schwerbehindertenausweis. Der Berliner schüttelt den Kopf. Wie viele bezweifelt auch er den Nutzen der roten, gelben und grünen Plaketten mit den Schadstoffnormen zwei, drei und vier.
"Natürlich, am S-Bahnring hört sofort die Schadstoffemission auf und danach geht se weiter. Ist doch janz logisch, is doch so, dafür ist die Plakette sinnvoll oder ?"
Er grinst, geht weiter. Eine Straße weiter, ein rotes Auto mit Roststellen, Berliner Kennzeichen, mindestens zehn Jahre alt, in der Frontscheibe liegt keine Feinstaubplakette. Ein älterer Mann in braunem Anorak kommt aus einem Geschäft, läuft zum Auto. Sein Gesicht ist bleich, das Kinn zittert.
"Ich bin gerade erst wiedergekommen aus der Kur. Ich muss morgen zum TÜV, zum Umschreiben, ich habe einen Kat drin. Dann kriege ich die Plakette auch."
Die beiden Frauen vom Ordnungsamt haben ein Einsehen. Es bleibt der einzige Plakettenfall an diesem Tag:
"Aber bitte kümmern sie sich dann auch um die Plakette."
Ein anderer ist gerade dabei ins Auto zu steigen, zeigt auf die Frontscheibe. Ja, er hat eine Plakette, die Grüne mit der vier, die mit der besten Schadstoffnorm und trotzdem.
"Mal wieder eine andere Form der Geldmacherei ohne Sinn und Verstand. Weil ich glaube hinsichtlich der Umwelt wird sich weder etwas verbessern noch verschlechtern. Also schlicht und ergreifend Geldmacherei, vierzig Euro und ein Punkt in Flensburg. Ich find's ärgerlich."
Bessere Luft durch weniger Feinstaub und Stickstoffdioxid. Was einfach klingt, ist kompliziert zu messen. Seit September werden Feinstaubpartikel und Rußwerte an verschiedenen Straßen innerhalb und außerhalb der Umweltzone gemessen. Konkrete Ergebnisse wird die Senatsverwaltung erst im nächsten Frühjahr präsentieren.
Bernd Lehming ist zuständig für Immissionsschutz. Er blättert in seinen Unterlagen, nickt zufrieden. Von 80.000 betroffenen Fahrzeugen sind nur noch 30.000 ohne Feinstaubplakette. Die Zahl der Autos mit hohem Schadstoffausstoß ist seit Januar um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Eine gute Nachricht gegen alle anfängliche Skepsis, meint Bernd Lehming:
"Weil ja die Prognosen anfangs sehr skeptisch waren, weil es so viel wirtschaftliche Schwierigkeiten geben sollte, und wir haben gesehen, dass sich die Leute, dass sich das Gewerbe durch die frühe Ankündigung rechtzeitig darauf eingestellt haben und das halten wir schon für sehr erfolgreich.
Es liegt sicher auch daran, dass wir die politische Entscheidung konsequent umgesetzt haben. Das ist sicherlich in anderen Städten nicht so konsequent gemacht worden, und es wäre interessant, wie man die Vergleiche auswertet zwischen Köln, Hannover und Berlin."
LKW-Fahrverbote und Tempo-30-Zonen ergänzen das Projekt Berliner Umweltzone. Auch die Busse der Berliner Verkehrsbetriebe sind inzwischen mit Rußpartikelfiltern ausgestattet und sogar die Schiffe auf der Spree sollen umgerüstet werden. Schließlich fahren auch sie in der Innenstadt mitten durch die Umweltzone.
Bernd Lehming: "Also wir haben seit Oktober diesen Jahres drei Schiffe der Weißen Flotte, das sind bei uns die Fahrgastschiffe in Berlin mit drei verschiedenen Rußfiltertypen ausgerüstet, und wir wollen testen, ob diese Rußfilter die gleichen Umsatzraten haben wie zum Beispiel beim PKW oder LKW und wenn sich das bewährt, haben die Reedereien zugesagt, alle ihre Schiffe mit Rußfiltern auszurüsten."
