"Überzeugend geschriebenes Buch"

In der Debatte um das Buch "Das Amt und die Vergangenheit", das Verstrickungen des Auswärtigen Amtes in die Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus dokumentiert, hat der Historiker Jürgen Kocka die Studie gegen Kritik verteidigt. "Das Amt" sei ein "solide und überzeugend geschriebenes Buch", sagte Kocka im Deutschlandradio Kultur.
In bestimmten Bereichen, besonders was die Personalpolitik des Auswärtigen Amtes nach 1945 angeht, enthalte die Studie Neues. Ansonsten sei es eine "gekonnte Zusammenfassung" der Geschichte des Auswärtigen Amtes von den 30er- bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. "Eine der großen Leistungen ist, das, was Fachleuten, Spezialisten länger bekannt ist, nun auch einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt zu haben, und ich denke, das gelingt diesem Buch sehr gut", so der Historiker und ehemalige Präsident des Wissenschaftszentrums Berlin.

Kocka verglich die gegenwärtige Debatte mit der Diskussion um die Wehrmachtsausstellung vor einigen Jahren. Auch die Beteiligung der Wehrmacht am Vernichtungskrieg sei bereits bekannt gewesen. Aber erst durch die Ausstellung sei dies auch einer breiteren Öffentlichkeit präsent geworden. "Und ein wenig läuft das nun in Bezug auf dieses andere große Institut unserer konservativen Traditionen, das Auswärtige Amt, welches ja lange nach 1945 selbst mitgeholfen hat, eine gewisse Legende aufzubauen."

Dagegen wende sich das Buch und zeige "wieder mal, wie eng verflochten die Geschichte der Deutschen und die Geschichte des Nationalsozialismus zwischen 33 und 45 war. Da war nicht ein isolierbarer Nationalsozialismus und daneben verlief ein gesundes Stück Geschichte, sondern die deutsche Gesellschaft hat in sehr vielen ihrer Bestandteile diesem Nationalsozialismus, diesem Hitler-Regime zugearbeitet", betonte Kocka.

Das vollständige Interview mit Jürgen Kocka können Sie bis zum 11. April 2011 in unserem Audio-on-Demand-Angebot als MP3-Audio hören.