Berlin will in Sachen Umweltzone Vorreiter in Deutschland sein. Ab 2010 wird eine zweite Stufe eingeführt. Dann dürfen nur noch Autos mit einer grünen Plakette und der vier für die beste Schadstoffnorm in der Umweltzone unterwegs sein.
Das wissen die wenigsten, sagt Heiko Balsmeyer, Verkehrsreferent beim Verkehrsclub Deutschland. Alle Schreckensszenarien vom Ausbleiben der Touristen und einer Pleitewelle bei Gewerbetreibenden haben sich nicht bestätigt. Doch die Skepsis ist geblieben.
Heiko Balsmeyer: "Der Tenor ist eher eine Skepsis gegenüber den Umweltzonen, und die ist ja auch berechtigt. Die Skepsis kommt ja daher, dass die Leute sagen, da sind Umweltzonen eingerichtet worden, aber die Wirkung ist relativ gering. Stimmt, aber das hat damit zu tun, wie man die Zufahrtsbedingungen zu den Zonen ausgestaltet und wenn man die entsprechend verschärft, so wie es Berlin Anfang 2010 tun wird, dann hat man auch die entsprechende Wirkung, dann wird die Skepsis der Leute auch verschwinden."
Er ist überzeugt: Das Konzept Umweltzone wird ein Erfolg:
"Berlin ist tatsächlich im Bereich der Umweltzone und der Feinstaubproblematik Vorreiter, und für uns ist sehr sehr wichtig, dass Berlin am 1. 1. 2010 zu den geplanten Maßnahmen steht, weil Berlin halt Vorreiter ist."
"Plakette ham se alle, diese Umweltplakette. Alle anständig, alle haben eine Umweltplakette, auch die Westdeutschen."
Ein Passant bleibt stehen. Petra Andermann erklärt die Ausnahmen: Historische Fahrzeuge, Diplomatenkennzeichen, rote Kennzeichen und Autos mit Schwerbehindertenausweis. Der Berliner schüttelt den Kopf. Wie viele bezweifelt auch er den Nutzen der roten, gelben und grünen Plaketten mit den Schadstoffnormen zwei, drei und vier.
"Natürlich, am S-Bahnring hört sofort die Schadstoffemission auf und danach geht se weiter. Ist doch janz logisch, is doch so, dafür ist die Plakette sinnvoll oder ?"
Er grinst, geht weiter. Eine Straße weiter, ein rotes Auto mit Roststellen, Berliner Kennzeichen, mindestens zehn Jahre alt, in der Frontscheibe liegt keine Feinstaubplakette. Ein älterer Mann in braunem Anorak kommt aus einem Geschäft, läuft zum Auto. Sein Gesicht ist bleich, das Kinn zittert.
"Ich bin gerade erst wiedergekommen aus der Kur. Ich muss morgen zum TÜV, zum Umschreiben, ich habe einen Kat drin. Dann kriege ich die Plakette auch."
Die beiden Frauen vom Ordnungsamt haben ein Einsehen. Es bleibt der einzige Plakettenfall an diesem Tag:
"Aber bitte kümmern sie sich dann auch um die Plakette."
Ein anderer ist gerade dabei ins Auto zu steigen, zeigt auf die Frontscheibe. Ja, er hat eine Plakette, die Grüne mit der vier, die mit der besten Schadstoffnorm und trotzdem.
"Mal wieder eine andere Form der Geldmacherei ohne Sinn und Verstand. Weil ich glaube hinsichtlich der Umwelt wird sich weder etwas verbessern noch verschlechtern. Also schlicht und ergreifend Geldmacherei, vierzig Euro und ein Punkt in Flensburg. Ich find's ärgerlich."
Bessere Luft durch weniger Feinstaub und Stickstoffdioxid. Was einfach klingt, ist kompliziert zu messen. Seit September werden Feinstaubpartikel und Rußwerte an verschiedenen Straßen innerhalb und außerhalb der Umweltzone gemessen. Konkrete Ergebnisse wird die Senatsverwaltung erst im nächsten Frühjahr präsentieren.
Bernd Lehming ist zuständig für Immissionsschutz. Er blättert in seinen Unterlagen, nickt zufrieden. Von 80.000 betroffenen Fahrzeugen sind nur noch 30.000 ohne Feinstaubplakette. Die Zahl der Autos mit hohem Schadstoffausstoß ist seit Januar um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Eine gute Nachricht gegen alle anfängliche Skepsis, meint Bernd Lehming:
"Weil ja die Prognosen anfangs sehr skeptisch waren, weil es so viel wirtschaftliche Schwierigkeiten geben sollte, und wir haben gesehen, dass sich die Leute, dass sich das Gewerbe durch die frühe Ankündigung rechtzeitig darauf eingestellt haben und das halten wir schon für sehr erfolgreich.
Es liegt sicher auch daran, dass wir die politische Entscheidung konsequent umgesetzt haben. Das ist sicherlich in anderen Städten nicht so konsequent gemacht worden, und es wäre interessant, wie man die Vergleiche auswertet zwischen Köln, Hannover und Berlin."
LKW-Fahrverbote und Tempo-30-Zonen ergänzen das Projekt Berliner Umweltzone. Auch die Busse der Berliner Verkehrsbetriebe sind inzwischen mit Rußpartikelfiltern ausgestattet und sogar die Schiffe auf der Spree sollen umgerüstet werden. Schließlich fahren auch sie in der Innenstadt mitten durch die Umweltzone.
Bernd Lehming: "Also wir haben seit Oktober diesen Jahres drei Schiffe der Weißen Flotte, das sind bei uns die Fahrgastschiffe in Berlin mit drei verschiedenen Rußfiltertypen ausgerüstet, und wir wollen testen, ob diese Rußfilter die gleichen Umsatzraten haben wie zum Beispiel beim PKW oder LKW und wenn sich das bewährt, haben die Reedereien zugesagt, alle ihre Schiffe mit Rußfiltern auszurüsten."
Berlin will in Sachen Umweltzone Vorreiter in Deutschland sein. Ab 2010 wird eine zweite Stufe eingeführt. Dann dürfen nur noch Autos mit einer grünen Plakette und der vier für die beste Schadstoffnorm in der Umweltzone unterwegs sein.
Das wissen die wenigsten, sagt Heiko Balsmeyer, Verkehrsreferent beim Verkehrsclub Deutschland. Alle Schreckensszenarien vom Ausbleiben der Touristen und einer Pleitewelle bei Gewerbetreibenden haben sich nicht bestätigt. Doch die Skepsis ist geblieben.
Heiko Balsmeyer: "Der Tenor ist eher eine Skepsis gegenüber den Umweltzonen, und die ist ja auch berechtigt. Die Skepsis kommt ja daher, dass die Leute sagen, da sind Umweltzonen eingerichtet worden, aber die Wirkung ist relativ gering. Stimmt, aber das hat damit zu tun, wie man die Zufahrtsbedingungen zu den Zonen ausgestaltet und wenn man die entsprechend verschärft, so wie es Berlin Anfang 2010 tun wird, dann hat man auch die entsprechende Wirkung, dann wird die Skepsis der Leute auch verschwinden."
Er ist überzeugt: Das Konzept Umweltzone wird ein Erfolg:
"Berlin ist tatsächlich im Bereich der Umweltzone und der Feinstaubproblematik Vorreiter, und für uns ist sehr sehr wichtig, dass Berlin am 1. 1. 2010 zu den geplanten Maßnahmen steht, weil Berlin halt Vorreiter ist."